Süßer Tod
Mitbürger, der Benzin für seinen Dodge brauchte, aber Raley wusste nicht, wie der vierte Killer aussah. Bis er es wusste, musste er jeden Unbekannten als potenziellen Mörder betrachten. »Ich kann nicht länger reden. Ich muss los.«
»Warte! Wo bist du? Warum bist du nicht mit Britt zusammen?«
Wenn er das Candy erzählte, stellte er sie vor das nächste moralische Dilemma, denn dann wäre es eigentlich ihre Pflicht, ein paar Streifenwagen zum Grundstück der McGowans zu schicken. Darum ignorierte er ihre Frage. »Britt ist unterwegs. Ich flehe dich an, Candy, triff dich mit ihr.« Ehe sie noch etwas sagen konnte, hatte er aufgelegt.
Ein silberner Lincoln Navigator parkte auf der kreisförmigen Auffahrt vor dem Landsitz der McGowans, was darauf schließen ließ, dass George zu Hause war, aber Raley sah keine Menschenseele. Ein paar Pferde grasten fünfzig Meter vom Haus entfernt auf einer eingezäunten Weide. Ansonsten wirkte das Anwesen verlassen.
Den Camcorder in der Hand stieg Raley aus dem Wagen und marschierte zur Haustür. Er läutete nicht und klopfte nicht an, sondern drehte leise den Knauf und trat ein, nachdem die Tür nicht abgeschlossen war.
Lautlos schob er die Tür wieder zu und blieb dann lauschend stehen. Im Haus war es still wie in einem Grab.
Er wagte sich kurz in den zentralen Flur vor, wo seine Schritte von einem langen orientalischen Läufer verschluckt wurden.
Er sah in den Raum zu seiner Linken, ein Esszimmer. Rechts gab es einen Salon mit einem mannsgroßen Marmorkamin und einem ebenso großen Kristalllüster. Ölgemälde in Goldrahmen. Schwere Vorhänge aus glänzendem Stoff. Antike Möbel. Dinge, die reiche Leute besaßen.
Das Morden hatte sich für George McGowan ausgezahlt.
Raley schlich auf Zehenspitzen durch den breiten Gang, bis er rechts aus einem Zimmer hinter der Treppe Glas auf Glas schlagen hörte und stehen blieb. Er schlich sich an die offene Tür, wartete dort kurz ab und spähte dann vorsichtig am Türrahmen vorbei.
George saß hinter einem ausladenden Schreibtisch, eine Flasche Bourbon vor sich. In der einen Hand hielt er ein volles Whiskyglas, in der anderen eine Neun-Millimeter. Er sah Raley sofort und lächelte.
Die Waffe in der Hand haltend winkte er ihn herein und sagte: »Komm rein, Raley. Ich habe dich schon erwartet.«
»Ich bin zuversichtlich, dass meine Ernennung vom Senat bestätigt wird.«
Trotz des beunruhigenden Anrufs verschob Richterin Cassandra Mellors die angesetzte Pressekonferenz nicht. Im Raum drängten sich die Reporter und rangelten um die beste Position, aber der Andrang war nicht so groß, wie man erwartet hätte.
Nach dem Anschlag auf Cobb Fordyce hatte sich das Pressekorps aufgeteilt. Viele Reporter, die eigentlich über Cassandra Mellors’ wichtigsten Tag berichten wollten, hielten stattdessen Wache vor dem Krankenhaus in Columbia und warteten dort auf Neuigkeiten über Fordyces Gesundheitszustand.
»Ich habe vor ein paar Minuten mit dem Präsidenten gesprochen«, erklärte sie ihrem Publikum. »Er hat mir versichert, dass die Abstimmung, die heute Nachmittag stattfinden soll, im Grunde nur eine Formsache ist. Hoffentlich hat er recht.« Sie wehrte das Durcheinander an Fragen ab. »Natürlich ist meine Freude deutlich getrübt durch die Tragödie, die sich heute Morgen im Haus unseres Attorney General zugetragen hat, eines ehemaligen Kollegen und eines Mannes, den ich immer noch als Freund betrachte. In meinen Gedanken und Gebeten bin ich bei Mrs Fordyce und ihren Jungen, aber auch bei den Ärzten und Schwestern, die alles tun, um das Leben von Cobb Fordyce zu retten.«
Ein Reporter fragte: »Ist mit dauerhaften Hirnschäden zu rechnen, falls er überlebt?«
»Man weiß noch nichts über das Ausmaß der Verletzung und die möglichen Folgen. Vorerst versuchen die Ärzte vor allem, ihn am Leben zu erhalten.«
»Haben Sie mit den Detectives gesprochen, die den Tatort untersucht haben?«
»Nein. Was das betrifft, weiß ich nicht mehr als Sie.«
»Haben Sie mit Mrs Fordyce gesprochen?«
»Nein. Zurzeit spricht ihr Bruder für die Familie. Er hat erklärt, dass Mrs Fordyce bei ihrem Mann ist, und uns aufgefordert, für Mr Fordyce zu beten.«
»Stimmt es, dass Britt Shelley und Raley Gannon gesucht werden, um wegen der Schießerei befragt zu werden?«
»Kein Kommentar.«
»Mrs Fordyce identifizierte …«
Sie hob die Hand. »Für mehr ist momentan keine Zeit.«
Sie drehte sich um und ließ die Fragen an ihrem
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