Süßer die Glocken (German Edition)
genug war, das Angebot der beiden anzunehmen.
Tina seufzte. Sie würde Jens doch das Smartphone kaufen.
Der Arme ahnte ja nicht, welch heißes Geschenk er deswegen verpasste.
Aber vielleicht war es auch gut so, dass er ahnungslos war …
Da sie genau wusste, welche Wünsche Jens hatte, ging es sehr schnell mit dem Handykauf. Schwieriger war das Geschenk für Lena. Die kam jetzt in ein Alter, in dem sie sich nicht mehr für Barbie interessierte. Sie hatte sogar schon den Wunsch geäußert, mit ihren Freundinnen auf einen Kurztrip nach London zu fliegen.
Einstimmig hatten Jens und sie erklärt, dass das nicht in Frage kam. Dabei war Tina froh, dass sie noch nach London wollte, und nicht in die Stadt der Liebe.
Doch dann kam sie am Reisebüro vorbei, und aus einer verrückten Laune heraus erstand sie einen Reisegutschein.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen dabei, weil Jens so entschieden dagegen gewesen war. Außerdem war ihr nur zu bewusst, dass ihr Hauptaugenmerk nicht darauf lag, dass ihre Tochter ihren Horizont erweiterte. Sie dachte vielmehr an die dadurchgewonnene Zeit, in der sie mit ihrem Mann durch die heimische Fauna tollen würde.
Da sie auf dem Weg zum Auto nicht schwer zu tragen hatte (ein Smartphone und ein Reisegutschein wogen wirklich nicht viel), machte es ihr nichts aus, einen Umweg zu gehen. Es erschien ihr sicherer, nicht mehr an dem Fotoladen vorbeizukommen. Sie fühlte sich wie eine Katze, die um den heißen Brei herumschlich, und genaugenommen war sie das auch. Eine rollige Katze.
Aber der Brei war einfach zu heiß.
Noch.
Tina war eine gute Hausfrau, und so ließ sie sich ihr Gefühlschaos nicht anmerken. Sie machte ihrer Familie ein ordentliches Abendessen, und fragte Jens wie es auf der Arbeit und Lena, wie es in der Schule gewesen war.
Als sie ein Glas Gurken aus dem Schrank holte, stand plötzlich Jens hinter ihr. Er flüsterte ihr ins Ohr: »Du bist heute aber ganz schön fickrig!«
Dabei grinste er unverschämt, strich ihr sogar einmal flüchtig über den Hintern.
Tina wurde rot, ignorierte ihn aber.
Sie gingen sehr früh zu Bett, an diesem Tag. Und später schoss Tina durch den Kopf: Frau Mayer muss mich für eine sehr schlampige Hausfrau halten, bei all den Spinnen …
Die Zeit bis zum Heiligabend verrann quälend langsam. Jeden Tag spielte Tina mit dem Gedanken, das Smartphone zurückzugeben und stattdessen eine erotische Fotosession zu buchen.
Sie kommen alle wieder, hatte der gut aussehende Fotograf gesagt, und seine Stimme hatte dabei sehr selbstsicher geklungen.
Sie blieb jedoch hart, auch wenn das zur Folge hatte, dass eine wahre Spinneninvasion sie nächtens im Schlafzimmer heimsuchte. Jens musste eigentlich Verdacht schöpfen. Sie hatten häufiger Sex,als alle ihre Freundinnen, aber das war sogar für ihre Verhältnisse überragend viel.
Manchmal ertappte er sie dabei, wie sie sehnsüchtig auf den Schnee draußen starrte.
»Ich liebe weiße Weihnachten«, sagte er dann.
Tina wurde rot, nickte heftig und sagte: »Ja, weiße Weihnachten …«
Noch nie war ihr das Warten auf das Christkind so schwer gefallen.
Dann, endlich, war Heiligabend. Der Baum war geschmückt, die Gans gegessen. Nun ging es an das Verteilen der Geschenke.
»Bescherung!«, schrie Lena. Sie rannte zum Baum, unter dem die Geschenke nicht sonderlich viel Platz einnahmen.
»Das Große ist bestimmt für mich!« Sie griff danach und sagte enttäuscht: »Für Mama.«
Tinas Hände zitterten, als sie es auspackte.
»Eine Winterjacke?«, fragte sie überrascht.
»Ja«, sagte Jens. »Mit Klettverschluss. Die kann man ganz leicht an- und ausziehen!« Dabei grinste er anzüglich.
Tina runzelte die Stirn. Was sollte sie darauf sagen?
Bevor ihr etwas Passendes einfiel schrie Lena: »Ein Reisegutschein! Das ist ja sowas von geil!« Sie rannte auf Jens zu, umarmte ihn und schrie: »Danke, Papa!«
Tina runzelte noch einmal die Stirn. Doch auch diesmal musste sie nichts dazu sagen, denn ihre Tochter schrie erneut: »Noch ein Reisegutschein? Seid ihr bekloppt? Könnt ihr euch nicht besser absprechen?«
»Das Danke, Papa von vorhin hat mir besser gefallen«, sagte Tina. »Wie wäre es mit einem Danke, Mama?«
»Danke, Mama«, sagte Lena und umarmte Tina pflichtbewusst.
Tina nickte, dann sah sie ihren Mann an. Absprechen war etwas für Anfänger. Sie verstanden sich auch ohne Worte…
»Und was bekomme ich?« Jens stand die Vorfreude ins Gesicht geschrieben.
Auch seine Hände zitterten, als er sein
Weitere Kostenlose Bücher