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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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ich, wenn ich es sehe.«
     
    Es trug die malerische Bezeichnung »Motor Court«. Zwölf Hütten standen unter mehreren schattigen Bäumen abseits des Highway 17 und westlich des Ashley River, über den sie fahren mussten, um nach Charleston zu gelangen. Das Motel geizte mit Reizen. Es gab einen Pool, aber ohne Wasser; der Boden war mit teils natürlichen, teils Abfällen der Zivilisation übersät. Hinter einem Maschendrahtzaun erhob sich eine rostige Schaukel mit gelbem Plastiksitz, der nur noch an einer Kette hing. Der Rest fehlte.
    Wieder musste Britt warten, während Raley ins Büro ging. Er kam zurück. »Nummer neun.«
    »Die Präsidentensuite?«
    »Ja, aber nach zweiundzwanzig Uhr gibt es keinen Zimmerservice mehr.«
    Die ihnen zugewiesene Hütte war mit zwei Doppelbetten eingerichtet, die durch einen Nachttisch mit Lampe getrennt waren. Außerdem gab es einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, eine Kommode mit zerbrochenem Spiegel, einen Fernseher und knapp unter der Decke eine Klimaanlage. Raley legte einen Schalter um, und die Anlage sprang mit einem beruhigenden Summen und einem Schwall kühler Luft an.
    Britt hob die Tagesdecke an und inspizierte die Laken. Sie entdeckte keine unansehnlichen oder verdächtig wirkenden Flecken, und das bedruckte Baumwollgewebe roch intensiv nach Waschmittel und Bleiche. Über den Toilettensitz war ein Papierband gespannt, was ebenfalls beruhigend wirkte.
    »Gar nicht so übel«, urteilte sie, nachdem sie sich in dem winzigen Waschbecken die Hände gewaschen hatte.

    Raley hatte sein Hemd ausgezogen. Der Anblick seines nackten Brustkorbs erinnerte sie an die vergangene Nacht, und prompt stieß sie sich den Zeh am Türrahmen an. »Darf ich zuerst?« Er nickte zu dem Bad in ihrem Rücken hin, aber sie war in Gedanken immer noch bei ihrem erotischen Abenteuer und brachte darum kein Wort heraus. »Sonst komme ich zu spät zur Beerdigung«, ergänzte er.
    Sie schreckte auf, trat zur Seite, und er quetschte sich durch die schmale Tür, seinen Anzug und die Schuhe in den Händen haltend. Da er beide Hände voll hatte, griff Britt nach dem Türknauf und schloss die Tür für ihn.
    Sie setzte sich auf das Bett, das sie zu ihrem erkoren hatte, und sah erst zur Styropordecke auf und dann hinunter auf den orangefarbenen Zottelteppich. Die Toilettenspülung ging. Wasser lief ins Waschbecken. Sie hörte einen dumpfen Schlag, als wäre ein knochiger Körperteil gegen die Fliesen geprallt, gefolgt von einem ebenso dumpfen Fluch.
    Sie hatte noch nie mit einem Mann zusammengelebt und fragte sich, ob sich das wohl so anhörte. Dann hörte sie einen Schuh zu Boden fallen und lächelte.
    Fünf Minuten später kam er wieder heraus, aber die Veränderungen, die er in dieser kurzen Zeitspanne vorgenommen hatte, waren beachtlich. Er trug die Anzughose und ein elfenbeinweißes Hemd. Die Haare hatte er mit den Fingern zurückgekämmt. Die Schuhe hatte er angezogen, das Jackett trug er noch in der Hand.
    »Du siehst gut aus.« Tatsächlich sah er unglaublich gut aus.
    »Danke. Das Jackett ziehe ich erst an, wenn ich dort bin.«
    »Krawatte?«
    »Habe ich vergessen, weil ich in meinem Schrank keine gefunden habe. Vielleicht habe ich sie alle weggeworfen. Außerdem werden sich Fordyce und McGowan den Kopf bestimmt nicht über meine fehlende Krawatte zerbrechen, wenn sie mich sehen.«

    »Du willst also dafür sorgen, dass man dich sieht?«
    »O ja.« Er sah auf die Tasche mit dem Geld, die er gleich neben den in Plastik verpackten Ordnern und der Pistole auf dem Tisch abgestellt hatte. »Im Notfall nimmst du das alles und verschwindest.«
    »Darf ich mir die Akten ansehen?«
    Er zögerte. »Nur wenn du nicht sofort losflitzt und deinen Kameramann anrufst, sobald du damit fertig bist.«
    »Bestimmt nicht.« Er sah sie mit unübersehbarem Misstrauen an. »Bestimmt nicht . Ehrenwort.«
    Er nickte knapp. »Schließ immer die Tür ab. Schau nicht mal durch den Spion, ohne dass du die Pistole in der Hand hältst. Öffne niemandem außer mir die Tür. Denk daran, nicht einmal die Polizei kann wissen, dass du hier bist, darum lass dich nicht von einer Uniform täuschen. Auf dem Rückweg halte ich irgendwo an und bringe was zu essen mit. Irgendwelche Wünsche?«
    Komm schnell zurück. Komm unverletzt zurück. Fahr gar nicht erst los. »Desinfektionsspray.«
    »Wofür?«
    »Für die Autopolster. Und Cola light. Jetzt geh. Zu spät zu einer Beerdigung zu kommen wäre der Gipfel der Unhöflichkeit.«

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