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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ist, Ihnen mit meiner Wenigkeit zumindest einen Vertreter dieses Colleges zu präsentieren, der Patrice verehrt hat.
    Ich fürchte, im ganzen wurde sie eher schief angesehen.«
    »Und insgeheim«, sagte Kate, »sind wohl alle froh, daß sie sich selbst von der Bildfläche befördert hat.« Sie ging ihm voraus ins Haus zurück. »Wahrscheinlich sind die meisten sogar davon überzeugt«, fügte sie hinzu, »daß die Gottheit, an die sie glauben und deren Gebote sie verkörpern, ihre Hand dabei im Spiel hatte.«
    »Damit haben Sie wohl recht«, sagte Geddes.
    »Soll ich Ihnen noch einen Drink holen, ehe Sie sich in die Fänge unserer Anglisten begeben?«
    »Wie einfühlsam von Ihnen«, sagte Kate. »Ich hätte gern einen Gin – pur.«
    Aber ehe sie soweit kam, die Hand nach ihrem Drink auszustrecken, trat Bertie auf sie zu. »Da sind Sie ja«, sagte er. »Ich dachte schon, die Nacht hätte Sie verschluckt. Da war ein Anruf für Sie. Sie möchten zurückrufen. Es ist der Biograph, soll ich Ihnen sagen.«

    46

Sechs
    Keine Freude konnte größer sein, dachte sie, als sich mit dem Triumph der Jugend an das Leben verloren zu haben, es mit einem Entzückensschauer zu finden, wenn die Sonne aufging, wenn der Tag versank.

    Virginia Woolf

    Kate ging zurück zum Studentenheim, froh, der Party und den Anglisten zumindest für den Augenblick entkommen zu sein. Von ihrem Zimmer aus meldete sie das Gespräch an und wartete darauf, von Archer oder Herbert zu hören. Erfreut stellte sie fest, wie die Aussicht, mit den beiden zu sprechen, sie belebte. Sie sind in New York, dachte sie, und haben nichts mit diesem ländlichen Paradies um einen See herum zu tun, wo jeder Angst vor Veränderung hat.
    Es war Archer. Herbert, sagte er nach kurzer Begrüßung, mache sich Sorgen.
    Er habe mit Patrices Tochter gesprochen. Könne Kate nach New York zurückkommen, wo sie hingehöre, und sich mit ihnen beratschlagen?
    »Dank AT&T«, sagte Kate, »können wir seit geraumer Zeit über Entfernungen hinweg miteinander reden. Oder quält Sie wieder Ihr Großer-Bruder-Komplex, die Angst vor heimlichen Lauschern?«
    »Ich möchte, daß Sie mir die Hand halten und tröstende Worte ins Ohr flüstern.
    Und Herbert geht es genauso. Oder haben Sie etwa Geschmack an dem Leben in einem ländlichen Mädchencollege gefunden?«
    »Der Himmel bewahre mich! Ich habe allerdings zugesagt, bei einer Forschungsgruppe mitzuarbeiten, die morgen zum ersten Mal tagt. Halten Sie es noch so lange aus? Falls nicht, können Sie ja mit dem Flieger herkommen…«
    »Ich werde morgen am Flughafen auf Sie warten und alles erklären. Welchen Flug nehmen Sie, den um zwei?
    Nur eins noch: Versuchen Sie doch bitte morgen, oder besser noch heute abend, ein paar Worte mit Veronica Manfred zu reden, Professorin für vergleichende Literaturwissenschaft, glaube ich.«
    »Mit Lehrstuhl, nehme ich an«, sagte Kate.
    »Davon bin ich immer ausgegangen. Aber erwarten Sie nicht, daß ich Sie in die Feinheiten der akademischen Stufenleiter am Clare einweihe. Ich bitte Sie von Herzen, sprechen Sie mit ihr, ehe Sie in den schrecklichen kleinen Flieger steigen –
    verschaffen Sie sich einen Eindruck, hören Sie, ob die Frau bereit ist, etwas preiszugeben.«
    »Etwas preiszugeben – was?« sagte Kate. »Archer, ich mache mir langsam Sorgen. Fehlt Ihnen auch wirklich nichts, mein Lieber?«
    »Herbert und ich sind schrecklich bekümmert und unglücklich. Außerdem vermissen wir Sie. Ich werde am Terminal sein, wenn Ihr Flieger landet und Ihnen 47

    den ganzen Weg bis Manhattan die Ohren vollquatschen. Da Sie während der Hauptverkehrszeit ankommen, werden wir auf der schrecklichen Autobahn sicher im Stau steckenbleiben, so daß ich genug Zeit habe, Ihnen alles zu erklären. Bis dann, liebe Kate.«
    Als Kate den Hörer aufgelegt hatte, war sie zutiefst verwirrt. Aber Archer hatte sie gebeten, mit Veronica zu sprechen, und sie hatte keine andere Wahl, als es zu versuchen. Kate hatte großes Zutrauen zu Archer entwickelt. Sie sah auf ihre Uhr: noch nicht mal neun. Ihr Zimmer im Gästetrakt des Studentenheims war tatsächlich so gastfreundlich, mit einem regionalen Telefonbuch aufzuwarten. Kate sah unter Manfred nach, und, ohne zu lange nachzudenken, wählte sie die Nummer. Es meldete sich eine Frau, die zu Kates großer Erleichterung »Veronica Manfred«
    sagte.
    »Kate Fansler hier«, erwiderte Kate. »Ich weiß nicht, ob Sie wissen, wer ich bin.«
    »Welch Bescheidenheit! Sie paßt schlecht zu

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