Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
Tattoo auf deiner Schulter, was bedeutet es?«
»Jeder junge Mann bekommt eine Tätowierung, sobald er ein Mädchen als seine Gefährtin erwählt. Es symbolisiert ihren Namen in der uralten Schrift unseres Rudels.«
»Wen hast du ausgewählt?«
Er schaute mich an, als wollte er mich fragen, ob ich tatsächlich so dumm sei.
»Oh.« Ich schluckte. Ich konnte nicht glauben, dass er derart starke Gefühle haben konnte, ohne etwas davon durchblicken zu lassen. Wie konnte er einem Tätowierer seine Gefühle erklären, ohne zu wissen, ob ich sie erwiderte? »Letzten Sommer dachte ich, du würdest mich gar nicht bemerken.«
»Und ob ich dich bemerkt habe. Es hat mich umgehauen.«
»Warum hast du nichts gesagt?«
»Du warst erst sechzehn und noch in der Highschool, und ich wollte fort aufs College.«
»Ich bin immer noch auf der Highschool, und du bist immer noch auf dem College.«
»Aber du bist älter. Und es dauert nur noch ein Jahr, dann bist du mit der Schule fertig. Nach dem Abschluss könntest du auf dieselbe Uni gehen wie ich.«
»Dann werde ich meine Adoptiveltern also wiedersehen?«
»Sicher. Am Ende des Sommers fährst du wieder nach Hause - ein bisschen anders nur als vorher.«
Was für eine maßlose Untertreibung! Selbst wenn ich mich nicht verwandelte, würde ich niemals vergessen, was ich hier erfahren hatte - und ich würde überall Ausschau nach Gestaltwandlern halten.
»Wir leben draußen in der Welt, zusammen mit den Statischen«, fuhr er fort. »Eigentlich ziemlich normal. Zumindest so normal wie es möglich ist, wenn man das Geheimnis seiner Existenz bewahren muss.«
Die Entscheidung, die er bei unserer ersten Begegnung getroffen hatte, machte mich immer noch sprachlos. »Aber was du im letzten Sommer beschlossen hast - über uns. Was wäre, wenn du mich nie wiedergesehen hättest?«
»Ich wusste, wo du wohnst, Kayla. Ich wäre zu dir gefahren, wenn Lindsey dich nicht überzeugt hätte, diesen Sommer zurückzukommen. Ich hätte dich die Wahrheit über dich selbst nicht allein herausfinden lassen.«
»Lindsey wusste also über deine Gefühle Bescheid?«
»Ja, aber es gibt einen Kodex. Man darf niemals verraten, welches Mädchen ein Junge ausgewählt hat.«
Ich war geschmeichelt - und genervt.
Wie jeder x-beliebige Typ, der nicht gern über seine Gefühle spricht, schwamm er mit kräftigen Zügen los. Seine Rücken- und Armmuskeln arbeiteten. Das Tattoo - mein Name in uralten Buchstaben - schien zu pulsieren.
Er hatte sich an mich gebunden, ohne zu wissen, ob ich seine Gefühle jemals erwidern würde. Ich war unsagbar geschmeichelt, und gleichzeitig fühlte ich mich vollkommen überwältigt. Seine Gefühle für mich gingen über alles hinaus, was ich je für einen Jungen empfunden hatte. Und dennoch konnte ich nicht leugnen, dass etwas zwischen uns war.
Ich machte ein paar Rückenkraulzüge in die entgegengesetzte Richtung, bevor ich merkte, dass ich dabei ein bisschen viel Haut zeigte, und wieder zum Hundepaddeln überging. Oder sollte ich besser Wolfspaddeln sagen?
Er schwamm zu mir zurück und näherte sich mir auf einen knappen Meter.
»Dein Tattoo. Rafe hat ein Ähnliches.«
»Ja.«
Ich bekam große Augen. »Er ist ein Wer-« Gerade noch rechtzeitig hielt ich inne. »Er ist ein Gestaltwandler?«
»Ja.«
»Wessen Name ist auf seiner Schulter?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe geschworen, es für mich zu behalten.«
Wie ärgerlich. Ich war zwar keine Klatschtante, aber es hätte mich dennoch brennend interessiert.
»Was ist, wenn man sich irrt?«, fragte ich. »Was ist, wenn man die Gefühle des Mädchens falsch einschätzt und sie
deine Gefühle nicht erwidert?« Ich hatte so viele Fragen. Ich konnte nicht recht verstehen, wie diese Angelegenheit mit der lebenslangen Bindung funktionierte, doch sie schien von immenser Tragweite zu sein.
»Es ist ein Höllentrip. Du trägst ein Leben lang den Namen von irgendeiner Tussi auf der Schulter, und kein anderes Mädchen will dich, weil du dich zuerst einer anderen versprochen hast.«
»Das ist brutal.«
»Es gewährleistet, dass wir unsere Wahl nicht leichtfertig treffen.«
Es war wirklich überwältigend, dass er mich ausgewählt hatte - oder dass wir vom Schicksal zusammengeführt worden waren. Es war mir nach wie vor schleierhaft, was es mit dieser schicksalhaften Verbundenheit auf sich hatte. »Aber letzten Sommer hast du mich doch kaum gekannt.«
»Ich wusste genug von dir, Kayla. Wenn wir unserer
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