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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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du übrigens.«
    Der alte Mann schien ihn gar nicht zu hören. Sobald er den Raum betreten hatte, war er wie angewurzelt stehen geblieben und starrte seither mit offenem Mund Britt an, die ebenfalls aufgesprungen war, und sei es nur, um sich vor den Hunden in Sicherheit zu bringen, die ihre nackten Beine beschnüffelten, allerdings eher neugierig als bedrohlich.
    Raley pfiff scharf. »Raus!« Widerwillig winselnd und mit eingekniffenen Schwänzen ließen die drei von ihr ab. Raley hielt ihnen die Fliegentür auf. Sie schlichen hinaus auf die Veranda, wo sie zu drei hechelnden Hundehaufen zusammensackten.
    Raley kehrte an den Tisch zurück und setzte sich, als wäre
nichts passiert. Der Alte stand immer noch wie versteinert da und staunte sie an. »Was macht die denn hier?«
    Britt entging nicht, mit welchem Widerwillen er über sie sprach. »Sie kennen mich?«
    »Ich bin nicht blind. Na klar kenn ich Sie.« Er warf Raley einen kurzen Blick zu. »Ich weiß alles über Sie.«
    Sein Tonfall ließ erkennen, dass er von Raley wenig Schmeichelhaftes über sie gehört hatte.
    »Er hat mich entführt.«
    »Entführt?«
    »Er ist in mein Haus eingedrungen, hat mich gefesselt und geknebelt und dann hierher verschleppt.«
    »Gegen Ihren Willen?«
    »Wäre es sonst eine Entführung? «
    »Steigen Sie mal schön von Ihrem hohen Ross runter, junge Lady. Sie werden in nächster Zeit jeden Freund brauchen, den Sie bekommen können.«
    Das entlockte Raley eine Reaktion. Er sah den alten Mann scharf an. »Warum? Was ist passiert?«
    »Ich hab’s heute früh im Fernsehen gesehen.« Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und sagte dann zu Raley: »Sie haben deinen alten Freund Jay obduziert.«
     
    Wenn ein Polizist eines unnatürlichen Todes starb, machte das immer Schlagzeilen.
    Patrick Wickham junior wusste das seit dem Tod seines Vaters. Man hatte ihn in den Bauch geschossen und in einer schmutzigen, rattenverseuchten Gosse verbluten lassen. Die Zeitungen hatten damals von einem grauenvollen Verbrechen geschrieben, das ein gewissenloser Schwerkrimineller begangen haben musste. Die ganze Stadt war betrübt und in Aufruhr gewesen. Sie hatte einen Helden verloren, dessen aufopferungsvolle Tapferkeit bei dem Brand in der Polizeizentrale noch lange in Erinnerung bleiben würde.

    Nicht einmal ein Jahr war zwischen dem Brand und der Nacht vergangen, in der Pat senior abgeschlachtet worden war. Der Wirbel um den Brand hatte sich kaum gelegt, als der Mord alles wieder aufgewirbelt hatte.
    Als ausgebildeter Polizist wusste Pat junior, dass sein Vater an jenem Abend nicht streng nach Vorschrift gehandelt hatte. Er hatte nicht einmal vernünftig gehandelt. Aber in den posthumen Lobeshymnen über seine beispielhafte Tapferkeit hatte sich niemand über seine folgenschwere Fehleinschätzung auslassen wollen.
    Die anderen drei Helden des Brandes wurden gebeten, die Grabreden für seinen Dad zu halten. Die Bilder, auf denen Cobb Fordyce mit gesenktem Kopf am Sarg stand, hatten ihm im Rennen um das Amt des Attorney General einen uneinholbaren Vorsprung verschafft. George McGowan hatte offen geweint, während der Sarg in die Erde gesenkt worden war. Jay Burgess hatte Pat junior und seiner Mutter jede nur erdenkliche Unterstützung angeboten, die er und das Police Department leisten konnten. »Und zwar in jeder Hinsicht«, hatte Jay bekräftigt und anschließend seiner Mutter die Hand gedrückt, während er einen Kuss auf ihre Wange gehaucht hatte.
    Wochenlang hatte Jay nach Pat seniors Beisetzung immer wieder angerufen; er war sogar mehrmals persönlich vorbeigekommen, um nachzusehen, wie es ihnen ging, und hatte dabei Blumen und kleine Aufmerksamkeiten mitgebracht. Dann waren die Anrufe und Besuche seltener geworden, bis sie schließlich ganz aufgehört hatten.
    Ab und an kreuzten sich seine und Jays Wege in der Polizeizentrale. Sie grüßten sich immer freundlich, doch Pat konnte Jay ansehen, dass er sich nicht unterhalten wollte, und das kam Pat nicht ungelegen.
    Jetzt füllte das Foto jenes hübschen, arglosen Gesichtes den Bildschirm seines kleinen Küchenfernsehers.
    »Ein weiterer Polizist, der sich bei dem Brand in der Polizeizentrale
vor fünf Jahren durch seine Tapferkeit auszeichnete, starb offenbar durch fremde Hand«, verkündete der Sprecher mit Sterbensmiene.
    »Daddy?«
    »Pst.«
    »Ich will Milch!«
    Jeden Morgen machte Pat junior seinen beiden Kindern das Frühstück. Es war keine Aufgabe, die er besonders genoss. Im Gegenteil, er

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