Süßer die Glocken (German Edition)
unterirdischen Parkbereich führen würde.
Abermals das Zirpen. »… es sei denn, du willst ein echt geiles Weihnachtsfest erleben, das du so schnell nicht vergessen wirst. Dann geh durch die Eisentür.«
ER MUSS MICH DURCH DIE KAMERAS BEOBACHTEN! VERD… ICH MEINE, DANN IST ER EIN CENTRALISMANN!
Viola war verblüfft und durcheinander, aber merkwürdigerweise verspürte sie nach wie vor keine Furcht.
Schließlich ist Weihnachten
, dachte sie sich, jetzt auch mit einer Spur von Trotz.
Genau, ertönte wieder die ihr wohlbekannte spöttische Stimme in ihrem Innern, das Fest der Liebe und der wundersamen Begebenheiten! Wahrscheinlich begegnest du gleich den Heiligen Drei Königen. Einer von denen hieß ja auch Balthasar.
Viola schritt durch die eiserne Tür und ging zügig um die nächste Ecke, hinter der ihr Mercedes stehen musste.
Und richtig, da war er.
An die Motorhaube gelehnt stand der Weihnachtsmann.
Vollkommen perplex blieb Viola stehen, als hielten Magnete ihre Füße an den Boden genagelt.
Das Spiel ist offenbar noch lange nicht zu Ende. Es fängt gerade erst an.
In ein typisches rotes Kostüm war er gekleidet, samt weißem Rauschebart, Mütze und allem, das Kostüm aber lag eng an und überhaupt wirkte die Gestalt …
Viola ahnte etwas, noch ehe der »Weihnachtsmann« den Mund öffnete und mit angenehmer weiblicher Stimme sagte: »O Leandra – wie schön, dass du da bist. Du wurdest mir soeben angekündigt …«
Schwungvoll nahm sich die Frau Bart und Mütze ab und schüttelte eine prächtige rotbraune Mähne. Ihre dunkel geschminkten Augen funkelten wie Honig, und sie kam mit dem geschmeidigen Gang einer Pantherin auf Viola zu.
»Keine Sorge, ich weiß, dass du in Wahrheit Viola Singer heißt, und glaube mir, dein kleines Geheimnis ist bei mir – bei uns! – gut aufgehoben. Mein Name ist Jolita Braun, und ich freue mich, dich zu unserer kleinen Weihnachtsfeier einzuladen.«
Viola brachte kein einziges Wort hervor – diese Überraschung überwältigte sie total, und erstmals verstummte auch ihre nervige innere Stimme, der sonst IMMER etwas Spöttisches eingefallen war.
Gleichzeitig stellte sie fest, dass sie ihre Chefin attraktiv fand. Jolita stand jetzt dicht vor ihr, lächelte sie freundlich, ja beinahe liebevoll an und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
»Willkommen bei uns, Viola«, sagte sie weich.
»Meinen ›Nikolaus‹«, sie lachte schelmisch, »kennst du ja bereits – er wird sich nachher auch wieder zu uns gesellen – hier nun meine persönliche Zofe Ruprechta. Sie ist für Züchtigungen zuständig …«
Um Violas Mercedes herum kam ein Mädchen in viktorianischerDienerinnenkleidung, mit streng zurückgekämmtem Haar von unbestimmbarer Farbe, und sie hielt tatsächlich eine Rute in der Hand! Ein süßer Lustschauer durchrann Violas Leib bei diesem Anblick; lebhaft dachte sie an ein paar ihrer heißesten Phantasien … Ihre Augen richteten sich wieder auf Jolita.
»Bist du, ähm … sind Sie Balthasar?«, stieß Viola plötzlich hervor.
»Ah, du hast deine Sprache wiedergefunden! Sehr gut. Balthasar … ja, er hat dich ein wenig aufgetaut, dich aus deinem Schneckenhaus geholt, nicht wahr? Weißt du, jeder von uns spielt viele Rollen. Eine Binsenweisheit, klar, aber Rollenspiel an sich ist mir sehr wichtig. Dieses ganz spezielle Spiel … du weißt was ich meine?«
»Ich glaube ja«, hauchte Viola.
»Dann zieh dich aus. Sei unbesorgt wegen der etwas unangenehmen Temperaturen, nur ein paar Schritte von hier haben wir einen Raum eingerichtet, der mollig warm ist.«
Wie in Trance gehorchte Viola, und als sie ganz nackt vor ihrer Chefin stand, nahm diese ihrer Zofe Ruprechta die Weidenrute aus der Hand und strich damit zart, unendlich zart über die helle Haut der jungen Frau. Wohlgefällig glitten Jolita Brauns nachtdunkle Blicke über Violas zierlichen Körper.
Viola seufzte leise. Ehe sie jedoch zu zittern anfangen konnte – es war wirklich klamm hier unten in der Tiefgarage – legte Jolita ihr den Arm um die Schultern und führte sie, wie angekündigt, ein paar Schritte weiter.
In einem provisorisch mit Tüchern und Decken eingerichteten Raum, der zwei Garagenabteile einnahm, erwartete sie nicht nur die versprochene Wärme (sie rührte von einigen Radiatoren und Heizstrahlern her), sondern auch ein kleiner, geschmückter und mit elektrischen Kerzen versehener Weihnachtsbaum auf einem Tischchen, diverse festliche Deko und Adventsgebäck in Schüsseln.
Wie
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