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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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Nachricht.
    »Er will nicht mit dir sprechen«, sagte ich.
    »Er nimmt immer ab, wenn ich anrufe, sogar im Kino«, sagte sie. »Vielleicht sitzt er irgendwo in der Patsche.«
    »Der sitzt nicht in der Patsche – entweder er hat sein Handy verloren, oder er verleugnet sich.«
    »Wie willst du das wissen?«, fragte sie. »Du hast in deinem ganzen Leben noch nie einen Freund gehabt.«
    »Ich habe ein Handy«, sagte ich, »und ich weiß, wie das funktioniert – will man mit dir reden, geht man ran, oder man sieht, dass du angerufen hast, und ruft zurück.«
    Sie sah aus, als ob sie gleich anfangen würde zu weinen, also sagte ich, dass sicher nichts passiert sei oder wahrscheinlich sein Handy kaputt oder vielleicht verloren. Dan war dafür da, sie zu lieben. Er erzählte jedem, dass er sie liebte. Sogar mir hatte er es mal erzählt. Wir hatten zusammen im Hobbyraum gesessen und drauf gewartet, dass Elise endlich fertig würde, und ich schob mein Schälchen Cap’n Crunch beiseite, nur um ihn sagen zu hören, wie großartig sie sei und »sein Mensch«. Er gehöre zu den Glücklichen, die »ihren Menschen« früh im Leben getroffen hätten. Er muss besoffen gewesen sein. Als er endlich aufhörte, waren meine Crunchs aufgeweicht, und ich ging in die Küche und kippte sie ins Waschbecken.
    Als unsere Eltern zurückkamen, hatten sie ihre Hamburger fast aufgegessen. Mein Vater gab mir fünfzehn Dollar, und wir stellten uns hinter zwei Typen in Arbeitsklamotten an, auf deren Hemdtaschen kursiv ihre Namen standen. Sie starrten Elise an.
    »Is was?«, fragte sie, und einer murmelte: »Nichts.« Der andere sagte: » Verdammt .«
    Zentimeterweise rückten sie vor, diskutierten die Angebote, die nicht auf der Speisekarte standen.
    »Weißt du, was lustig ist?«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Wenn diese Jungs süß wären, wärst du nicht so: ›Is was?‹ Du wärst froh, dass sie dich überhaupt anschauen.«
    »Wie tiefsinnig du bist«, sagte sie. »Nein wirklich, du bist eine der großen Denkerinnen unserer Zeit.«
    »Fuck you.«
    Die Frau hinter der Theke hatte mich gehört und sah mich entsetzt an. Ich bestellte ein Kombi-Menü: Cheeseburger, Pommes und einen Frosty-Vanille-Milchshake – der sogar besser war als das Original –, und Elise bestellte sich einen Beilagensalat und eine Baked Potato mit Butter, Sauerrahm und Schnittlauch.
    »Warum gehen wir eigentlich nie zu Burger King?«, fragte sie. Sie leerte unser Tablett.
    »Dort sind die Pommes einfach schrecklich«, sagte ich und wickelte meinen Burger aus. »Wie frittiert und stehengelassen und dann noch mal frittiert.« Ich schaute auf den Parkplatz hinaus, der mit Autos, Lkws und Booten zugestellt war.
    »Köpfe runter«, sagte unser Vater, und wir hörten auf zu essen und schauten auf den Tisch. Jemand hatte überall Salz verschüttet. Mein Vater drückte meine Hand so fest, dass ich seine überhaupt nicht zu halten brauchte. Die Hand meiner Schwester war kühl und trocken.
    »Himmlischer Vater«, sagte er.
    »Warum müssen wir immer in der Öffentlichkeit beten?«, unterbrach Elise ihn. »Alle starren uns an.«
    »Die Leute starren einen immer an«, sagte ich. Niemand, außer einer alten Dame, die völlig für sich saß, beachtete uns. Sie lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln, als habe sie einst auch mal eine Familie gehabt.
    »Wir beten, weil wir gleich essen werden«, sagte unser Vater. »Um Ihm dafür zu danken, dass Er uns diese Mahlzeit bereitet hat.«
    »Du betest immer so laut.«
    Mein Vater senkte den Kopf und fuhr fort.
    Wir aßen stumm, bis Elise fragte, ob irgendwer ihre Kartoffel wolle.
    »Ich esse nichts Vegetarisches«, sagte unser Vater im fiesesten Ton, den er aufbringen konnte.
    »Es ist eine Kartoffel«, sagte Elise. »Du isst gerade Kartoffeln. Du isst ja auch Eier und Polenta und Brot und Eiscreme und ungefähr eine Million anderer Sachen, die vegetarisch sind.« Sie stand auf und warf ihr Essen in den Müll. Ich hatte Angst, dass das Baby zu wenig Nährstoffe bekam. Zu Hause mischte sie Schoko-Proteinpulver mit Vanille-Mandelmilch, schluckte Multivitamine.
    Sie ging wieder zur Toilette, und ich hörte, wie sich am Nebentisch zwei unterhielten – ein weißes Mädchen, deren Haar eng am Kopf entlang zu Zöpfchen geflochten war, erzählte ihrer Freundin, sie esse kein Hühnerfleisch. Ihre Freundin erwiderte, das sei unamerikanisch, und fragte: »Was isst du denn?«
    »Sau«, sagte das Mädchen mit den Zöpfen, »oder Kuh.« Ich hatte noch

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