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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Einfall ist, bleibt abzuwarten. Ich weiß nur, dass es nicht anders geht."
    "Hoffentlich hast du Recht." Dominie wirkte nicht überzeugt.
    Armand spürte die feindseligen Blicke, während der Burghof widerhallte vom Schnauben und Wiehern der Rösser, vom Rasseln des Zaumzeugs, vom dumpfen Trappeln der Hufe auf dem gestampften Lehmboden und vom Ächzen der Reiter, die sich in die Sättel schwangen.
    "Das hoffe auch ich, mein Fräulein!" Er ließ die Hand über die weiche, feste Flanke von Dominies Pferd gleiten. "Das hoffe auch ich!"
     
    Wohin, um Himmels willen, führt mich Armand? fragte sich Dominie. Je weiter die Gruppe sich von der einigermaßen sicheren Burg entfernte, desto mulmiger wurde ihr zu Mute.
    Ein stürmischer Frühlingswind ließ die Mähnen der Pferde flattern, während sie über den Icknield Way galoppierten, jene uralte, angelsächsische Landstraße, die dem Verfall preisgegeben war, seit Eudo St. Maur die Fenns im Würgegriff hielt.
    Den Blick ringsum auf jene Pächter und Vasallen gerichtet, welche direkt neben ihr ritten, bemerkte Dominie das grimmige Mienenspiel sowie den abweisenden Ausdruck in den Augen, welche sich gleichsam in Armands Rücken bohrten. Hätten Blicke töten können, so wäre er, von Pfeilen gespickt, ein Kind des Todes gewesen. Um ihrer aller willen konnte Dominie nur hoffen, dass er einen guten Grund für sein Tun vorzuweisen hatte.
    Plötzlich zügelte Armand sein Ross, hob die Hand und gebot den Begleitern Einhalt. Schweigend wartete er ab, bis alle ihre Pferde angehalten hatten und die letzten Nachzügler aufgeschlossen waren. Indem er sich langsam im Sattel umdrehte, wies er schweigend in nordwestliche Richtung. "Schaut!"
    Als alle in die befohlene Richtung schauten, zeichnete sich wachsendes Entsetzen auf ihren Gesichtern ab. Wahrscheinlich waren die Männer derart damit beschäftigt gewesen, Armand feindselige Blicke wie Dolche in den Rücken zu stoßen, dass ihnen die Umgebung erst im allerletzten Moment auffiel. Nun aber ging ihr auf, warum er die Gruppe hergeführt hatte.
    Die Landstraße wand sich hügelan zu einem Höhenrücken, von dem man das ganze Ausmaß der Verwüstungen überblicken konnte. So weit das Auge reichte, regte sich nichts Lebendiges mehr. Äcker, welche längst hätten bestellt sein müssen, lagen öde und leer. Beschauliche, strohgedeckte Cottages waren dem Erdboden gleichgemacht. Die bleichen Gebeine eines größeren Tieres, wahrscheinlich eines Pferdes oder eines Ochsen, lagen inmitten einer Brache, dort, wo das Vieh verendet war.
    Stumm ließ Armand den Anblick auf seine Begleiter wirken, eher er aufs Neue die Stimme erhob. "Auf sich allein gestellt, kann kein einzelner Lord euch und eure Familien vor solchen Verheerungen schützen. Wollt ihr verhindern, dass die Geißel der Fenns mitsamt ihrem Wolfsgesindel all das verschlingt, was ihr euch ein Leben lang aufgebaut habt, dann reichen die althergebrachten Mittel und Wege nicht mehr!"
    Er hielt inne, um abzuwarten, ob sich Widerspruch regen würde. Niemand aber meldete sich zu Wort. Nach Dominies Einschätzung hatte das albtraumhafte Bild, welches sich aller Augen bot, jedem die Sprache verschlagen.
    Armand nickte, als sei es ihm eine Genugtuung, dass er endlich ungeteilte Aufmerksamkeit genoss. "Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind auf Harwood und Wakeland werden mit anpacken und sich abmühen müssen wie nie zuvor, sollen eure Ländereien zum kommenden Frühjahr nicht so aussehen wie diese!" Ein ernster, sorgenvoller Ausdruck legte sich über seine Züge. "Und selbst das ist womöglich nicht ausreichend."
    Mahnend rief sich Dominie in Erinnerung, dass es ihm wohl einerlei sein konnte. Erfolg oder Fehlschlag – er würde schon bald zurück in der friedvollen Abgeschiedenheit seines Klosters sein.
    "Es wird reichen!" rief sie so laut, dass ihr Pferd zusammenzuckte und wiehernd die Mähne schüttelte. "Es muss reichen!"
    "Richtig!"
    "Genau!"
    Im Chor schrien die Männer nun ihre Zustimmung heraus, zwar zutiefst erschrocken und verängstigt, doch gleichermaßen wutentbrannt und entschlossen.
    Armand ließ den Blick von einem zum anderen wandern – forschend, herausfordernd, kämpferisch. "Dann reitet nun nach Hause", befahl er schließlich. "Berichtet euren Familien, was ihr gesehen habt, oder auch nicht, ganz wie es euch beliebt. Denkt darüber nach, was wir vom heutigen Tag an bis zur Erntezeit tun müssen, und welchen Part ihr dabei übernehmen könnt. Findet euch morgen wieder auf Harwood

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