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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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Story erst zwei Mal erzählt, und ich war sicher, dass sie sich so zugetragen hatte, und doch fühlte es sich bereits an, als hätte ich sie erfunden.
    »Was für eine abgefuckte Scheiße«, sagte Brad, nachdem alle wieder in ihre eigenen Gespräche vertieft waren. Ich nahm einen kleinen Schluck von meinem Drink. Er sagte, es tue ihm leid, dass mir das passiert sei. Eine unangenehme Pause entstand, dann tippte er leicht ans Fenster. »Ich mach in Asphalt«, sagte er, während er immer noch leicht ans Fenster tippte, als wüsste ich nicht, was Asphalt sei.
    »Erwachsensein stell ich mir langweilig vor«, sagte ich.
    »Es gibt auch Vorteile.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel kann ich in jede Bar gehen und mir einen Drink bestellen.«
    »Ich bin in einer Bar, und vor mir steht ein Drink, und ich bin fünfzehn.«
    »Du musst aber aufpassen«, sagte er.
    »Ich passe gern auf«, sagte ich, was nicht stimmte. Ich hatte das Aufpassen satt. Kinder waren nicht dafür gemacht, andauernd aufpassen zu müssen. Ich wollte wie meine Schwester sein, die schnell lachte und schnell Freunde fand und schnell Fehler machte. Es war, als wäre sie mit diesem Wissen um das Leben schon zur Welt gekommen.
    ***
    Eine halbe Stunde später brachen die Jungs zur nächsten Bar auf, und Elise und ich gingen hinüber zum Coffee-Shop. Ich kaufte mir einen Brownie, und wir setzten uns an die Bar gegenüber dem Kasino-Saal. Ich schaute mich nach meinem Vater um.
    »Magst du auch?«, fragte ich. Der Brownie war riesig, wie ein gigantisches Stück Geburtstagstorte.
    »Nein«, sagte sie.
    »Schmeckt schrecklich, wie ein gekaufter Brownie eben. Echt wie Wachs.« Ich schmierte ein Eckchen auf die Serviette, dabei drückte sich Schokolade unter meine Fingernägel. Das machte mich fröhlich, und ich lächelte, und dann schaute ich mich um, ob irgendjemand mich beobachtet hatte. Ich wollte nicht dabei ertappt werden, wie ich mich öffentlich bespaßte; das war irgendwie erniedrigend, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, warum.
    Die Frau neben mir hatte eine Tasse Tee. Sie führte sie an ihre Lippen und pustete. Tee hat so was Beruhigendes, dachte ich, und dass ich auch anfangen sollte, Tee zu trinken.
    »Hallo«, sagte sie. Sie war Mitte zwanzig, Jungs-Haarschnitt und lange, baumelnde Ohrringe. Sie fragte, woher wir kämen.
    »Alabama«, sagte ich.
    »Aus dem schönen Alabama!«, sagte sie.
    »Genau.«
    »Ist es schön dort?«
    »Es geht so.«
    »Grün?«
    »Ziemlich grün«, sagte ich, »aber nicht wie anderswo, nicht wie in Nord Georgia oder so. Nur normal grün.«
    »Mir fehlt das Grün«, sagte sie.
    Elise sprang von ihrem Stuhl und sagte, sie sei gleich wieder da, und die Frau und ich schwiegen, sahen den Leuten zu, die auf der Etage herumliefen. Eine Menge alter und behinderter Menschen, aber auch genügend junge Leute – Mädchen in Kleidern und Sandalen, Jungs in khakifarbenen Shorts oder Hemden. Sie wirkten so mühelos, entspannt. Ich überlegte, wie viele von ihnen sich auch so fühlten.
    »Warum bist du hier?«, fragte die Frau und drehte den Kopf, dass ihre Ohrringe hin- und herschwangen.
    »Wir sind Hotelgäste«, sagte ich, »ich und meine Eltern und meine Schwester. Mein Dad spielt gern.«
    Sie wartete, ob ich mehr sagen würde, doch ich schwieg. Dann erwiderte sie: »Ich bin auch mit meiner Familie hier. Letzten Sommer hatten wir in der Nähe von Slide Rock eine Hütte gemietet, und diesen Sommer …« Sie breitete die Arme aus. »Ich schätze, man kann sich’s nicht immer aussuchen.«
    »Wie viele Nächte bleibt ihr?«, fragte ich.
    »Bloß zwei. Ich hab ihnen gesagt, länger halt ich’s nicht aus hier.« Sie nahm einen Schluck Tee. »Ich habe mir ein paar Projekte mitgebracht, damit ich was zu tun habe, aber ich seh mich noch nicht arbeiten. Nicht eben arbeitsfördernd, diese Umgebung.«
    »Nein«, sagte ich, und mein Blick folgte einem langhaarigen Jungen in einer Pyjamahose mit Smileys. Ich wickelte den restlichen Brownie in das Papierdeckchen und drückte so lange, bis Öl heraussickerte.
    »Was machst du?«
    »Ich bin Betreuerin«, sagte sie. »Ich kümmere mich um ältere Menschen.«
    »Ach, das ist aber nett.«
    »Vielleicht. Es lässt mir genug Energie für meine Kunst.«
    »Was für Kunst?«
    »Alles Mögliche – Fotografie, Wandbilder. Ich arbeite oft mit gefundenen Objekten.«
    »Oh, wow«, sagte ich.
    »Und manchmal schreibe ich auch.«
    »Über was schreibst du?«
    »Letzte Woche hab ich aus zwanzig Wörtern ein Gedicht

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