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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sagte sie. »Was haben Wordsworth und Byron damit zu tun? Es ist schlicht und einfach schöner, jung zu sein als alt. Das liegt doch auf der Hand.«
    Kate gab sich immer große Mühe, nicht den Männern die Schuld an ihren Frauen zu geben, hatte aber selten Erfolg damit. (»Unsinn«, würde Reed sagen.
    »Manche Frauen sind einfach unter allen Umständen Idiotinnen, manche Männer natürlich auch. Warum dem Ehemann die Schuld geben?«
    »Weil«, hätte Kate geantwortet, »Männer abgestandene Idealvorstellungen von Frauen haben, die die Frauen dann übernehmen und ihnen entsprechen. Die Männer dürften solche Vorstellungen erst gar nicht haben.«
    »Und das, liebe Kate«, würde Reed sagen, »ist völliger Unsinn, dem ich das Kompliment verweigere, ihn mit vernünftigen Gründen zu widerlegen.«
    »Immer wenn du anfängst, dich geschwollen auszudrücken«, hätte Kate geantwortet, »weiß ich, daß ich recht habe.«) Ich vermisse dich, dachte Kate. Reed, warum stehst du mir nicht bei mit diesen Idioten?
    »Du bist ein bißchen dogmatisch, Gladys«, sagte Ted. »Denk zum Beispiel an jemand wie Colette. Ihre Jugend war ganz bestimmt nicht die beste Zeit ihres Lebens.«
    »Und weshalb schrieb sie dann unentwegt darüber?« fragte Gladys. »Und über 90

    ihre Mutter mit diesem dämlichen blühenden Kaktus? Ich habe ihr Buch über diese fünfzigjährige Frau gelesen, die ihren Liebhaber abweist. Aber sie selbst schnappte sich ihren Lover und heiratete ihn, so schnell sie konnte. Stimmt’s, oder nicht?
    Früher warst du der gleichen Meinung wie ich.«
    »Ich habe das Gefühl, Gladys und Patrice waren nicht immer einer Meinung«, bemerkte Kate, wie sie hoffte, leichthin.
    »Gladys streitet einfach gern mit Frauen, die Akademikerinnen sind«, sagte Ted. »Sie hat ständig das Gefühl, daß die Ehefrauen von Akademikern nicht genug geschätzt und anerkannt werden. Ist das Essen bald fertig?« fragte er Gladys, offensichtlich bemüht, die kleine Szene abzukürzen.
    »Gleich«, sagte Gladys. »Neulich hatte Ted eine dieser Professorinnen zum Lunch hierher eingeladen. Es gab Gumboschoten-Suppe, selbstgebackene Blätterteigtaschen und Salat. Sie und Ted saßen da und sprachen über feministische Studiengänge und ähnlichen Quatsch, und als sie ging, sagte sie zu Ted: ›Nun, ich denke, wir sollten die Sache noch einmal gründlich von allen Seiten her betrachten, ehe wir unsere Entscheidung fällen, und Sie haben mir wirklich für vieles die Augen geöffnet.‹ Und dann, glauben Sie es oder nicht, verabschiedete sie sich von mir und bedankte sich fürs Essen.«
    »Wirklich«, sagte Kate, »wie unsensibel von ihr.«
    »Es war wirklich ein bißchen happig«, sagte Ted.
    »Hatte ich schon zu viel von diesem wunderbaren Malzwhisky?« fragte Kate.
    »Oh, vielen Dank, nur noch einen winzigen Schluck. – Aber hätte sie Ihnen denn nicht für das Essen danken sollen, nachdem Sie sich solche Mühe gegeben hatten?« Beim Nachfüllen ihres Glases überkam Kate die erste reine Empfindung, seit sie das Haus betreten hatte. »Ist es grob, sich fürs Essen zu bedanken?«
    »Als ob sie und Ted ein Geschäftsessen hätten und ich wäre das Küchen- oder Serviermädchen oder sonstwas. Verstehen Sie?«
    »Waren Sie denn dagegen, daß Ted sie zum Lunch eingeladen hatte?« fragte Kate. Mir entgehen hier ständig die Pointen, sagte sie zu sich selbst. Irgendwas stimmt hier nicht.
    »Vielleicht sollten Sie wissen«, sagte Gladys, »daß ich Ted bei seinen Büchern helfe. Das gibst du doch zu, oder nicht, mein Lieber?«
    »Natürlich«, beeilte sich Kate einzuwerfen, die jedoch alles andere als davon überzeugt war. Dies hier war wieder eine dieser gewissen Ehen. »Wir alle kennen Professoren, deren Frauen alle Recherchen übernehmen, das Tippen erledigen und manchmal sogar das ganze Buch selbst schreiben. Ohne nachdenken zu müssen, könnte ich Ihnen zehn Beispiele nennen. Hatten Sie das Gefühl, die Professorin behandele Sie verächtlich?«
    »Nein. Aber wieso hat sie Ted für das Gespräch gedankt und mir für das Essen?
    Verstehen Sie denn nicht?«
    »Nein«, sagte Kate, die eigentlich hatte ja sagen wollen. »Ich meine, Sie haben 91

    das Essen zubereitet, und sie hat Ihnen dafür gedankt. Hätte Ted gekocht, hätte sie sich wahrscheinlich bei ihm bedankt.« Ich kann einfach nicht glauben, sagte sie zu sich selbst, daß ich dieses Gespräch führe, falls man hier überhaupt von Gespräch reden kann. »Nun«, kicherte Kate, »ich werde mich

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