Suesses Gift Der Liebe
Erasmus richtete eine Botschaft an seinen Sohn und dessen Nachfahren, in der er die Anweisung gab, die Bände so lange aufzubewahren, bis aus der Familie wieder jemand mit Sylvesters Talent hervorgegangen wäre.«
»Jemand wie ich.«
»Ja, das fürchte ich. Erasmus glaubte, das Notizbuch enthielte das Geheimnis, seine geistige Gesundheit wiederzuerlangen. Er schaffte es nicht, das Geheimnis rechtzeitig zu lüften und sich zu retten. Er war überzeugt, dass irgendwann in der Zukunft jemand aus seiner Familie sich der gleichen
Krise gegenübersehen würde. Er hoffte, sein Nachfahre wäre dann imstande, sein Schicksal zu ändern, indem er die Rätsel in diesem verdammten Büchlein löst.«
»Was ist der zweite Band?«, fragte Caleb.
»Laut Erasmus ist es Sylvesters letztes Notizbuch.«
Er blieb an der Seite seines Vaters, bis es dämmerte. Fergus schlug mit dem ersten Licht des Tages die Augen auf.
»Zum Teufel, warum ist es hier drinnen so heiß?«, knurrte er und warf einen finsteren Blick zum Kaminfeuer. »Was soll das? Willst du das Haus in Brand setzen?«
Verdutzt stemmte Caleb sich aus dem unbequemen Sessel hoch, in dem er die Nacht verbracht hatte. Er blickte in die Augen seines Vaters und sah sofort, dass sie nicht mehr vor Fieber glänzten. Die Krise war überstanden. Sein Vater war noch am Leben. Erleichterung, wie er sie noch nie empfunden hatte, durchströmte ihn.
»Guten Morgen, Sir«, sagte er. »Du hast uns in den letzten Tagen Grund für große Besorgnis geliefert. Wie fühlst du dich?«
»Müde.« Fergus strich mit einer Hand über sein Stoppelkinn. »Aber ich werde weiterleben. Das weiß ich sicher.«
Caleb lächelte. »Sieht so aus. Bist du hungrig? Ich lasse dir Tee und Toast bringen.«
»Vielleicht auch Eier und Speck«, sagte Fergus.
»Jawohl, Sir.« Caleb griff nach dem samtenen Glockenzug neben dem Bett. »Du wirst deiner Pflegerin schonend beibringen müssen, dass du einem anständigen Frühstück gewachsen bist. Unter uns gesagt, sie scheint mir ein wenig tyrannisch zu sein.«
Fergus verzog das Gesicht. »Sie wird enttäuscht sein, weil
ich ihre Erwartungen nicht erfülle. Sie war so sicher, dass ich bei Tagesanbruch schon das Zeitliche gesegnet haben würde. Bezahl sie und schick sie zum nächsten armen Teufel auf dem Totenbett.«
»Wird gemacht«, gab Caleb zur Antwort.
8. KAPITEL
Caleb traf den eleganten kleinen schwarzbraunen Wagen genau an der Stelle, die Mr Shute ihm in der Guppy Lane angegeben hatte. Im Morgenlicht präsentierte sich die Gegend mit einem Anflug stolzer, fleißiger Redlichkeit. Der Landreth Square lag in der Nähe, war aber in Bezug auf sozialen Status Welten entfernt. Was zum Teufel hatte Lucinda hier zu suchen?
Ein dünner Mann mit Hut und Cape eines Kutschers lehnte am Eisengeländer, das die Vorderseite eines kleinen Hauses schützte. Caleb stieg aus der Droschke und zuckte zusammen, als seine geprellten Rippen gegen den kleinen Stoß protestierten. Er bezahlte den Fahrer und ging zu dem Mann am Geländer.
»Mr Shute?«
»Sehr wohl, Sir.« Shute sah ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen an. »Ich bin Shute.«
»Mrs Shute nannte mir diese Adresse«, sagte Caleb. »Ich suche Miss Bromley.«
Shute neigte den Kopf in Richtung der Haustür. »Da drinnen ist sie.« Er holte seine Taschenuhr hervor und warf einen Blick darauf. »Schon seit einer Stunde. Vielleicht auch länger.«
Caleb studierte die Tür. »Ein Besuch?«, fragte er neutral.
»Eigentlich nicht. Sie hat im Haus zu tun.«
»Ach?«
»Sie sind gekommen, weil Sie wissen wollen, was eine Dame wie Miss Bromley in diese Gegend führt.«
»Sie sind ein sehr kluger Mann, Mr Shute.«
»Sie dachten wohl, sie könnte sich in Gefahr begeben, oder?«
»Das kam mir in den Sinn.« Die andere Möglichkeit war natürlich, dass sie eine Affäre hatte. Aus einem unerfindlichen Grund hatte ihn dies ebenso bekümmert.
»Mrs Shute und ich sind in dieser Gegend aufgewachsen.« Shute sah zu der Reihe schmalbrüstiger Häuser auf der anderen Straßenseite hinüber. »Mrs Shutes Tanten wohnen in Nummer fünf dort drüben. Sie sind nach fast vierzig Jahren Dienst in einem reichen Haus im Ruhestand. Nach dem Tod ihres Herrn ließen seine Erben sie ohne Rente gehen. Miss Bromley kommt für ihre Miete auf.«
»Ich verstehe.«
»Am Ende der Straße habe ich zwei Kusinen, Miss Bromley beschäftigt die Mädchen in ihrem Haushalt. Mrs Shute und ich haben einen Sohn. Er und seine Frau und ihre zwei Kleinen
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