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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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wir bestellen einen Drink«, sagte sie und hisste die Fahne auf der Rückseite ihres Stuhls. »Die sind schon gegangen. Dad kann es sicher kaum erwarten, mit den Spielautomaten auf Tuchfühlung zu gehen. Komm schon, zieh deine auch hoch.«
    Fast auf Anhieb kam ein hübsches Pool-Mädchen herüber, und Elise bestellte zwei Pina Colada. Das Mädchen fragte nicht nach unseren ID -Karten. Elise unterschrieb mit ihrem Namen und unserer Zimmernummer, und ein paar Minuten später kamen in kleinen weißen Eimern unsere Drinks: kalt und süß, den Alkohol schmeckte ich kaum.
    Als wir ausgetrunken hatten, zogen wir unsere Flaggen wieder hoch. Elise unterschrieb mit Namen und Zimmernummer, und wie durch Zauberkraft tauchten frische auf. Je mehr ich trank, desto genauer betrachtete ich alles – einen Wasserball, der im Wasser kreiselte, rosa, blaue und gelbe Streifen drehten und drehten sich, ein Mädchen mit rechtwinkelig vom Körper abstehendem Gipsarm, das ins Wasser watete. Die dunklen Flecken in den Wolken. Elise hörte nicht auf, ihre Zeitschrift zu lesen, also ging ich in den Pool zurück. Ich schwamm auf die Gruppe Jungs zu, während einer von ihnen kontinuierlich rückwärtsging, bis er genau vor mir landete. Ich stand bis zum Bauchnabel im Wasser und sagte Hallo. Er war braungebrannt, hatte starke Arme und einen Bauch voller klar umrissener Muskeln. Er war alt, doch durch die verspiegelte Sonnenbrille und die Kappe konnte ich nicht sagen, wie alt.
    Er stellte mir ein paar Fragen, und dann lag ich in seinen Armen, den Hals leicht nach hinten gebogen, so, dass meine Haare durchs Wasser schwebten. Meine Kappe trieb ab, und er fischte sie heraus und setzte sie mir auf.
    »Deine Schwester?«, fragte er und nickte Richtung Elise.
    »Ja.«
    »Ruf sie doch her«, sagte er, und ich sagte, wenn sie Lust hätte, käme sie schon. Ich schaute in seine verspiegelten Brillengläser, versuchte zu sehen, was er sah. Nicht seine Augen hinter den Gläsern. Nur mein Gesicht – meine Nase, gigantisch verzerrt, meine Haare lagen aalglatt nach hinten an. Ich lehnte mich zurück, und er drehte mich in langsamen Kreisen, erst in die eine Richtung, dann in die andere.
    Er begann, mir von sich zu erzählen, er betreibe eine Website, die Leuten helfe, Jobs zu finden, und die Seite werde immer erfolgreicher. Er sei mit Freunden unterwegs, und als Nächstes wäre Las Vegas dran, dort wollten sie Pokern. Das Las-VegasMädchen fiel mir ein, ich überlegte, ob sie ihr wohl irgendwo begegnen oder auf der Straße an ihr vorbeilaufen würden.
    Ich schaute zu Elise hinüber, aber sie saß nicht mehr auf ihrem Stuhl. Ich entdeckte sie, im Gespräch mit einem Rettungsschwimmer, einem gedrungenen Jungen, der sich einen roten Rettungsgurt über die Schulter geworfen hatte.
    »Ich komm gleich wieder«, sagte ich und schwamm zu meiner Schwester. »Komm mit mir da rüber«, sagte ich mitten in ihre Unterhaltung hinein. Für einen Rettungsschwimmer war der Typ ein bisschen fett. Wenn er die Prüfung bestanden hatte, könnte ich sie vielleicht auch bestehen.
    »Eine Sekunde«, sagte sie.
    Ich schwamm zurück zu den Jungs und Elise folgte, während der Rettungsschwimmer auf seinen Hochsitz stieg.
    Wir ließen uns zu einem dritten Drink einladen und machten Pläne, sie später an der Bar zu treffen, Pläne, wie Elise sagte, an die wir uns, falls uns was Besseres über den Weg liefe, nicht halten würden, aber ich konnte mir nichts Besseres vorstellen. Das Einzige, was eventuell besser sein könnte als diese Jungs, waren andere Jungs.
    ***
    Zum Abendessen saßen wir an einem runden, für uns vier viel zu großen Tisch. Ich fühlte mich verloren, als wäre alles sehr weit entfernt von mir. Ich konzentrierte mich auf den Alkohol, der durch meine Arme aufwärts- und durch meine Beine abwärtsströmte und dabei Teile meines Körpers passierte, die ich nie zuvor gespürt hatte. In der Stille des Lokals begann in meinem Ohr ein Surren wie von einer Glühbirne.
    Obwohl ich kaum ein Wort gesagt hatte, schien es unwahrscheinlich, dass meine Mutter nichts wusste. Ich wich ihrem Blick aus. Sie wäre wütend und enttäuscht, wenn sie dahinterkäme, und ich wollte nicht, dass sie mich plötzlich anders sah. Wenn ich nicht die brave Tochter war, was sollte ich dann sein? Ich wusste es nicht. Die beliebte Cheerleaderin war ich nicht, und die glatte Einserschülerin auch nicht. Ich gehörte nicht zum Tanz-Team, ich war nicht im Schülerbeirat, ich war nicht mal im Key Club. Ich

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