Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
Er war immer noch barfuß und ohne Hemd. Gab es denn keine Kiste mit Kleidung? Ich hätte wahnsinnig gern meine Hände über seine Brust und seine Schultern gleiten lassen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf seinen silbrigen Blick.
»Nicht, wenn du mir vertraust«, sagte er leise.
Ich lachte angespannt. »Bist du sicher, dass du dich bei mir nicht irrst?«
Statt meine Frage zu beantworten, erhob er sich abrupt und streckte mir seine Hand entgegen. »Komm. Ich will nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Dann können wir uns entspannen und den schönen Tag genießen. Schließlich sind wir keine Vampire.«
Lucas entdeckte ein T-Shirt. Entweder war es nicht seines, oder es hatte ihm gehört, bevor er Muskeln bekommen hatte,
denn es spannte sich über seinem Oberkörper wie eine zweite Haut. Langsam glaubte ich wirklich, dass er meine Gedanken las, auch wenn er nicht in Wolfsform war.
Ich folgte ihm, als er die Bäume ansteuerte, die unseren Zufluchtsort umstanden. Er war so geschmeidig - wie ein Artist, der trotz all seiner Muskeln mit erhabener Anmut durch die Manege schreitet. Mir war sofort aufgefallen, wie durchtrainiert er war, aber jetzt konnte ich das Raubtierhafte in seinen Bewegungen sehen.
Ich glaubte nicht, dass sie ihn wieder überrumpeln würden. Und wenn sie uns einholen sollten, vermutete ich, dass er sich ohne Gnade auf sie stürzen würde. Wie einer dieser Hollywood-Werwölfe. Er mochte vielleicht nicht so sein, wie seinesgleichen im Film dargestellt wurde, aber ich spürte seine wilde Entschlossenheit, mich zu beschützen. Es war fast beängstigend - und zugleich aufregend.
Würde er bereit sein, für mich zu sterben? Wollte ich, dass er dazu bereit war?
Natürlich nicht. Aber dass er meinen Schutz derart ernst nahm, gab mir einen Kick. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich von dem Aspekt des lebenslangen »Gefährten« hielt. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt hatte - mit einer Heftigkeit, die mir Angst einjagte. Deshalb hatte ich die Gefühle für Lucas verdrängt und mich stattdessen Mason zugewandt. Mit meinen Gefühlen für Mason war ich klargekommen. Was ich für Lucas empfand, war außer Kontrolle.
Die Vorstellung, Lucas könnte dasselbe über mich denken, war noch beängstigender - doch er war stark genug, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Während wir nebeneinander hergingen, hielt er immer wieder kurz inne, um zu lauschen und Gerüche wahrzunehmen. Ich dachte daran, dass auch meine Sinne bald geschärft würden - wenn ich tatsächlich eine Gestaltwandlerin sein sollte.
Wahrscheinlich hätte ich darauf achten sollen, wie er sich vergewisserte, dass keine Gefahr drohte. Ich hätte versuchen sollen zu lernen, was auch immer es war, das ich lernen musste. Stattdessen dachte ich über Kleidung nach. Die Verwandlung in einen Wolf würde meine Garderobe ruinieren. Und was sollte ich tun? Überall Ersatzkleider deponieren?
»Ja«, sagte er ruhig und erstarrte.
Aber er erschrak nicht so sehr wie ich.
»Du kannst meine Gedanken lesen, selbst wenn du nicht als Wolf herumläufst?«, sagte ich vorwurfsvoll.
Er strich sein traumhaftes Haar zurück. »Nur, wenn ich mich auf dich konzentriere.«
»Und jetzt konzentrierst du dich auf mich?«
»Wie könnte ich nicht? Du riechst so gut.«
»Machst du Witze? Ich bin ungewaschen und schmutzig.«
»Aber darunter ist der natürliche Duft deiner Haut. Das ist es, was ich rieche.« Er drehte sich um und machte sich auf den Rückweg zur Lichtung. »Komm, lass uns eine Runde schwimmen.«
Keuchend stolperte ich hinter ihm her. Ich stand noch ein wenig unter Schock, da er sich meiner Gegenwart derart stark bewusst war, meinen Geruch wahrnahm. »Gute Idee! Habt ihr auch eine Kiste mit Badesachen in der Höhle?«
Er schaute sich um und lächelte verschmitzt. »Wer braucht Schwimmsachen? Noch nie was von Nacktbaden gehört?«
Es konnte zwar gut sein, dass er mich am Abend des nächsten Tages so sehen würde, wie Gott mich geschaffen hatte, bevor mir ein Fell wuchs, aber ich bat ihn dennoch sich umzudrehen, während ich meine Kleidung abstreifte und ins Wasser abtauchte. Es war kühl, erfrischend und kristallklar. Als ich wieder an die Oberfläche kam, war er schon im Wasser, einige Meter von mir entfernt.Vielleicht genierte er sich ja auch ein wenig, in meiner Gegenwart nackt zu sein, auch wenn ich ihn schon von hinten gesehen hatte.
Mit den Füßen strampelnd, fragte ich ihn: »Dieses
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