Süßer Tod
fragte sie.
»Anscheinend. Jay glaubt mir, und du weißt, wie gut er andere überzeugen kann. Das mit den Drogen hat er nicht mehr erwähnt, sondern alles auf den Alkohol geschoben. Ich war übermüdet, darum habe er mich einfach umgehauen. Er hat Wickham
und McGowan nachdrücklich klargemacht, dass ich nicht voll verantwortlich für meine sexuelle Eskapade bin. Jedenfalls bin ich absolut nicht dafür verantwortlich, wie Suzi starb.«
Er erzählte ihr, dass Candy ihn unterstützt hatte, obwohl sie theoretisch auf der anderen Seite stand. »Sie hat mich alles Mögliche geheißen und mir erklärt, dass sie an deiner Stelle nie wieder mit mir reden würde.«
Hallie lächelte schwach. »Das klingt nach ihr.« Dann seufzte sie und fragte ihn, ob er eine Cola wollte. Sie gingen in die Küche, setzten sich auf zwei Barhocker, sodass sich ihre Knie berührten, und dann erklärte er ihr, was Jay ihm für die nächsten Tage prophezeit hatte.
»Ich habe eine Urinprobe abgegeben, die jetzt analysiert wird. Der Samen aus den Kondomen ist unterwegs ins Labor.« Er tat so, als würde er nicht sehen, wie sie das Gesicht verzog. »Sie werden die Leiche obduzieren. Jay meint, dass davon eine Menge abhängt. Aber sie werden den Vorfall herunterspielen und ihn als Tod durch Überdosis einstufen, was er garantiert auch war.«
Hallie studierte schweigend den Deckel ihrer Coladose. »Warum sollte sie dir K.-o.-Tropfen einflößen, Raley?« Sie hob den Blick und sah ihn an. »Warum?«
»Ich nehme an, damit ich hundertprozentig mit ihr ins Bett gehe.«
»Du hast selbst gesagt, sie hätte heiß ausgesehen. Auf Jays Partys gibt es immer reichlich Männer, die auf wilde und willige Mädchen wie Suzi Monroe aus sind. Warum sollte sie ausgerechnet dich herauspicken und dich extra unter Drogen setzen, wenn sie nur mit einem Kerl ins Bett gehen wollte?«
»Das kann ich dir auch nicht beantworten.«
Sie sah ihn ein paar Sekunden an, dann wandte sie das Gesicht ab. »Wissen deine Eltern schon Bescheid?«
»Ich habe sie von der Polizeizentrale aus angerufen und ihnen alles erzählt. Sie waren sprachlos. Ein Mädchen starb, während ich mit ihm zusammen war, während ich mit ihm im Bett lag.
Natürlich hat das ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. Anfangs. Dann wollten sie sofort in die Zentrale kommen, mir beistehen, mir einen Anwalt suchen. Ich habe ihnen gesagt, sie bräuchten nicht zu kommen, vorerst sei alles okay.«
»Aber sie haben dir geglaubt.«
»Ohne jeden Zweifel.«
Er hoffte insgeheim, sie würde bekräftigen, dass auch sie ihm ohne jeden Zweifel glaubte, aber sie sagte: »Wir werden es auch meinen Eltern erzählen müssen.«
»Ich werde es ihnen erzählen. Schließlich habe ich den Fehler gemacht.«
»Sie sind bestimmt … o Gott, ich will es mir gar nicht vorstellen.« Sie presste beide Hände aufs Gesicht. »Geschockt.«
»Ich glaube, ein Schock ist die passende Reaktion auf solche Neuigkeiten.«
»Es wird ihnen schrecklich peinlich sein, wenn ihre Freunde davon erfahren.«
»Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt. Jay unternimmt alles, damit die Presse nichts erfährt.«
Frische Tränen rannen über ihre Wangen. Sie sah ihn bekümmert an. »Warum muss das ausgerechnet uns passieren?«
»Weil ich blöd bin. So verflucht blöd.« Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Aber du darfst keine Sekunde daran zweifeln, dass ich dich liebe und dass ich alles, wirklich alles geben würde, um die letzten vierundzwanzig Stunden ungeschehen zu machen.«
Sie nickte, denn ihr fehlten die Worte.
Er zog sie an seine Brust und küsste sie auf die Lippen, ganz leicht und zärtlich. »Wir stehen das gemeinsam durch, Hallie.«
»Ja.«
»Im Moment ist es die Hölle, aber ich bringe das wieder in Ordnung.«
Sie umarmten sich. Das Gesicht an seine Schulter gedrückt flüsterte sie: »Ich finde es so schrecklich.«
»Ich finde es noch viel schrecklicher.«
»Es tut mir so leid, so leid.« Er nahm an, sie wollte damit sagen, dass es ihr leidtat, in dieser Situation zu stecken. Vielleicht hatte sie das in diesem Augenblick tatsächlich auch so gemeint. Aber später sollte er sich fragen, ob sie ihm vielleicht schon zu dem Zeitpunkt offenbart hatte, dass ihr leidtat, dass sie nicht wusste, wie ihre Beziehung das überleben sollte.
Die Tage verstrichen. Hallie war genauso enttäuscht wie er, als er von Brunners Ermittlungen abgezogen und bis auf Weiteres suspendiert wurde. Er konnte nicht beweisen, dass er ebenfalls ein Opfer
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