Süßer Tod
Schwiegervater noch bei einigen anderen, die Raley alle nicht kannte.
Er hielt geradewegs auf die Gruppe zu.
George sah ihn, löste sich von den Übrigen und kam ihm auf halbem Weg entgegen. Sein Lächeln leuchtete strahlend und arglos, seine Stimme war so voll und rund wie sein Bauch. »Raley Gannon. Dachte ich mir doch, dass ich dich da drin gesehen habe. Mein Gott, wie lange ist das jetzt her?«
»Fünf Jahre. Hallo, George.« Er ließ sich auf Georges leutseliges Gequassel ein und pumpte die ausgestreckte Hand auf und ab.
George betrachtete ihn ausgiebig und klopfte ihm dann auf den Rücken. »Du siehst gut aus, Raley. Immer noch fit. Ein paar graue Haare, aber was soll’s.«
»Danke.«
»Ich dagegen«, er klatschte auf seinen Schmerbauch, »hab ein bisschen zugelegt.«
Dazu gab es nichts zu sagen. Das hatte er. Mehr als nur ein bisschen.
»Ich bin inzwischen verheiratet.«
»Habe ich gehört.«
»Ich bin weg von der Polizei und arbeite jetzt für meinen Schwiegervater.«
Raley ließ erkennen, dass ihm auch das nicht neu war.
»Du weißt, dass mein alter Herr für Les gearbeitet hat, bis er den Löffel abgeben musste«, sagte George. »Ich dachte, wenn ich die Tochter vom Boss heirate, genieße ich ein paar Privilegien. So kann man sich täuschen.« Er schlug Raley gegen die Schulter und lachte, aber sein Lachen klang hohl und gezwungen.
Unter seiner aufgesetzten Jovialität wirkte George nervös. Immer wieder leckte er sich über die Lippen; sein Blick zuckte nervös hin und her. Er freute sich kein bisschen, Raley zu sehen, was Raley umso mehr überzeugte, dass George guten Grund hatte, fahrig zu sein. Hatte man ihm schon berichtet, dass es so aussah, als wäre Britt Shelley in Raleys Waldhütte gezogen, statt wie geplant auf dem Grund des Flusses zu vermodern?
»Aber reden wir nicht länger von mir«, sagte er. »Was treibst du so?«
»Also, im Moment bin ich auf einer Beerdigung.«
Georges Leutseligkeit sackte in sich zusammen wie ein angestochener Ballon. Ohne das ausgleichende Grinsen mit den gebleckten Riesenzähnen wirkte sein Gesicht deutlich schwerer. Das Fleisch rutschte nach unten und hing in schweren Säcken herab, die von Ausschweifung und Unglück kündeten.
Er sah zu dem Leichenwagen hinüber, der immer noch vor der Kapelle stand. »Was für eine Geschichte, wie?«
»Mhm.«
»Der absolute Schock. Wie sein Krebs. Hast du davon gewusst?«
»Nicht, bevor er umgebracht wurde.«
George zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und tupfte sich die Schweißperlen von der Oberlippe. »Erst das medizinische Todesurteil und dann das.«
Er sah Raley aufmerksam an, als wolle er seine Reaktion abschätzen. Raley gab sich alle Mühe, keine Miene zu verziehen.
»Du warst ewig mit Jay befreundet.«
»Unser ganzes Leben lang. Bis vor fünf Jahren.«
George trat von einem großen Fuß auf den anderen, rollte die Schultern, räusperte sich. Unübersehbare Anzeichen von Verlegenheit, die ein ehemaliger Polizist eigentlich verbergen können sollte.
»Ach Raley, du weißt doch, wie Jay war, wenn es um Frauen ging.« Suzi Monroe ließ er unerwähnt. »Er hätte mit Tausenden schlafen können, und es hätte ihm trotzdem nicht genügt. Immer auf der Suche nach Frischfleisch, und auf deine Lady war er immer schon scharf. Außerdem warst du streng genommen nicht mehr mit ihr zusammen, als sie sich mit ihm eingelassen hat, oder?«
»Nein, da hatte man mich schon verstoßen. Verleumdet, verunglimpft und gekündigt.«
George wollte gerade darauf antworten, als er unterbrochen wurde. »George?«
Offenkundig froh über die Unterbrechung drehte er sich um. »Honey, komm mal rüber.« Er nahm seine Frau am Arm und zog sie zu sich her. Miranda trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid und High Heels, dazu einen breiten schwarzen Strohhut und eine dunkle Sonnenbrille. Durchgestylter Trauerfeierschick. »Erinnerst du dich an Raley Gannon? Ein alter Kumpel von Jay. Noch aus Kindertagen.«
»Der Feuerwehrmann. Natürlich erinnere ich mich.« Sie setzte ihre Sonnenbrille ab und schenkte Raley ein Lächeln, das ihm das Gefühl vermitteln sollte, der einzige Mann auf dem Planeten zu sein und einen Fünfundzwanzig-Zentimeter-Schwanz zu besitzen, den sie für ihr Leben gern als Dauerlutscher haben wollte.
»Hallo, Miranda.«
»Wo haben Sie die ganze Zeit gesteckt?«
»Hier und da. Nirgendwo.«
Ihr Lachen war kehlig und sexy. »Klingt wie der perfekte Unterschlupf.« Sie verstummte und sagte dann: »Schön,
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