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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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Elise breitete sie aus, West-Texas auf meinem, Ost-Texas auf ihrem Schoß.
    »Ich bin traurig, wegen des kleinen Mädchens«, sagte ich. Ich war gar nicht traurig, dachte aber, wenn ich es sagte, würde ich es vielleicht empfinden.
    Meine Mutter drehte sich um, sah mich an und schüttelte sachte den Kopf.
    »Was ist?«, sagte ich. Sie gab keine Antwort. »Was ist?«, wiederholte ich. Ich seufzte und fuhr mit dem Finger den Highway entlang.
    »›Willkommen im großartigen Staat Texas‹«, las Elise. »›Ob Sie uns besuchen oder hier leben, nutzen Sie die unermesslichen und abwechslungsreichen Reisemöglichkeiten, die Texas bietet.‹ Na, vielen Dank. Wir haben es jedenfalls nicht vor.« Sie begann, verschiedene Städte, die auf unserer Route lagen, zu googeln, sie wollte wissen, ob es etwas Sehenswertes gab, auch wenn allen klar war, dass wir die Fahrt nicht unterbrechen würden. Eigentlich wollte das eigentlich auch keiner. Wir wollten nur wissen, was wir verpassten.
    »Wir kommen ziemlich nah an Mexiko ran«, sagte ich. »Vielleicht könnten wir kurz über die Grenze fahren.«
    »Dort herrschen Drogenkriege«, sagte unser Vater. Er hatte einen Artikel über eine Touristenstadt gelesen, in der die Kinder seit Februar nicht mehr zur Schule gegangen waren, weil die Drogenkartelle die Hälfte der Lehrergehälter für sich beanspruchten und die Lehrer daraufhin den Unterricht boykottiert hatten. Als Reaktion darauf wurden sie von den Kartellen enthauptet und die Köpfe auf den Straßen liegengelassen. Ich schaute meine Mutter an, um zu sehen, ob sie ihm eine Hand auf den Arm legen oder ihm einen Blick zuwerfen würde. Aber sie tat es nicht.
    Elise drehte die Karte um, und wir betrachteten das Foto des Gouverneurs und seiner Frau.
    Sie waren hübsch, auf die übliche Politiker-Art: steifes Haar, fest geschlossener Mund, lächelnd. Die Frau war blond mit fahler Haut und gläsernen Augen; sie sah aus wie eine Puppe. Der Gouverneur wirkte nicht viel angenehmer. Elise faltete die Karte falsch, faltete sie so lange auf und zusammen, bis es ihr endlich richtig gelang.
    Ich nahm das Ei aus meiner Tasche, es war völlig intakt.
    »Woher hast du das?«, fragte Elise.
    »Von der Tankstelle.«
    »Wie eklig.«
    »Du findest alles eklig.«
    »Was gibt’s? Hast du für mich auch was?«, fragte mein Vater.
    »Ein Ei. Und nein, ich hab nicht gewusst, dass du eins wolltest.« Ich bot es ihm an, und er nahm es, ohne zu zögern, also verzichtete ich und riss die Snickers auf. Ich brach ein dickes Stück ab und hielt es Elise hin, die den Kopf schüttelte. Ich würde nie so schlank sein wie sie. Sie behauptete, ich müsste einfach mal einen Monat lang hungern oder allerhöchstens sechs Wochen, aber das gelang mir nicht. Es fühlte sich immer gleich wie für immer an.
    »Möchtest du Salz?«, fragte unsere Mutter und suchte im Handschuhfach nach einem verirrten Tütchen, doch das Ei war bereits verschwunden. Elise war die einzige Schlanke von uns, und ich war froh, dass nicht ausnahmslos alle in unserer Familie übergewichtig waren – das hätte nach einem grundlegenden Defekt ausgesehen, einem, der nie wieder zu beheben war.
    Unser Vater fuhr Zickzack durch eine Kleinstadt, um auf dem angegebenen Highway zu bleiben, der sich schließlich teilte, die eine Spur für Pkws, die andere für Lkws. Nachdem uns die Pkw-Spur in die leere Mitte einer Backstein-Innenstadt geführt hatte, folgten wir der Lkw-Route.
    Die nächste Stadt, durch die wir kamen, war angenehmer. Es gab viele Geschäfte – nicht nur Reifenläden und Tankstellen, sondern Geschäfte, in denen man Töpferwaren kaufen konnte und Kuchen und Meeresfrüchte. Vor jedem Laden hing die texanische Flagge. Unsere Mutter ließ den Blick schweifen und las vor, was auf den Schildern stand: Huckleberrys Seafood, Lightfoot Flooring, The Play Pen, Golden Girlz Salon, Selbstgebackenes.
    »Engels Begräbnisinstitut«, fuhr sie fort. »Der Jalapeno-Baum. Rettet Amerika – Wählt die Republikaner. Lupe’s Cantina.«
    »Wetten, dass Mexikaner nicht im Jalapeno-Baum essen gehen«, sagte ich.
    »Wetten, in Lupe’s Catina auch nicht«, sagte Elise.
    »Wetten, Lupe’s gibt es gar nicht«, sagte ich.
    »Palace Donuts hat’s nicht geschafft«, sagte unsere Mutter und gab dieses mitleidige Glucksen von sich, das ich nicht ausstehen konnte. Das Mitleidsgegluckse hieß, dass sie eigentlich froh war darüber, dass Palace Donuts es nicht geschafft hatte.
    Ich verstand sie nicht. Eigentlich wirkte sie

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