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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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anhatte, Bluejeans-Shorts und ihr König Jesus Kehrt Zurück! -T-Shirt.
    »Jesus, du stinkst immer noch«, sagte sie, indem sie eine Handvoll Shirt unter die Nase zog. Sie sprach es Hey-suus aus. »Wie riecht dein Jesus?«
    »Nach Hamburger«, sagte ich.
    »Nach Tide-Waschpulver«, sagte meine Mutter.
    Nachdem unser Vater kurz geduscht und ein sauberes bügelfreies Brooks-Brothers-Hemd angezogen hatte, machten wir uns auf den Weg.
    ***
    Schon ein paar Ausfahrten später bog er ab, und wir stellten uns bei McDonald’s Drive-Thru in die Schlange. Es standen sehr viele Wagen an, und unsere Eltern diskutierten wie üblich darüber, ob es drinnen schneller geht oder wenn man in der Schlange wartet. Egal, für was sie sich entschieden, sie würden auf jeden Fall feststellen, dass es die falsche Entscheidung war.
    »Ich hätte jetzt wirklich mal wieder Lust auf ein Restaurant«, sagte Elise. »Egal welches, es wäre auf jeden Fall besser als wieder so ein McDonald’s-Teil.«
    »Nimm doch das Joghurt-Granola-Parfait«, sagte ich. »Das ist dein Geschmack.«
    »Granola hat Tonnen von Kalorien.«
    »Dann nimm eben die Pfannkuchen.«
    »Bestell einfach für mich«, sagte sie, öffnete die Tür und stieg aus. Ich beobachtete, wie sie auf den Eingang zusteuerte und ein Mann im Anzug herbeieilte, um ihr die Tür aufzuhalten.
    »Allmählich hab ich ihre Einstellung satt«, sagte mein Vater.
    »Sie fühlt sich nicht gut«, sagte ich.
    »Was hat sie denn?«, fragte er.
    »Magenprobleme.«
    »Vielleicht brütet sie irgendwas aus«, sagte meine Mutter.
    »Sie muss eben Fleisch essen«, sagte mein Vater. »Sie hat zu wenig Eiweiß.«
    »Ich glaube nicht, dass Fleisch irgendwas damit zu tun hat«, sagte ich.
    Gerade, als wir am zweiten Fenster vorfuhren, kam Elise zurück. Mein Vater zahlte mit seiner Kreditkarte, und ich dachte daran, wie er im Waffle House die Rechnung überprüft hatte, wie sein Finger die Liste abgefahren war.
    »Perfektes Timing«, sagte meine Mutter und nahm die Becher entgegen und die Tüte, die mein Vater ihr reichte. Er fuhr auf einen Parkplatz, um sich seine Insulinspritze zu geben. Er ließ sich Zeit, klappte das Etui auf, hob sein Hemd hoch und quetschte, um die perfekte Stelle zu finden, seinen Bauchspeck zusammen. Wie immer benahm er sich hochdramatisch, seufzte und ächzte, und das Ganze dauerte viel länger als nötig. Dann sprach er das Gebet, und unsere Mutter verteilte die Brötchen. Das für meinen Vater bestimmte wurde, eh sie es an ihn weiterreichte, noch mit Fruchtgelee bestrichen und mit einer Serviette umwickelt. Dann praktizierte er seine übliche Rückwärtsfahren-ohne-schauen-Routine, und plötzlich wünschte ich ihm, dass er einen Unfall baue, auch wenn das eine Menge Ärger für uns alle bedeutet hätte und ich möglicherweise bei dieser ganzen Tortur verletzt werden würde. Ich wünschte es ihm trotzdem. Es wäre sein Fehler. Er würde zwar versuchen, die Schuld auf uns abzuwälzen, aber wir alle wüssten: Es ist seine Schuld, und er fühlt sich schrecklich.
    Dann war es eine Weile still, wir aßen unsere Brötchen und hörten weder den christlichen Radiosender, den unser Vater so sehr schätzte, noch den Countrysender, den unsere Mutter bevorzugte. Elise stand auf NPR , aber unser Vater misstraute öffentlichen Radiostationen. Die Sendung Alles im Blick nannte er Nichts im Blick und behauptete, die Frauen seien allesamt lesbische Mannsweiber. Ich sah meine Schwester an, die auf indische Art dasaß, auf ihrem Schoß ein großer Plastikbehälter mit Pfannkuchen, großen Stücken Butter, die in die schwammigen Kuchen hineinschmolzen. Ich hoffte, sie würde sie mir anbieten, eh sie kalt waren.
    Mein Vater nahm die Hände vom Steuer, um seine Serviette abzulegen, und der Wagen schwenkte aus der Spur. Er riss das Steuer herum, und ich schüttete den Orangensaft in meinen Schoß.
    »Danke, Papa«, sagte ich. »Deinetwegen bin ich jetzt total voller Orangensaft.«
    Elise schlug mich auf den Arm und sagte: »Da ist wieder eine.« Es ging um ihre Lieblings-Jesus-Reklame, fette schwarze Buchstaben auf weißem Grund, die die Frage stellten: »Ist er in dir?« Ihre Standardantwort flüsterte sie mir wie immer ins Ohr: »Falls ja, spüre ich ihn noch nicht.«
    »Du weißt schon, dass Marshall kein bisschen Geld abgegeben hat«, sagte Elise, als der Wagen wieder nach rechts ausscherte.
    »Papa«, sagte ich. Er fuhrwerkte so jäh am Steuer herum, dass wir jetzt auf die Gegenfahrbahn gerieten.
    »Wäre

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