Süßer Tod
angeheuert worden, Britt Shelley zum Schweigen zu bringen und Jay Burgess umzubringen.
Sie hatten ein Foto von Britt Shelley und einen Fernsehausschnitt mit ihr gezeigt bekommen. Sie hatten ihre Zielperson entdeckt, sobald sie die Bar betreten hatte. Das Wheelhouse war ideal für ihre Zwecke, denn es war voll und laut, die Kellnerinnen waren so im Stress, dass die Tabletts mit den Drinks lang genug auf der Bar standen, um unbemerkt einen Taschenspielertrick anzuwenden.
Sie hatten genaue Anweisungen erhalten und sie buchstabengetreu ausgeführt. Die Frau sollte neutralisiert werden und der Tatort so aussehen, als hätte sie Burgess umgebracht. Genau das war geschehen.
Dass Burgess die Alarmanlage nicht eingeschaltet hatte, hatte ihnen die Arbeit noch erleichtert. Um in seine Wohnung zu gelangen, hatten sie nur die Terrassentür knacken und ins Haus spazieren müssen. Die Droge hatte Britt Shelley ziemlich zugesetzt; als Johnson und Smith in Burgess’ Wohnzimmer getreten waren, hatte Burgess sie gerade ängstlich gefragt, ob alles in Ordnung sei. Dabei war es das ganz eindeutig nicht.
Es war kein Problem gewesen, den überraschten, durch seine Krankheit geschwächten und halb betrunkenen Burgess zu überwältigen. Anschließend hatten die beiden Profis ihre Opfer gezwungen, eine Flasche Scotch zu leeren. Burgess hatte erst protestiert, sich dann aber gefügt. Die Frau war zu benebelt, um noch zu begreifen, was mit ihr passierte, deshalb konnten sie ihr den Alkohol ohne Schwierigkeiten einflößen.
Als beide wehrlos am Boden lagen, hatten Johnson und Smith sie ausgezogen, sie nebeneinander ins Bett gelegt und ihn anschließend erstickt. Sie hatten das leere Kondompäckchen zwischen die Sofapolster gesteckt und die ganze Zeit sorgsam darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen, die ein geschickter Spurensicherer finden konnte.
Als sie gingen, war der Tatort entsprechend ihren Anweisungen
aufbereitet. Alles war wie geplant abgelaufen … bis zu dem Morgen, als bekannt geworden war, dass Britt Shelley von der Bildfläche verschwunden war. Das war ausgesprochen ärgerlich, denn das war nicht vorgesehen gewesen. Die ersten Bemühungen, sie aufzuspüren, hatten zu nichts geführt.
Darum hatten sie den Befehl bekommen, Britt Shelleys Verteidiger Bill Alexander zu überwachen. Anfangs war sogar erwogen worden, den Anwalt zu foltern, bis er verriet, wo sich seine Mandantin versteckt hielt. Aber bald stand fest, dass Alexanders hektische Nervosität nicht gespielt war, sondern er die Wahrheit sagte, wenn er behauptete, nicht zu wissen, wohin Britt Shelley verschwunden war.
Dennoch war davon auszugehen, dass sie sich zuerst mit ihrem Anwalt in Verbindung setzen würde, wenn sie wieder auftauchte, falls sie nicht vorher von der Polizei gefunden und verhaftet wurde. Darum hatten Johnson und Smith den Auftrag bekommen, das Telefon des Anwalts anzuzapfen.
Ein Kinderspiel. Er war Junggeselle, lebte allein und war zu knauserig, um ein Hausmädchen anzustellen. Wenn er tagsüber in der Kanzlei war, stand sein Haus leer. Das Duo war in wenigen Minuten in seiner Wohnung und wieder draußen gewesen und hatte den Rest des Tages damit zugebracht, den Anschluss zu überwachen, in der Hoffnung, dass irgendetwas passierte.
Endlich war es so weit. Mit gespitzten Ohren hörten sie das Freizeichen und dann die verschiedenen Wähltöne, als Alexander eine Nummer eintippte. Johnson legte die Karten ab und notierte die Uhrzeit. Smith startete den Rekorder.
Dreimal Tuten, dann ein Hallo. Eine weibliche Stimme, erst zögerlich und verwirrt, dann verärgert.
»Ms Shelley! Zum Glück sind Sie drangegangen!«
»Mr Alexander?«
»Wo haben Sie gesteckt? Haben Sie es nicht gehört? Die Polizei hat einen Haftbefehl für Sie ausgestellt.«
»Ja, ich weiß.«
»Wohin sind Sie gefahren?«
»Ich bin nicht wirklich… gefahren. Es ist eine lange Geschichte. Ich erkläre sie Ihnen, sobald ich zurück bin. Ich nehme an, die Polizei überwacht meine Wohnung.«
»Ja, dort erwartet Sie ein ganzes Empfangskomitee. Ich muss Sie warnen, Ms Shelley, dass heute Nachmittag auch ein Durchsuchungsbefehl ausgestellt wurde. Seien Sie darauf gefasst, ein Chaos in Ihrer Wohnung vorzufinden.«
»Ein Durchsuchungsbefehl? Warum?«
»Weil Sie auf der Flucht sind!«
»Nein. Bin ich nicht.«
»Wie würden Sie es denn bezeichnen? Wenn jemand flieht, um der Verhaftung zu entgehen …«
»Ich bin nicht geflohen.«
»Also, die Polizei sieht es jedenfalls so. Und
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