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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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nett, sie machte all diese netten Gesten, wie sie nette Leute so draufhaben – sie bot der Kirche ehrenamtliche Hilfe an, besuchte die Kranken, schickte Blumen und Eintöpfe und bedankte sich immer, aber als eine ihrer besten Freundinnen starb, schien sie überhaupt nicht traurig zu sein. Ich fragte immer wieder nach dieser Frau, obwohl ich sie gar nicht gemocht hatte, eine Wichtigtuerin, die andauernd versucht hatte, mich auszuquetschen nach dem neuesten Schul-Tratsch. Unser Vater war noch komplizierter. Manchmal glaubte ich, er hätte am liebsten alles hinter sich – den Wagen mit uns von einer Brücke gelenkt oder in den entgegenkommenden Verkehr.
    »O Mann, das gibt’s ja nicht«, sagte er und bremste für einen Alten, der einen Rasenmäher über den Highway schob. Mitten auf der Straße blieb der Typ stehen, warf uns einen niederträchtigen Blick zu und zog weiter. Mein Vater hatte seine Freude dran, und Elise knipste ihn mit ihrem Handy. Dann fotografierte sie alles Mögliche: die Hinterköpfe unserer Eltern, VFW -Säulen, Schilder, auf denen stand, Historische Wegweiser 1 Meile , ohne auch nur anzudeuten, worauf sie eigentlich hinwiesen.
    An einer Ampel kamen wir hinter einem großen, glänzenden Lkw zu stehen, und meine Mutter zeigte auf die Sticker an den Stoßdämpfern – der Staat Texas und quer draufgedruckt eine Pistole: 911 wählen wir nicht .
    »Texas ist zum Fürchten«, sagte Elise.
    »Besteht aus nichts als Lkws, Knarren und Fleisch«, sagte ich.
    »Und Football«, sagte unser Vater. »Hier steht man auf Football.«
    »Wir haben Friday Night Lights gesehen«, sagte ich.
    »Klingt bekannt«, sagte Elise und hielt mir ihr Handy ins Gesicht. Ich schob ihre Hand weg, und sie fotografierte mein Bein. »Ich finde das alles zum Kotzen.«
    »Du als Cheerleaderin«, sagte ich.
    »Muss nicht auf Football stehen.«
    »Nein, aber du bejahst Football.«
    »Ich bejahe heiße Jungs in enganliegenden Hosen, die aufeinanderknallen«, sagte sie.
    »Elise«, sagte unsere Mutter, »bitte.« Sie forderte unseren Vater auf, zu reagieren, aber er wurde von einem Reh am Straßenrand abgelenkt.
    »Siehst du es?«, fragte er. Ich wusste, er meinte mich, mir wollte er es zeigen.
    »Ich seh es nicht«, sagte ich. Was sich am Straßenrand abspielte, entging mir, es sei denn, es war tot.
    »Da, wo die Bäume anfangen. Es ist nicht zu übersehen.«
    »Ich seh es nicht.«
    » Dort , da ist es doch«, sagte er. Und dann: »Du hast es verpasst.«
    Ich hasste die Enttäuschung in seiner Stimme. »Ich verpasse immer alles«, sagte ich und dachte daran, dass die Tiere nicht entrückt werden würden. Unser Vater hatte schon versucht, uns auf einen Himmel ohne Cole, den Hund, der neun Jahre lang zu uns gehörte, vorzubereiten.
    Bevor wir Montgomery verlassen hatten, hatten wir ihn beim Tierarzt abgegeben. Er hasste es total, einfach so verfrachtet zu werden, und ich musste meinem Vater helfen, ihn reinzutragen.
    Cole hatte an Neujahr einen Schlaganfall erlitten, und ich hatte ihm mit Hilfe eines Geschirrs, das ich aus einem alten Kleid gebastelt hatte, das Laufen wieder beigebracht. Solange er seine Blase nicht unter Kontrolle hatte, schlief ich bei ihm auf dem Fußboden der Küche, während die anderen bequem in ihren Betten lagen. Es war das Beste, was ich je getan hatte, und ich musste ständig alle daran erinnern.
    Cole ging es jetzt prima, nur dass er etwas asymmetrisch rannte und keine Eichhörnchen mehr fing.
    Ein Ort ohne Cole war für mich unvorstellbar, ohne all die Vögel und Eichhörnchen und Katzen, die er so gern jagte. Das war mein Problem – mir fehlte es an Vorstellungskraft, ich konnte mir nur vorstellen, was ich kannte. Die Art, wie Zeit funktionierte, zum Beispiel. Minuten. Warten. Wie lange ein Tag dauert. Am meisten Angst hatte ich davor, dass etwas nicht mehr aufhörte, dass es einfach kein Ende gab. Die Vorstellung ewiger Dauer war mir ein Grauen, auch wenn wir im Himmel sein würden und dort alles großartig wäre. Ganz bestimmt würde auch das irgendwann zu Ende gehen. Und dann gäbe es was anderes. Wenn ich meine Angst schüren wollte, blieb ich einfach nur im Bett liegen und dachte, für immer und immer und immer und immer und immer , bis ich fast wahnsinnig wurde.
    Unser Vater sagte, im Himmel sei alles auf eine Art vollkommen, die wir nicht annähernd verstehen könnten, weil so etwas einfach nicht Teil unseres Erfahrungshorizonts sei. Dort seien wir jung und gesund, inmitten unserer Liebsten. Angst und

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