Süßer Tod
war?«
»Absolut. Meine Erinnerung kehrte in dem Augenblick zurück, in dem Fordyce die Haustür aufzog und ich ihn auf der Schwelle stehen sah. Ein paar Erinnerungen sind noch verschwommen. Ein paar Abschnitte fehlen mir ganz, aber an ihn kann ich mich ganz deutlich erinnern, weil er lachend zugesehen hat, während mich sein Partner begrapscht hat.«
»Er hat Sie begrapscht? Das haben Sie vorhin nicht erwähnt.«
»Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen.« Jetzt, von Frau zu Frau, konnte Britt das Gefühl beschreiben.
Die Richterin verzog angewidert das Gesicht. »Das muss ja schrecklich gewesen sein. Sind Sie sicher, dass Sie den Mann identifizieren können, wenn Sie ihn wiedersehen?«
»Ohne Frage.«
»Sieht er vielleicht so aus?«
Verwirrt über die scheinbar sinnlose Frage drehte Britt den Kopf in die Richtung, in die Cassandra Mellors genickt hatte.
Er war lautlos in den Raum getreten, stand jetzt mit dem Rücken zur Tür und sah sie gierig an, genau wie damals, als sich sein Kollege an ihr vergangen hatte.
»Britt«, sagte die Richterin, »ich glaube, Sie kennen Mr Smith bereits.«
G eorge war wie erstarrt. Unbemerkt stellte Raley den immer noch aufnehmenden Camcorder auf dem Schreibtisch ab und gab George einen verbalen Anstoß. »Ihr musstet mich als Ermittler ausschalten und habt darum Suzi Monroe auf mich angesetzt.«
George holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Jays Idee. Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn einerseits konntest du nicht mehr herausfinden, wie das mit Cleveland Jones gelaufen war, andererseits hatte Jay freie Bahn bei deiner Verlobten.« Er zwinkerte mit einem blutunterlaufenen Auge. »Sein Plan ging auf, stimmt’s? So war unser guter alter Jay. Für ihn ging immer alles auf.«
Raley rief sich ins Gedächtnis, wie er an jenem Morgen aufgewacht war und sich neben einem toten Mädchen wiedergefunden hatte, wie ruhig Jay in der Küche Kaffee getrunken und Zeitung gelesen hatte. Bemerkenswert, dass er so ungerührt sein konnte, nachdem er das Leben einer jungen Frau geopfert hatte.
»Hat Jay sie umgebracht?«
»Das hat sie selbst erledigt.«
»Er hat nur das Koks besorgt.«
»Ehrlich gesagt waren das Pat und ich.« George antwortete ganz sachlich. »Jay sollte das Mädchen besorgen, wir das Koks. So war es abgemacht. Jay hat sie bequatscht, dir was in deinen Drink zu mixen. Er erklärte ihr, damit würdest du die ganze Nacht durchhalten, und damit hatte er nicht gelogen. Irgendwann hat es dich endlich umgehauen. Dann gaben wir ihr das Koks. Jay drängte sie, und sie …« Er schluchzte wieder. Nach ein
paar Sekunden hatte er sich so weit gefasst, dass er weitersprechen konnte.
»Am nächsten Morgen war sie tot, alles lief genau so ab, wie Jay es prophezeit hatte. Du stecktest bis zum Hals in der Scheiße. Wir waren vom Haken.« George hatte zu lallen begonnen, aber er wusste noch genau, was er sagte. Er richtete die trüben Augen auf Raley. »Wie lange hat es gedauert, bis du es rausgekriegt hast?«
»Eine Weile. Anfangs wollte ich es nicht für möglich halten. Ich wollte nicht glauben, dass mir mein bester Freund so etwas antun könnte. Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben.«
»Als du es kapiert hattest, kamst du nicht mehr darüber weg.«
»Nein.«
George seufzte. »Also, ich kann es dir nicht verdenken. An deiner Stelle hätte ich wahrscheinlich genauso reagiert. Um die Wahrheit zu sagen, ich wünschte, du hättest mit mir angefangen.«
Vielleicht war George doch nicht mehr so klar im Kopf, wie Raley gedacht hatte. Perplex sagte er: »Womit angefangen, George?«
»Mit deiner Vendetta.«
»Meiner was?«
»Eigentlich bin ich froh, weißt du? Seit Pat senior abgeknallt wurde, warte ich darauf, dass ich an die Reihe komme, und frage mich immerzu, wie du mich fertigmachen wirst und wann. Jay bist du wirklich elegant losgeworden, das muss ich dir lassen. Das war poetisch, Mann. Diese Reporterin auf ihn anzusetzen und ihr die gleichen Tropfen zu geben, mit denen wir dich k. o. gesetzt haben. Sehr clever. Bei der Botschaft haben sich unsere Schließmuskeln zusammengezogen, das kann ich dir sagen.
Nach Jays Tod wussten wir, dass wir irgendwann alle an die Reihe kommen würden und dass es nur eine Frage der Zeit war. Selbst Miranda und Les wurden nervös, dabei kann die beiden
sonst nichts aus der Ruhe bringen. Aber ich kann es spüren. Sie sind gereizt, weil sie Angst haben, dass ihre Beziehung auffliegen könnte, wenn ich erst als Betrüger
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