Suesses Gift Der Liebe
der Arcane Society auf jene beschränkt, die hineingeboren worden waren oder eingeheiratet hatten. Jahrhundertelang war Geheimhaltung für das Überleben der Organisation von höchster Bedeutung gewesen, da Menschen mit paranormalen Fähigkeiten der Hexerei beschuldig worden waren. Diese Gefahr hatte die Gruppe davon abgehalten, mit übernatürlichen Begabungen ausgestattete Außenstehende ungeachtet ihrer sozialen Herkunft zu rekrutieren.
Aber die Welt hatte sich geändert. Ein neues Zeitalter war angebrochen, und das derzeitige Oberhaupt der Society war ein Mann mit modernen Ansichten.
Gabe musterte den Jungen. »Du hast ein sehr interessantes Talent, Kit.«
Kit deutete auf den juwelenbesetzten Dolch, den Edmund Fletcher noch immer in der Hand hielt. »Ich habe die Klinge für Mr Hatcher gefunden.«
Alle sahen zu dem Kapuzenmann hin, der sich allmählich zu regen begann.
»Heißt er so?«, fragte Caleb. »Hatcher?«
»Arnie nannte ihn so«, erwiderte Kit. »Arnie arbeitet für ihn, müssen Sie wissen. Er sagte zu mir, wenn ich den Dolch Mr Hatcher brächte, würde ich mehr Geld kriegen, als ich im ganzen Leben zu sehen bekäme. Also fand ich den Dolch für
ihn, in einem alten Haus an der Skidmore Street. Der Besitzer war schon lange tot, und seither hatte kein Mensch den Keller ausgeräumt. Als Nächstes wachte ich auf einer Steinplatte auf, und Arnie hielt mir den verdammten Dolch an den Kopf.«
»Ich möchte mehr über dein Talent erfahren, Kit«, sagte Caleb. »Ich bin fast sicher, dass meine Agentur einen jungen Mann mit deinen Fähigkeiten brauchen könnte.«
Kit grinste. »Zahlen Sie gut, Sir?«
»Sehr gut. Frag Mr Fletcher.«
Edmund lachte und zauste Kits Haar. »Ein Auftrag für die Agentur Jones bringt dir die Miete für einige Monate. Es bleibt sogar noch etwas … für einen hübschen Hut für deine Mutter.«
»Ach, das wird Ma aber freuen«, frohlockte Kit.
»Viel wahrscheinlicher ist, dass sie glaubt, du hättest die kriminelle Laufbahn eingeschlagen«, sagte Caleb. »Was der Wahrheit ziemlich nahe kommt.«
Spellar tauchte aus dem Dunkel auf und nickte Gabe zu.
»Ich dachte, Sie sollten wissen, dass die Nachricht bereits nach außen drang, Sir«, sagte er. »Die Herren von der Presse müssten jeden Augenblick aufkreuzen. In den nächsten Tagen wird diese Geschichte als Sensationsmeldung gehandelt. Gewiss wollen Sie nach Möglichkeit vermeiden, die Society und den Namen Jones hineinzuziehen.«
Die Zeiten hatten sich zwar gewandelt, dachte Caleb, doch gab es noch immer gute Gründe, im Umgang mit der Presse Vorsicht walten zu lassen.
»Danke, Inspektor«, sagte Gabe. »Es ist höchste Zeit, dass die Agenten der Agentur Jones sich empfehlen.« Er sah Kit
und Edmund an. »Ihr beide kommt mit uns. Wir bringen euch nach Hause. Sicher ist Kits Mutter vor Sorge schon außer sich.«
Kit sah zu Hatcher hin. »Was wird aus ihm? Landet er im Knast?«
Hatcher wählte diesen Moment, um Spellar lallend etwas zu sagen.
»Charun kam zu meiner Rettung«, sagte er. »Er ließ einen großen Feuersturm aufflammen. Doch ein Geist von der anderen Seite wagte ihm die Stirn zu bieten.« Er starrte Caleb mit aufgerissenen und vor Wut fieberglänzenden Augen an. »Erbebe vor Angst, Phantom. Bald wirst du den Zorn des Dämons zu spüren bekommen.«
Spellar schaute Kit an. »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass dieser Gentleman im Irrenhaus landet.«
Die zu Kopf steigende Energie, die Caleb erfüllt hatte, nahm ab. Eisiges Schaudern trat an ihre Stelle.
»Ein Los ärger als der Tod«, sagte er leise.
7. KAPITEL
Caleb betrat die Eingangshalle des dunklen Hauses und stieg die Treppe hinauf. Oben angelangt, ging er den Gang entlang und sperrte die Tür zur Bibliothek auf, die ihm auch als Labor diente. Drinnen drehte er die Gaslampen auf und ließ den Blick durch den großen Raum wandern, der ihm Zuflucht oder private Hölle war, je nach Umständen und Stimmung. Neuerdings trat die Ähnlichkeit mit der Unterwelt immer stärker hervor.
Die Society bewahrte den Großteil ihrer Sammlung paranormaler Relikte und Artefakten in Arcane House, einem entlegenen Landsitz, auf, doch waren viele der alten Unterlagen der Organisation, einige aus dem späten siebzehnten Jahrhundert, hier untergebracht, und sein Zweig der Familie war seit Generationen mit der Verantwortung für ihre Sicherheit betraut.
Die wertvollsten Stücke seiner Sammlung, darunter private Aufzeichnungen Sylvester Jones’, ruhten sicher im
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