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Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight

Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight

Titel: Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawthorne
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Senken seiner Brust an meiner Wange.
    Ich sah den Wasserfall herabströmen. Ich malte mir aus aufzustehen, hineinzulaufen und unter Wasser gedrückt zu werden. Ich wollte kein Wolf sein. Mason mochte es vielleicht cool finden und denken, dass die Leute Drogen kaufen würden, um ein paar Stunden mit Fell herumzulaufen, aber ich würde das Mittel niemals nehmen, selbst wenn es umsonst wäre.
    Ich hoffte, dass Lucas sich irrte. Dass die Verbindung, die er spürte, auf etwas anderem beruhte. Vielleicht war seine Wahrnehmung fehlgeleitet, und ich gehörte doch nicht zu ihm und seinesgleichen. Ich konnte keine Gestaltwandlerin sein.
    Falls ich doch eine sein sollte, stand mein Leben kurz davor, vollkommen aus den Fugen zu gehen.

    Ich hockte am Rand der Höhle, lauschte dem Tosen des Wasserfalls und betrachtete meine Fingernägel. Ich war unter der Decke weggekrochen, während Lucas noch schlief. Ich musste über so vieles nachdenken. Ein Teil von mir wollte vor ihm und all dem hier davonlaufen und niemals zurückkommen.
    Lucas bewegte sich so lautlos, dass mir fast das Herz stehenblieb, als er sich neben mich hockte. Es erfüllte mich mit Stolz, ihn nichts von meinem Schrecken merken zu lassen.
    »Du bist früh auf. Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
    War das eine ernst gemeinte Frage? Meine Welt, mein Leben würde vielleicht nie wieder so sein, wie es war. Natürlich war nicht alles in Ordnung mit mir. Dennoch tat ich nur einen kleinen Seufzer. »Ich denke nur nach. Ich hatte nie Glück mit langen Fingernägeln. Das wird sich ab jetzt wohl ändern.«
    Er kicherte. Zumindest hatte ich den Eindruck. Wegen des lärmenden Wasserfalls mussten wir sehr laut reden, da war ein leises Kichern nicht zu hören, aber er lächelte. Als würde er befürchten, wir könnten unsere Stimmen ruinieren, wenn wir uns hier weiter unterhielten, deutete er mit dem Kopf zur Seite. Ich folgte ihm zurück in die Höhle.
    »Weißt du, ob meine Adoptiveltern Bescheid wissen … über mich, meine ich? Was ich bin? Oder was ich sein werde?«
    »Ich glaube nicht. Als deine Eltern getötet wurden, hat man dich hier fortgeholt, bevor ein Dunkler Wächter herbeigerufen werden konnte. Sobald der Staat seine Finger im Spiel hat, ist es schwierig, die eigenen Leute zurückzuholen.
« Er öffnete eine Kiste und warf mir eine Dose Gemüsesaft zu.
    »Ich dachte, Wölfe wären Fleischfresser«, sagte ich trocken und drückte die Öffnung ein.
    »Wölfe schon. Gestaltwandler nicht.« Seine Worte klangen ein wenig beleidigt. Er reichte mir einen Müsliriegel. »Du musst was essen, damit du bei Kräften bleibst.«
    Ich riss die Verpackung auf und musterte ihn argwöhnisch. »Dann siehst du dich nicht als Wolf?«
    »Ich bin kein Wolf. Es ist eine andere Daseinsform, in die ich manchmal übergehe, das ist alles.«
    »Das ist alles, sagst du? Die meisten Leute kriegen weder ein Fell, noch fangen sie an zu knurren und zu heulen. Und vergiss nicht die Verrückten, die dich zu Forschungszwecken einfangen wollen.«
    »Was du - was sie als ungewöhnlich ansehen, ist für mich normal. Ich wusste immer, dass es in meinem Erbgut steckt. Ich konnte es kaum erwarten, endlich achtzehn zu werden.«
    Ich spürte einen leichten Ruck im Herzen. »Ich dachte, du hättest siebzehn gesagt.«
    »Siebzehn für Mädchen. Achtzehn für Jungs. Hat wohl damit zu tun, dass Mädchen angeblich schneller erwachsen werden als Jungs.«
    »Oh, und ich dachte schon, ich hätte noch eine kleine Gnadenfrist.« Der Müsliriegel fühlte sich an, als hätte ich Sägespäne im Mund.
    Er riss eine Packung doppelt gefüllte Oreo-Kekse auf und reichte mir einen. Ich bekam Tränen in die Augen. Es waren meine Lieblingskekse. Ich schaute zu ihm auf. Er beobachtete mich konzentriert.

    »Wahrscheinlich kennst du die auch aus meinen Gedanken. Werde ich das auch können? Gedanken lesen?«
    »Ja, aber anfangs ist es nur konfuses Gebrabbel. Du musst lernen, das Stimmengewirr zu sortieren.«
    »Gibt es eine Werwolfschule oder so etwas, wo ich all das lernen kann?«
    »Wir vermeiden den Begriff Werwolf . Das hat so einen negativen Touch. Nenn mir einen Film, in dem der Werwolf der Gute ist. Wir sind Gestaltwandler. Und nein, wir haben keine Schule, aber wir machen eine Ausbildung. Sie findet hier im Wald statt.«
    Ich aß meinen letzten Keks, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. »Tut es weh?«
    Er wusste, wonach ich fragte, und es ging nicht um die Ausbildung. Er kniete sich vor mich hin.

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