Süßer Tod
ab.
Mit zittrigen Fingern steckte er neue Münzen in den Schlitz und wählte die nächste Nummer. Er sah sich verstohlen um, denn in der Zelle gab er die perfekte Zielscheibe ab.
»Hallo?«
»Ich bin’s.« Er hatte Candy auf ihrem Handy angerufen, um ihre Sekretärin zu umgehen, und nannte keinen Namen.
»Jesus«, zischte sie. »Was hast du getan?«
»Nichts.«
»Ich habe dich zu ihm geschickt. Insofern bin ich mitschuldig.«
»Ist er tot?«
»Es gibt noch keine offizielle Stellungnahme. Noch steht alles auf Messers Schneide. Die Presse belagert das Krankenhaus und wartet auf neue Nachrichten.« Dann ergänzte sie wütend: »Und zwar jeder Reporter in South Carolina außer deiner neuen Freundin. Sie war heute Morgen mit dir bei Fordyce, korrekt?«
»Ja, aber …«
»Jesus. Erst Jay und jetzt…«
»Sie hat Jay nicht erstickt. Und du weißt genau, dass ich nicht auf Fordyce geschossen habe.«
»Wie kommt dann die Kugel in seinen Schädel? Warum warst du überhaupt bei ihm zu Hause? Warum hast du dich nicht an den Termin gehalten, den ich für dich vereinbart habe – was mich die Karriere und den Hintern kosten wird, falls irgendwer davon erfährt. Was sollte dieser Überraschungsbesuch?«
»Ich wollte ihn unvorbereitet erwischen.«
Sie stöhnte. »Das ist keine gute Antwort, du Idiot. Ich kann dir nur raten, mit niemandem zu reden und dir sofort einen guten Anwalt zu suchen.«
»Als wir dort weggefahren sind, war Cobb Fordyce noch bei bester Gesundheit. Wir dachten, er hätte uns reingelegt.«
»Noch ein Motiv, ihn zu erschießen.«
»Ich habe ihn nicht erschossen!«
»Die Polizei hat die Waffe sichergestellt. Eine Taurus .357. Werden sie deine Fingerabdrücke darauf finden? Oder ihre?«
Raley massierte sich die Stirn und knurrte: »Fuck.«
»Mit anderen Worten ja.«
»Er muss meine Pistole benutzt haben.«
»Er? Wer?«
»Sie wird es dir erzählen. Sie ist auf dem Weg zu dir.«
»Zu mir? Wa …«
»Hör zu! Hör mir zu. Wenn sie nicht zufällig Radio gehört hat, seit wir uns getrennt haben, weiß sie noch nichts von Fordyce. Ich soll dich anrufen und dir sagen, dass sie dort auf dich wartet, wo sie dich vor ein paar Monaten interviewt hat. Weißt du, wovon sie redet? Sie meinte, du wüsstest schon Bescheid.«
»Ja, okay.«
»Sie wird an der Tür sein, wo du sie eingelassen hast. Sie hat ein Video dabei.«
»Wovon?«
»Sie wird dir alles Weitere erklären. Wirst du dich mit ihr treffen?«
»Ist dir klar, was du von mir verlangst? Bei mir stehen die Leute Schlange …«
»Ich weiß, dass es ein schlechter Zeitpunkt ist.«
»Schlecht? Das ist ein beschissener Zeitpunkt. Noch dazu heute. Nicht genug, dass du mir Riesenumstände machst und dein Timing miserabel ist, du bittest mich außerdem, das Gesetz zu brechen.«
»Sie kommt, um sich zu stellen.«
»Super. Ich rufe die Polizei und sage ihnen …«
»Nein. Keine Polizei.«
»Wenn ich denen nicht Bescheid sage, schmeckt das nach Beihilfe zur Flucht, Justizbehinderung und …«
»Das weiß ich alles, Candy. Aber du musst das für mich tun, und du musst es genau auf diese Weise tun.«
»Warum?«
»Weil du uns nur so das Leben retten kannst.« Er ließ die Worte wirken und sagte dann: »Der Mann, der Jay umgebracht hat, tauchte heute früh in Fordyces Haus auf. Britt hat ihn wiedererkannt.« Inzwischen kümmerte es ihn nicht mehr, ob er ihre Namen nannte. »Nachdem wir Hals über Kopf geflohen waren, wurde Fordyce niedergeschossen. Du kannst zwei und zwei zusammenzählen. Wenn wir nicht entkommen wären, hätte man uns auch umgebracht. Aber wir sind geflohen, wir können den Mann identifizieren, und darum wird er nicht mehr lockerlassen.«
Kleinlaut fragte sie: »Wer ist dieser Mann? Warum hat er Jay umgebracht und auf Fordyce geschossen? Hat er einen Namen?«
»Keinen, den ich kenne.«
»Eine Beschreibung?«
»Die kann Britt dir geben. Hoffentlich wird sie nicht verhaftet, bevor sie dich erreicht hat.«
»Sie will sich nur einen halben Block vom Gerichtsgebäude entfernt mit mir treffen. Da unten herrscht der reinste Zirkus. Überall auf der Broad Street kampieren die Reporter und warten.«
»Ich weiß. Sie setzt alles auf eine Karte, um dir das Video zu bringen. Was dir eine Ahnung davon geben sollte, wie wichtig es ist.«
»Warum ist es so wichtig?«
»Das wird dir sofort klar, wenn du es ansiehst.« Ein Kunde an einer der Zapfsäulen sah auffällig zu ihm her. Wahrscheinlich
war es nur irgendein namenloser
Weitere Kostenlose Bücher