Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
Vom Netzwerk:
eine Cola light.«
    »Und zwei Eisbecher mit heißer Schokosauce und zwei Cola light«, sagte sie. Sie legte auf, kletterte ins Bett, machte sich in der Mitte breit.
    »Weißt du noch, du hast doch mal gesagt, dass du in der Kirche nie etwas empfindest?«, fragte ich.
    »Ja, und?«
    »Ich hab drüber nachgedacht.«
    »Und?«
    »Ich empfinde auch nichts«, sagte ich.
    »Auch nicht, als du errettet wurdest?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mir fiel nicht einmal ein, dass ich darüber hätte nachdenken können, ob ich etwas empfinde, oder ob ich glaube oder nicht. Hältst du mich für dumm?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich glaub nur, du bist ein Kind.«
    »Ich will ja glauben«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
    »Vielleicht sollte ich mit Bruder Jessie sprechen.«
    »Ruf ihn an«, sagte sie. »Ich bin sicher, er wird mit dir sprechen.«
    Ich nahm die Bibel mit ins Badezimmer und setzte mich auf die kühlen Fliesen, schlug sie auf und las: »… Viele werden abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen … in vielen wird die Liebe erkalten. Wer aber beharret, der wird selig.« Beharren , hieß das, an die Entrückung glauben oder nicht an sie glauben? War Marshall ein falscher Prophet oder einer, der versuchte, einen glaubensmäßig zu infiltrieren? Auf einmal war alles verwirrend. Hatte Elise mich verraten oder hatte ich sie verraten? Ich ging wieder ins Zimmer hinüber, kletterte neben sie ins Bett, schloss die Augen und schlug die Bibel an einer zufälligen Stelle auf.
    »Was machst du?«, fragte sie.
    » Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nichts, da er sein Haupt hin lege .«
    Elise nahm die Bibel, machte die Schublade auf und warf sie hinein. »Wir spielen hier nicht Bibel-Billard, ist das klar?«, sagte sie. Sie schaute in den Hotel- TV -Kanal, jazzige Musik, und dazu eine weiche Männerstimme, die uns die Annehmlichkeiten des Hauses aufzählte. Wir sahen hübsche Frauen mit weit geöffneten Mündern lachen und die Schultern ihrer hübschen Männer zart berühren. Wir tourten durch die Restaurants – die mexikanische Kantine, das Steakhaus, das Burger-Restaurant, den Irish Pub – und dann zogen wir weiter zum Kasino. Wir erfuhren, wie viele Spielautomaten sie hatten und wie viele Spieltische. Würfelspiele wurden jeden Nachmittag um zwei Uhr angeboten, und das jährliche Poker-Turnier war am Ende des Monats angesagt. Wir tourten durch die Hotelzimmer und zum Pool mit den Freiluft-Bars, durch den Fitnessraum und das Wellness-Center – dann waren wir wieder bei den hübschen, lachenden Frauen. Und sahen uns das Ganze ein zweites Mal an.
    Nach unserer dritten Restaurant-Tour fragte ich, wie lange wir uns das noch anschauen würden.
    »Ewig«, sagte sie.
    »Was ist los? Du rufst Dan nicht an? Und googelst auch nicht.«
    » Dan? Wer interessiert sich für Dan?«
    »Du.«
    »Also, lieben oder so tu ich den nicht.«
    »Warum gehst du mit einem, den du nicht liebst?«
    Sie sah mich an, als könne sie nicht glauben, dass ich das fragte. »Wirst schon noch sehen«, sagte sie bedeutungsvoll.
    »Ich werde jedenfalls nie mit einem gehen, den ich nicht liebe.«
    »Wart’s ab«, sagte sie. »Du wirst schon sehen, was du noch alles tun wirst.« Sie gab mir die Fernbedienung, stieg aus dem Bett und holte ihren Koffer. »Wenn das Essen kommt, unterschreib einfach mit deinem Namen, Trinkgeld ist schon drin.« Sie schloss die Badezimmertür.
    Ich schaltete um. Bei Wheel of Fortune drehten drei nervöse College-Studenten in weiten College-Sweatshirts abwechselnd das Rad. Wie gewöhnlich waren sie weder attraktiv noch charmant, und ich fragte mich, nach welchen Kriterien sie die Leute auswählten. Ich hatte die Sendung schon lange nicht mehr gesehen, entsann mich aber, wie einem all die Rätsel, sobald die Lösungen verraten wurden, total offensichtlich schienen, wie doof ich mir vorgekommen war.
    Während der Bonus-Runde klopfte es. Ich machte die Tür auf, und ein Typ mit Tablett lief an mir vorbei, fragte, wo er es abstellen solle.
    »Auf dem Bett.« Er stellte es ab und überreichte mir die Rechnung in einem schwarzen Buch. Ich addierte zu all den errechneten Trinkgeldern und Preisen noch drei Dollar obendrauf. Er fand alleine zur Tür hinaus, und ich setzte mich aufs Bett. Ich fuhr mit dem Löffel in meinen Eisbecher, das Eis war noch

Weitere Kostenlose Bücher