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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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und wieder klirrte das Eis.
    »Wirklich?«
    »Jess, vergiss mal für einen Moment deine Familie und diese Reise. Hast du dich vorbereitet auf Ihn?«
    »Darum genau ruf ich ja an, ich fühle mich überhaupt nicht vorbereitet. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt möchte, dass es geschieht.«
    Er schwieg einen langen Moment, als ließe er es in sich sinken, und sagte dann: »Vielleicht zweifelst du gar nicht an Ihm, sondern an dir selbst?«
    Das klang richtig. Ich hatte keinerlei Grund, mir selbst zu trauen.
    »Da ist etwas, was du mir nicht verrätst«, sagte er, und seine Tochter Rachel begann zu weinen. Sie hatte eine Art Missbildung, die eine Hälfte ihres Gesichts war übersät mit Erdbeeren, ein Tumor fraß ihr das Auge weg. Ein bösartiger Tumor, sagte meine Mutter, nicht lebensbedrohlich, auch nicht schmerzhaft, wobei mir nicht ganz klar war, woher sie wissen wollte, ob es schmerzhaft war oder nicht. Das einzige Mal, als ich sie gehalten hatte, hatte ich meine Hand auf die schlimme Seite ihres Gesichts gelegt, um zu sehen, wie sie normal aussehen würde, wie sie eigentlich aussehen sollte. Sie wäre ein hübsches Kind gewesen.
    Sein Telefon fiel zu Boden, und er hob es auf. »Entschuldige«, sagte er. »Bist du noch da?«
    »Ja sicher.« Ich machte den Fernseher an und schaltete auf stumm – gleich, welches Programm man drückte, er sprang automatisch auf den Hotelkanal zurück. Im Fitnessraum massierte eine lächelnde Brünette das Gesicht einer hübschen asiatischen Frau. Ich überlegte, ob sie Schauspielerinnen anstellten oder ob es wirkliche Angestellte waren.
    »Sag schon«, sagte er.
    »Sag was?«
    »Sag schon.«
    »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll.«
    »Wie du dich selber beschmutzt«, flüsterte er.
    »Wie bitte?«
    »Willst du Vergebung?« Bei dem Wort Vergebung wurde seine Stimme brüchig. »Wir alle wollen Vergebung, Jess.« Er hauchte meinen Namen in den Hörer – Jess, Jess –, während ich dasaß, unfähig, etwas zu sagen. Lange Zeit schwiegen wir, so an die zehn Sekunden lang, und dann sprach er meinen Namen lauter aus, deutlicher. Ich schleuderte das Handy durchs Zimmer; es knallte gegen die Wand und prallte ab. Ich lief hin und hob es auf, mir war klar, dass es nicht kaputt sein konnte, dazu hatte ich nicht heftig genug geworfen. Ich fing an, mich selbst zu hassen. Ständig machte ich mir um alles Gedanken, wie viel ein neues Handy kosten würde, wie mühsam es wäre, zu Verizon zu gehen und ein neues zu holen. Ich wollte es zerstören können, ohne auch nur einen Gedanken daran verschwenden zu müssen. Und ich wollte so schön sein, dass ich teure Dinge verlangen und glauben könnte, ich sei ihrer würdig.
    Halbherzig durchsuchte ich Elises Koffer nach einer Zigarette, doch sie hatte sie natürlich mitgenommen. Ich ging ins Bad und durchkämmte ihre Schminktasche, deren Innenseite mit einer dicken Schicht schimmernden Puders bedeckt war. Ich trug Eyeliner, Mascara, Rouge auf. Mit Hilfe des Föhns und einer Lotion versuchte ich, mein Haar dazu zu bringen, etwas zu tun, was es nicht tun wollte. Dann schlüpfte ich in Elises blaues Seidenkleid – ein Kleid, um das ich sie schon mehrmals intensiv gebeten hatte, aber sie hatte jedes Mal Nein gesagt – und stellte mich vor den Spiegel. Wie eine andere sah ich nicht aus, aber auch nicht ganz wie dieselbe.
    ***
    Die Bar war wie Applebee’s. Grün leuchtende Bier-Werbung, Männer, die sich über Körbe voller Gebratenem beugten. Elise saß an einem Vierertisch, vor ihr stand eine Schüssel Salat, und sie verfolgte ein Tennisspiel im Fernsehen. Sie hatte ein neues Outfit an, ein kurzes, schwarzes Kleid, dazu hohe Hacken. Sie sah aus wie eine Frau, die sich nach der Arbeit mit ein paar Freunden auf einen Drink trifft.
    »Bestell dir ’ne Cola«, sagte sie. »Ich hab ’n Flachmann.«
    »Wo hast du denn den her?«
    »Geburtstagsgeschenk von Dan.« Sie nahm ihn aus ihrer Handtasche und reichte ihn über den Tisch. Krieg deinen Scheiß geregelt , stand drauf. »Den Whiskey hab ich aus dem Schnapsladen. Hat mich zwanzig Dollar von deinem Geld gekostet.«
    »Ach, ja?«
    »Genau«, sagte sie. »Da, wo du hingehst, wirst du’s nicht brauchen.«
    »Wär schön, du würdest aufhören, mein Geld auszugeben«, sagte ich.
    »Das ist das erste Mal, dass ich dein Geld ausgegeben hab.«
    »Wär schön, du würdest also aufhören, danach zu fragen.«
    Die Bedienung kam, und ich bestellte eine Cola light. Ich sah mich um – es war Freitagabend, und

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