Süßer Tod
geringstes Problem.«
»Wovon hast du in den vergangenen fünf Jahren gelebt? Wenn ich das fragen darf.«
»Ich habe mein Haus verkauft. Die Hütte kostete nur einen Bruchteil dessen, was ich dafür bekommen habe. Außerdem hatte ich noch einen Zweitwagen. Den habe ich verkauft, genau wie mein Boot und den Bootsanhänger. Ich habe alles liquidiert. Bowlingkugel, Ski, Fahrrad, Tauchausrüstung, einfach
alles. Heute besitze ich deutlich weniger Spielsachen, aber ich habe auch deutlich weniger Ausgaben.«
»Ist das für dich okay?«
»Das macht mir nichts aus.« Er sah sie kurz an und ergänzte dann verschmitzt: »Genauso wenig, wie es dir etwas ausmacht, keine Verwandten zu haben.«
Er bremste ab, um das Angebot eines Autohändlers an der Straße in Augenschein zu nehmen, der laut Werbung gebrauchte Autos, Boote, Anhänger, Generatoren und Propangastanks verkaufte. Günstige Kredite. Günstige Preise.
Etwa fünfzig Meter weiter stand eine Methodistenkirche. Raley bog auf den Parkplatz der Kirche und stellte den Pick-up im Schatten einer uralten, mit Virginiamoos behangenen Eiche ab. Dann zählte er mehrere Tausend Dollar in Hundertdollarscheinen aus seiner Geldtasche ab und steckte sie in die Hosentasche. Er ermahnte sie, im Wagen zu bleiben. »Wenn jemand kommt, dann drück die Hupe, bis ich komme.«
Er schlenderte zu dem Gebrauchtwagenhändler. Sie sah ihn durch die Reihen von Autos und Pick-ups spazieren. Bald trat ein kleiner Mann mit Bierbauch und Schweißflecken unter den Armen aus dem Verkaufsbüro und kam auf Raley zu. Sie gaben sich die Hand, wechselten ein paar Worte, dann begann der Verkäufer auf mehrere Modelle zu zeigen, die für Raley infrage kamen. Ein paar lehnte er rundweg ab, andere inspizierte er, entschied sich aber ebenfalls dagegen, bis er zu einem Familienwagen mit langweiliger Karosserie und undefinierbarer Lackierung geführt wurde.
Während der Verkäufer seinen Text abspulte, ging Raley um den Wagen herum, trat gegen die Reifen und setzte sich schließlich hinters Steuer. Er startete den Motor, öffnete die Kühlerhaube, besah sich den Motor, kontrollierte unter dem Wagen, ob irgendwo Ölflecken waren – das nahm Britt wenigstens an –, und schien sich schließlich zu entscheiden. Er folgte dem glücklichen Verkäufer in dessen Büro und trat kurz darauf mit einem Stapel gelber Papiere und einem Schlüsselbund ins Freie.
Er fuhr den Wagen zur Kirche, parkte ihn hinter dem Pick-up, kam dann auf die Beifahrerseite, öffnete ihr die Tür und reichte ihr, während sie ausstieg, den neuen Schlüsselbund.
»Du nimmst diesen Wagen. Nach dem suchen sie nicht. Ich behalte den Pick-up. Wenn etwas passiert …«
»Was denn?«
»Irgendetwas. Dann fährst du weiter. Direkt nach Charleston, wo du dich der Gnade von Detective Clark auslieferst. Kapiert?«
»Ich dachte, du würdest den Pick-up in Zahlung geben«, sagte sie, während sie ihm zu seiner Neuerwerbung folgte.
Er stopfte die Papiere, darunter den Fahrzeugbrief und den Vertrag für eine vorläufige Haftpflichtversicherung, in das Handschuhfach. »Dann hätte man den Verkauf allzu leicht nachvollziehen können. Außerdem mag ich meinen Wagen.«
»Wo willst du ihn stehen lassen?«
»An dem Flugfeld. Ich dachte daran, ihn zu Delno zu fahren, aber ich will ihn nicht in die Sache hineinziehen. Ich glaube nicht, dass sie das Flugfeld kennen, darum lasse ich ihn am besten dort stehen, selbst wenn wir dafür ein paar Meilen zurückfahren müssen.« Er beobachtete, wie sie sich hinter dem Steuer des unauffälligen Familienwagens niederließ. »Alles okay?«
Sie stellte den Sitz und die Spiegel ein. »Die Polster muffeln.«
»Man kann nicht alles haben. Du fährst hinter mir her, und zwar möglichst dicht. Pass auf, dass sich kein Wagen zwischen uns drängt. Okay?«
»In Ordnung.«
Er schloss die Tür, ließ die Hände aber im offenen Fenster liegen. »Denk daran, was ich dir gesagt habe, Britt. Wenn mir irgendwas zustößt, fährst du weiter.«
Aber es passierte nichts Unerwartetes. Sie erreichten das Flugfeld ohne jeden Zwischenfall. Dort holten sie ihre Sachen und die Pistole aus dem Pick-up und stiegen zusammen in die Limousine, wo er sich hinters Steuer setzte. Sie bemerkte, wie er seinem Pick-up einen sehnsüchtigen Blick zuwarf, bevor sie von
dem alten Hangar wegfuhren. Er ließ das letzte Spielzeug zurück, das ihm geblieben war.
»Und jetzt wohin?«, fragte sie.
»In unser geliebtes Heim.«
»Wo ist das?«
»Das weiß
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