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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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von Nirgendwo –, mochte ich ihn lieber. Ich dachte an diese Männer, die ihn mies behandelten, sich über ihn lustig machten, und das tat mir weh.
    Elise legte ihre Flip-Flops in den Karton, stellte ihn neben die Eisverpackungen, und unser Vater bezahlte kommentarlos. Zurück im Auto, bereute ich, dass ich nicht auch ein Paar genommen hatte, dann wären wir gleich gekleidet – kurze blaue Jeans, König Jesus -T-Shirts, grellblaue Cowboystiefel – aber ich hatte nicht mal geschaut, ob sie meine Größe hatten.
    ***
    In einer staubigen Kleinstadt voller Kakteen und gigantischer Aloe veras wollte meine Mutter bei einem Flohmarkt anhalten. »Er gehört zu den Top Ten der Flohmärkte im ganzen Land«, sagte sie. »Und wir fahren direkt daran vorbei, wir müssen nicht mal einen Umweg machen.«
    »Wir könnten Flyer verteilen«, sagte Elise.
    »Als ob du jemals Flyer verteilen würdest«, sagte ich.
    »Ich hab doch schon welche verteilt.«
    »Wann?«
    »Du weißt schon, damals«, sagte sie. »Bei diesem Dings.«
    Vom Highway aus machte es nicht viel her – ein weitläufiger Schotterplatz, ein paar provisorische Gebäude, verbunden mit weiteren provisorischen Gebäuden, und an den Rändern verstreut ein paar Zelte. Unser Vater parkte, wir stiegen aus, und unsere Augen gewöhnten sich langsam an das grelle Licht.
    »Vergesst die Flyer nicht«, sagte er, und ich steckte mir ein paar in die Handtasche.
    Auf dem Flohmarkt, den unsere Mutter zu Hause immer besuchte, waren in der Mehrzahl alte Leute. Sie verhökerten das Gerümpel von ihren Dachböden: Briefmarken und Klamotten und Weihnachtsdekorationen, Porzellanpuppen in gelben Kleidern – Woche für Woche die immer gleichen Dinge, niemand schien sie zu kaufen, oder aber sie hatten unendlich viel davon auf Lager. Dies hier war ein mexikanischer Flohmarkt und, wie mein Vater betonte, voll von Mexikanern. Dennoch war er begeistert, als schon am ersten Imbissstand Truthahnschenkel und Schmalzkuchen für zwei Dollar das Stück angeboten wurden.
    Er kaufte eine Riesencola und einen Schmalzkuchen, und wir schlenderten durch die Gänge, mal in die Richtung, mal in jene, zu Buden voller aufgemöbelter Waschmaschinen, VHS -Bändern und Tellern, Cowboystiefeln und Cowboyhüten und extrem viel Babykram: Babyklamotten und Babyspielzeug und Babywagen und Babybetten. Gespannt beobachtete ich Elise, ob ihr Blick irgendwo hängenblieb. Vielleicht würde sie ein winziges blassrosa Kleid in die Hand nehmen, und plötzlich wäre alles anders.
    »Ich möchte ein T-Shirt kaufen«, sagte ich und blieb vor einer dickärschigen Puppe stehen, die ein schulterloses Kleid anhatte. Alle warteten, während ich das Regal mit den Shirts durchsah und eins aussuchte, auf dem Das Heilige Herz von Guadalupe stand. Es war knallbunt, zu Hause würde ich so was nie tragen. Ich zahlte und zog es über mein König Jesus- T-Shirt. Wir liefen weiter und brachen uns immer wieder kleine Stücke aus dem Schmalzkuchen unseres Vaters, bis er mir irgendwann den ganzen Teller in die Hand drückte und sich einen Truthahnschenkel kaufte. Er war überglücklich mit dem riesigen Schenkel und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    Ich beobachtete eine ältere Frau in einem engen schwarzen Overall dabei, wie sie Mascara auftrug, ihr Mund ein O, die Augen weit offen. Sie schaute in den Spiegel und scherte sich nicht weiter drum, wer im Mittelgang stehenblieb, um sie anzugaffen. In ihrer Bude wurden unterschiedliche Elektronikteile angeboten, Videokassettenrecorder und Tonkassettenrecorder, alles längst veraltet.
    Unsere Mutter machte einen Abstecher zu einem Stand mit Töpferwaren, und unser Vater blieb stehen. Elise und ich gingen weiter, Männer scharten sich in einem lockeren Kreis um uns, unterhielten sich in schnellem Spanisch. Ein Teenager kehrte das Pflaster vor uns, und wir taten, als bemerkten wir ihn nicht. Ich forderte Elise auf, ihn anzusprechen, dachte, er würde erschrecken, wenn sie ihn tatsächlich anspräche.
    »Mal sehen, ob die uns einen Margarita verkaufen«, sagte sie und kramte in ihrer Handtasche. »Gib mir mal Geld.«
    »Du hast Geld.«
    »Nein, ich hab keines«, sagte sie.
    »Du kannst hier sowieso nicht trinken.«
    »In Mexiko darf man ab achtzehn.«
    »Wir sind in Texas.«
    »Ich weiß, dass wir in Texas sind, aber siehst du hier irgendwelche Weiße?«, fragte sie, dann wurde sie von einem Mann abgelenkt, der eine Karikatur von zwei Teenagerinnen zeichnete. Neben ihm, an einem Spieltisch,

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