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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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nahenden Tod.
    Fergus blickte mit fiebrig glänzenden Augen aus dem Kissenberg zu ihm auf. Er war den ganzen Tag immer wieder ins Delirium verfallen. Nun griff er nach Calebs Hand.
    »Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte er.
    »Was denn?« Caleb umfasste die heiße Hand seines Vaters fester.
    »Ich sterbe.«
    »Nein.«
    »Ich gestehe, dass ich beabsichtigte, diese Welt als Feigling zu verlassen. Nie hätte ich gedacht, ich würde es über mich
bringen, dir die Wahrheit zu sagen. Aber ich kann dich nun doch nicht in Unkenntnis lassen, zumal es vielleicht eine kleine Chance gibt …«
    Ein Hustenanfall hinderte ihn am Weitersprechen. Als der Anfall vorüber war, lag er still da und rang nach Atem.
    »Bitte, du sollst dich nicht anstrengen«, bat Caleb. »Du musst deine Kräfte schonen.«
    »Verdammt, das ist mein Sterbebett, und mit dem bisschen Energie, das mir blieb, mache ich, was ich will.«
    Caleb lächelte trotz seiner niedergeschlagenen Stimmung. Es tat gut, die vertraute barsche Entschlossenheit im Ton seines Vaters zu hören. Die Jones’, Männer wie Frauen, waren Kämpfernaturen.
    »Ja, Sir«, sagte er.
    Fergus kniff die Augen zusammen. »Du und Alice wart das größte Glück, das mir in meinem Leben zuteilwurde. Du sollst wissen, dass ich dem lieben Gott immer dankbar für die Zeit war, die er mir mit euch gönnte.«
    »Ich bin glücklich, dich als Vater zu haben.«
    »Leider wirst du mir nicht mehr danken, dass ich dich in die Welt setzte, wenn du die Wahrheit über dich erfährst.« Fergus schloss unter Schmerzen die Augen. »Deiner Mutter verriet ich nichts. Es war mein Geschenk an sie. Alice starb, ohne etwas von der Gefahr zu ahnen, die dich erwartet.«
    »Wovon sprichst du?« Caleb befürchtete, sein Vater wäre wieder ins Delirium verfallen.
    »Noch immer zögere ich, dir die Wahrheit zu sagen«, flüsterte Fergus. »Aber du bist mein Sohn, und ich kenne dich gut. Du würdest mich bis zu deinem letzten Atemzug verfluchen, wenn ich eine Wahrheit von so eminenter Wichtigkeit
zurückhielte. Angesichts dessen, was ich dir sagen werde, wirst du mich zweifellos ohnehin verwünschen.«
    »Was immer du mir glaubst anvertrauen zu müssen, Vater, es könnte mich nie dazu bringen, dich zu hassen.«
    »Warte, bis du gehört hast, was ich dir sagen werde, ehe du urteilst.« Wieder wurde Fergus von heftigem Husten geschüttelt. Er keuchte einige Male, bis er schließlich wieder bei Atem war. »Es betrifft deinen Urgroßvater Erasmus Jones.«
    »Was ist mit ihm?« Ein kalter Schauer vorausahnenden Wissens glitt über Calebs Wirbelsäule.
    »Du besitzt ein Talent, das seinem ähnlich ist.«
    »Das ist mir bewusst.«
    »Du weißt auch, dass er verrückt wurde, seine Bibliothek und sein Labor in Brand setzte und in den Tod sprang.«
    »Du glaubst, dass auch mich dieses Schicksal erwartet«, sagte er leise. »Ist es das, was du mir sagen möchtest?«
    »Dein Urgroßvater war überzeugt, dass es sein Talent war, das ihn in den Wahnsinn trieb. In seinem letzten Tagebuch schrieb er darüber.«
    »Dass Erasmus Jones Tagebücher schrieb, höre ich zum ersten Mal.«
    »Weil er alle bis auf eines verbrannte. Er war überzeugt, dass die vielen Forschungsarbeiten, die er mit Hilfe seines Talents machen konnte, bedeutungslos seien. Ein Journal aber behielt er zurück, weil er schließlich immer noch Erasmus Jones war. Er ertrug es nicht, seine eigenen Geheimnisse zu vernichten.«
    »Wo ist dieses Exemplar?«
    Fergus drehte den Kopf und blickte durch den Raum.
»Du findest es mit noch einem Bändchen, einem Notizbuch, das er mit dem Journal aufbewahrte, im Geheimfach meines Safes. Sein Sohn, dein Großvater, übergab sie mir auf seinem Totenbett, und nun vermache ich sie dir.«
    »Hast du sie gelesen?«
    »Nein. Dein Großvater auch nicht. Wir konnten es nicht.«
    »Warum nicht?«
    Fergus brachte ein Schnauben hervor. »Erasmus war durch und durch Sylvesters Erbe. So erfand er wie der alte Halunke einen privaten Code für seine Tagebücher. Sein Notizbuch ist verschlüsselt. Dein Großvater und ich wagten es nicht, die Aufzeichnungen jemandem in der Familie zu zeigen, der vielleicht imstande gewesen wäre, das Zeug zu entziffern, weil wir die Geheimnisse fürchteten, die in den Büchern enthalten sein mochten.«
    »Warum habt ihr Tagebuch und Notizbuch behalten?«
    Als Fergus zu ihm aufblickte, waren seine fiebrigen Augen bemerkenswert gelassen. »Weil die erste Seite des Tagebuchs in schlichtem Englisch geschrieben ist.

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