Süßer die Glocken (German Edition)
brummte er dicht an ihrem Ohr. Er küsste sie erneut und sie schlang ihm die Arme um den Hals. Seine Zunge tauchte tief in ihren Mund. Durch den Stoff ihrer warmen Strumpfhose spürte sie, wie er mit einer Hand an ihrem Oberschenkel emporglitt. So viel Vorwitzigkeit hätte sie hinter diesen Brillengläsern gar nicht vermutet. Es war sexy, was er da mit ihr tat, aber sie hatte nicht vor, sich so rasch hin- und wegzugeben. Sie zappelte und schlüpfte unter seinem Arm hindurch.
»Oh nein! Also Erstens, Erstens mag ich keine Männer. Also, nicht mehr. Nicht in nächster Zeit. Das habe ich mir fest vorgenommen. Und Zweitens haben wir noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen.«
»Und das wäre?«
Ella lief zurück zur Haustür und kam nach kurzer Zeit mit einer Säge in der Hand zurück. »Hier, die habe ich gestern neben der Tür stehen sehen. Sie ist ideal, um das wichtigste Utensil zu besorgen, das man für Weihnachten braucht.«
»Und das wäre?«, wiederholte Justus. Sie war einfach zu schnell für ihn. Er blinzelte. Seine Brille war beschlagen. Er schmeckte immer noch die Lippen dieser Frau mit dem Rentierpulli und dem Masterplan für Weihnachten auf seinen und alles an ihmmeldete, dass er mehr davon wollte. Wieso lief sie jetzt weg? Was immer sie noch so dringend haben musste für ihr Weihnachten … konnte es nicht warten?
»Na WAS wohl?? Der BAUM!«, rief Ella und klang als hätte er gerade die absurdeste Frage der Welt gestellt. »Direkt hinter dem Garten beginnt ein Waldstück und im Sommer habe ich da jede Menge Tannen gesehen, die jetzt die perfekte Größe für einen Weihnachtsbaum haben müssten. Und darum holen wir uns jetzt eine davon.« Sie stapfte voran durch den Schnee, zur hinteren Gartenpforte hinaus. Justus hatte Mühe, ihr zu folgen.
»Ist das nicht verboten? Man darf doch nicht einfach in den Wald spazieren und … ich meine … «, er musste nach Luft schnappen. » … wenn das nun jeder …«
»Macht aber nicht jeder. Oder siehst du hier außer uns noch jemanden? Eben. Machen nur wir. Und Weihnachten OHNE Baum? No way, José-y.«
Mit wachsendem Vergnügen hüpfte sie von einer Tanne zur nächsten. Prüfte Größe, klopfte und schüttelte den Schnee ab um den Wuchs der Zweige zu begutachten und dann zu verkünden, dass »der Engel nicht auf die Spitze« passe oder »die Krippe nicht darunter«. Als Justus schon glaubte, es würde ewig so weitergehen, da deutete sie auf einen der Bäume und verkündete: »DER hier ist perfekt. Komm her, du musst sägen!«
Er kam näher. »Aha«, sagte er dicht vor ihrem Gesicht. Sein Atem hüllte sie wie eine weiße Wolke ein. »Ich MUSS also sägen. Dafür will ich aber auch etwas haben.«
Sie blinzelte gegen die tiefstehende Sonne an zu ihm hinauf. Harry Potter, schoss es ihr wieder durch den Kopf. Original. Fehlt nur die Narbe auf der Stirn. »Du bekommst eventuell etwas, wenn du fertig bist. Vorher auf gar keinen Fall.«
Selbstverständlich verschwieg sie ihm, dass es ihr mindestens genauso schwer fiel wie ihm, so lange zu warten. Sie wollte ihn unbedingt dringend noch einmal küssen. Noch mehrere Male. Soviel stand fest. Doch außer dem Rezept für den Weihnachtsstollen hatte Ellas Großmutter ihr auch noch den Rat vermacht, es einem Mann nie ZU leicht zu machen.
Ergeben seufzte er und machte sich an die Arbeit. Sie spielte also eine Runde »So leicht kriegst du mich nicht, Freundchen« mit ihm. Sollte ihm Recht sein. Er hatte genau gespürt, wie sie sich seinen Küssen überlassen hatte und er wusste, sie wollte mehr davon haben. Und wenn der Weg dahin eben über einen gefällten Tannenbaum führte, bitteschön!
Ella lehnte sich an den Stamm einer dicken, alten Eiche, die in der Nähe stand und schaute Justus zu. Ein wenig ungelenk stellte er sich an. Man sah, dass er diese Art von Arbeit nicht jeden Tag erledigte. Sie beobachtete, wie er die Säge im Stamm verkantete, ausrutschte und auf dem Hosenboden landete und hörte, wie er sich fluchend wieder aufrappelte. Sie musste lächeln, als sie das Kribbeln in ihrem Magen spürte, das sich immer einstellte, wenn sie jemanden ungeheuer reizvoll fand. Vielleicht war Justus ihr ganz persönliches Bonusgeschenk direkt vom Weihnachtsmann, um ihr angeschlagenes Herz ein wenig zu trösten. So wie dieser Mann küsste, musste er einen direkten Draht in die Abteilung »Weihnachtswunder, Überirdisches und andere Phänomene« haben. Wer hätte das gedacht, dass ihr Weihnachten nach alldem, was gewesen war, nun
Weitere Kostenlose Bücher