Süßer Zauber der Sinnlichkeit
er wohl wie der törichte Knecht, der seine Münze vergrub, statt mit dem Pfunde zu wuchern?
Während er noch über dieser Frage grübelte, trat Dominie näher an ihn heran. "Vielleicht, Armand, sind all deine Gründe nur Ausreden, weil du mich nicht anziehend genug findest. Weil du mich nicht als Eheweib willst!"
Sie war so reif und berstend vor Leben wie die Felder im Sommer. Ihr den Rücken zu kehren, wäre ein ebenso schwerer Frevel gewesen, als hätte man das üppige, goldene Korn auf den Halmen verrotten lassen. Armand versuchte, seine Hände zu bezähmen, doch es war, als führten sie ein Eigenleben.
"Ich finde dich nur allzu anziehend!" Er zog sie an sich und ließ, das Gesicht in ihr Haar gebettet, die Hände über ihren Körper streifen, und seine Berührung war wie eine Lobpreisung ihrer Schönheit.
Dominie ließ seine Hingabe nicht einfach tatenlos über sich ergehen, sondern schmiegte die Wange an seine nackte Brust und erforschte seinen Körper mit den Händen. "Ich habe deiner geharrt, Armand Flambard! Auch als ich gar nicht wusste, ob du überhaupt noch lebst. Viel zu lange hast du mich warten lassen!"
Ihre unverhüllte Sehnsucht nach ihm nahm ihn gefangen, genauso wie damals, als Dominie ihn an jenem Frühlingstag gegen die Säule im Klosterhof gedrückt hatte. Niemals zuvor hatte er sich so sehr nach etwas gesehnt wie in diesem Augenblick nach ihr.
Während er Dominie in den Armen hielt, ließ er sich langsam auf die Knie nieder. Als er niedersank, benetzte er ihr Gesicht und ihren Hals mit Küssen, bis seine Wange sich wie zur süßen Belohnung auf ihren Busen bettete. Dominies Hand fuhr durch sein nasses Haar und zog ihn dichter heran.
Da brach gleich dem ernüchternden Schock einer eisigen Welle auf heißer Haut jäh ein heftiger Tumult im Burghofe aus: Hufgeklapper, erschrecktes Rufen, und durch das Getöse hindurch vernahm Armand den entsetzten Warnschrei: "St. Maur! Überfall!"
Die Liebenden lösten sich aus der Umarmung, Armand mit einem Widerstreben, welches schmerzhafter war als jede im Kampfe erlittene Verwundung. Während Dominie schon auf das Durcheinander im Hofe zueilte, kam er taumelnd auf die Beine und folgte ihr nach, wobei er sich dafür schalt, dass er sich so hatte übertölpeln lassen.
Im Burghof half man soeben mehreren Reitern aus dem Sattel, manche mit rußgeschwärzten Gesichtern, andere blutend.
"Was gibt es?" Dominie stürzte den Ankömmlingen entgegen. "Wer seid ihr und woher kommt ihr? Werden wir angegriffen?"
Einer der Männer, welcher Armand vage bekannt vorkam, schüttelte ermattet den Kopf. "Noch nicht, Herrin. Wir kommen von Cambridge her. Die Geißel der Fenns und seine Meute haben die Stadt geplündert und gebrandschatzt!"
12. Kapitel
Als sie so jäh vom Getöse und fieberhaften Gerenne aus dem süßen Wahnsinn ihrer Umarmung mit Armand gerissen wurde, da musste Dominie anfangs mühsam an sich halten, denn sonst hätte sie um ein Haar vor lauter Verdruss aufgeschrien.
Nach langem Hin und Her und vielerlei Zweifeln hatte sie sich endlich zu einem Entschluss durchgerungen und angefangen, für ihre Ziele zu kämpfen. Dass Armand erst nach durchaus achtenswertem Widerstand die Waffen gestreckt hatte, empfand sie als umso befriedigender. Die flammende Hitze seiner Berührung, die Raserei seiner Küsse, all das war der Funke am Pulverfass gewesen, welcher ihr heimliches Sehnen nach ihm vollends zum Ausbruch brachte. Eine Sehnsucht, welche zunächst während ihrer gemeinsamen Jugendzeit auf unschuldige Weise gewachsen und dann durch sein Fortgehen zu einer grausamen Tortur geworden war, um anschließend durch die vergangenen fünf Jahre hindurch brachzuliegen. Seit jenem Tage zu Breckland war dieses Verlangen neu und nach schier endlosem Schlummer umso üppiger erblüht.
Und nun, als sie endlich begonnen hatte, die Früchte dieses so langen Hoffens zu ernten, da drohte eine heraufziehende Gefahr alles, was ihr lieb und teuer war, zu verschlingen.
Sie starrte in das rußverschmierte Gesicht des Mannes, der soeben die Plünderung und Brandschatzung der Stadt Cambridge gemeldet hatte. "Godwin Smith, bist du's etwa?"
"Jawohl, Lady Dominie!" Der muskulöse, flachsblonde Mann beugte nun vor ihr das Knie. Als zweiter Sohn des Schmieds zu Harwood war er drei Jahre zuvor fortgegangen, um in König Stephens Reichsstadt sein Handwerk auszuüben. An Festtagen hatte er ab und an seine Familie noch besucht.
"Die Bewohner verlassen die Stadt und laufen in alle
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