Suesses Gift Der Liebe
euphorische Verwunderung ab. »Er ist gekommen, um mich von dir zu befreien. Du bezahlst mit deiner Seele, weil du es wagtest, einen Diener des Dämons anzugreifen.«
Die Flammen hatten einen mit Stoff drapierten Tisch erreicht. Das schwarze Tuch fing rasch Feuer. Dichter Qualm wälzte sich durch den Raum. Der Führer schien wie gebannt von dem Inferno, das sich schnell ausbreitete.
Caleb hob seine Waffe auf und schlug mit dem Griff fest auf den Hinterkopf des Mannes ein.
Der Führer sackte nach vorne zusammen.
Caleb steckte die Waffe in die Tasche. Um den Rauchschwaden zu entgehen, duckte er sich und zog ein großes Taschentuch heraus, das er sich vor Mund und Nase hielt. Ein rascher Blick in die Runde zeigte ihm, dass er sich nun mit dem Mann allein im Raum befand.
Wieder fasste er nach der Kapuze des Dieners und benutzte sie, um den Bewusstlosen über den Steinboden zu zerren.
Er zog seine Last hinter den schwarzen Samtvorhang. Die Luft auf der anderen Seite war viel besser, doch der Gang war unbeleuchtet. Finsternis dräute vor ihnen.
Er ließ das Taschentuch fallen und drückte eine Hand an die Wand des Steintunnels. Hinter ihm ertönte wieder ein gefährliches Brausen, als der Samtvorhang ein Opfer der Flammen
wurde. Er warf keinen Blick zurück. Die alten Steine und den Geruch von Frischluft als Wegweiser nutzend, tastete er sich bis ans Ende des Tunnels, den Führer hinter sich her zerrend.
Vor ihm verdrängte Licht die Dunkelheit. Gleich darauf sah er eine Gestalt. Das grelle gelbe Licht fiel auf ein bekanntes Gesicht.
»Dachte ich mir’s doch, dich hier zu treffen, Vetter«, sagte Caleb.
»Was hat dich aufgehalten?« Gabriel Jones bückte sich und half ihm mit dem Bewusstlosen. »Laut Plan hättest du mit Fletcher und dem Jungen herauskommen sollen.«
»Ich wollte nicht riskieren, diesen Schuft zu verlieren.« Caleb sog die frische Luft begierig ein. »Dann gab es ein Problem mit einem Feuer.«
»Ja, das sehe ich. Wer ist das?«
»Sein Name ist mir nicht bekannt. Er nannte sich Diener Charuns. Wer immer er ist, er ist total irre. Fletcher und der Junge sind in Sicherheit?«
»Ja. Sie erwarten uns draußen. Ebenso Spellar und ein paar Konstabler. Sie haben ein paar Anhänger des Kultes zusammengetrieben.«
»Eine Festnahme ist sinnlos. Es sind junge, leichtgläubige Straßenjungen. Falls Sie an die Macht ihres dämonischen Herrn glaubten, ist dieser Glaube jetzt sicher erloschen.«
Sie traten aus dem dunklen Gang und sahen ein paar verängstigte Altardiener und eine stattliche Anzahl von Polizisten im Hof einer alten, verlassenen Spelunke, die als Tempel des Kultes gedient hatte. Leuchten erhellten die chaotische Szene.
Edmund Fletcher eilte herbei, ihm dicht auf den Fersen der gerettete Junge.
»Alles in Ordnung, Sir?«, fragte Edmund.
Er strahlte erregenden Überschwang aus. Caleb erkannte die Nachwirkungen, die so oft ein knappes Entkommen aus Gefahr begleiten, zumal wenn man starke Erregung empfand, nachdem man sein Talent bis an die Grenzen ausgeschöpft hatte. Ihn selbst überkam nun ein ähnliches Gefühl.
Es war nicht das erste Mal, dass er diese Art nervösen Rausches erlebte. Allerdings wusste er nicht, warum er plötzlich an Lucinda Bromley denken musste.
»Mir fehlt nichts«, sagte Caleb. Er unterdrückte einen Hustenreiz und schlug Edmund auf die Schulter. »Sie haben eben ganze Arbeit geleistet, indem Sie uns unauffällig durch die vielen verschlossenen Türen schleusten und den Jungen sicher herausbrachten. Großartig gemacht.«
Edmund grinste. »Glauben Sie, dass Sie noch andere Aufträge für mich haben werden?«
»Keine Sorge. Sicher wird die Agentur Jones einen Mann Ihrer Begabung immer wieder einsetzen.«
Der Junge blickte zu ihm hoch. »Entschuldigung, Sir, aber Mr Fletcher und ich sprachen von Ihrer Detektiv-Agentur. Das scheint mir eine interessante Arbeit zu sein. Brauchen Sie einen Agenten mit meinen Fähigkeiten?«
Caleb blickte auf ihn hinunter. »Wie heißt du?«
»Kit, Sir. Kit Hubbard.«
»Und welche Fähigkeiten hast du, Kit Hubbard?«
»Na ja, ich kann Dinge nicht verschwinden lassen wie Mr Fletcher«, sagte Kit ernsthaft, »aber ich bin sehr gut im Aufstöbern von Sachen.«
»Was meinst du damit?«
»Seit letztem Jahr habe ich das Talent. Vorher konnte ich es nicht, jedenfalls nicht so wie jetzt.«
Starke psychische Begabungen zeigten sich meist in der Pubertät.
Caleb wechselte einen Blick mit Gabe. Bis vor Kurzem war die Mitgliedschaft in
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