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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Madame La Fontaine mit schrecklichem französischen Akzent erklärt.
    Das Kleid war tief ausgeschnitten und enthüllte nach Lucindas Meinung so viel von Schultern und Armen, dass man es gewagt nennen konnte. Madame La Fontaine hatte sich geweigert, das Dekolleté auch nur um einen halben Finger breit zu verkleinern. Victoria hatte ihr beigepflichtet. Das Geheimnis, sich mit einem schlechten Ruf zu arrangieren, besteht darin, sich offen zu ihm zu bekennen, hatte sie Lucinda belehrt. Kühnheit heißt die Parole.
    Lucinda war nicht ganz sicher, ob es richtig war, die überlegene Dame von Welt zu spielen, doch war nicht zu leugnen, dass Victoria wusste, worauf es beim Ehestiften ankam. Patricias Tanzkarte war voll. Nach dem Ball wird sie total erschöpft sein, dachte Lucinda, insgeheim lächelnd. Und ihre Tanzschuhe würden löchrige Sohlen bekommen. Immer wenn sie von der Tanzfläche kam, blieb Patricia kaum Zeit, sich mit einem Schluck Limonade zu laben, ehe der nächste junge Mann kam und sein Recht forderte.

    »Was sehen Sie, wenn Sie einen Raum voller Menschen vor sich haben, Lady Milden?«, fragte Lucinda.
    »Eine Vielzahl von Ehepaaren, die niemals hätten heiraten sollen, und eine ebenso große Anzahl, die eine illegitime Affäre miteinander haben.«
    »Das muss ja sehr bedrückend sein.«
    »So ist es.« Victoria legte das Opernglas weg und trank einen Schluck Champagner. »Doch ich finde, dass meine neue Tätigkeit als Ehestifterin sehr mithilft, meine Lebensgeister zu heben. Eine erfolgreiche Partie ist ein gutes Gegenmittel.«
    »Nach meiner Zählung tanzte Patricia bis jetzt mit neun verschiedenen Kandidaten«, sagte Lucinda. »Wie viele sind noch ausständig?«
    »Nach meinen Unterlagen zwei, doch erspähte ich noch einige Gentlemen, die nicht meine Klienten sind und es dennoch schafften, ihre Namen auf ihre Karte zu schmuggeln. Das soll mir recht sein. Gegen Überraschungen ist nichts einzuwenden. Manchmal finden sich zwei Menschen einfach ohne Hilfe einer Eheanbahnung. Diese Möglichkeit sollte man nicht von vornherein ausschließen. Schließlich lernten sich Thaddeus und Leona auch so kennen.«
    »Auf einem Ball wie diesem?«
    »Nun, nicht ganz«, musste Victoria zugeben. »In einer Museumsgalerie.«
    »Ach, sie haben gemeinsame künstlerische Interessen.«
    »Nein. Es war mitten in der Nacht, und es war nicht gemeinsames Interesse an Kunst, das sie zusammenführte. Sie befanden sich dort, um einem Bösewicht ein bestimmtes Artefakt zu stehlen, und kamen dabei fast selbst ums Leben.«

    »Guter Gott … wie …« Sie verstummte, da sie das passende Wort nicht finden konnte. »Ungewöhnlich.«
    »Sie sind ein ungewöhnliches Paar. Er hat ein Talent für Hypnotismus, und sie kann Kristalle lesen.«
    Lucinda blickte auf Thaddeus und Leona hinunter. Sie war keine Ehestifterin, konnte aber auch aus dieser Entfernung das Band der Vertrautheit zwischen ihnen spüren. Es war aus der Art zu ersehen, wie Thaddeus in der Nähe seiner Verlobten stand und wie sie ihm zulächelte.
    »Sie dürfen sich glücklich schätzen, einander gefunden zu haben«, sagte sie leise.
    »Ja«, sagte Victoria. »Sobald ich sie zusammen sah, wusste ich, dass sie ein perfektes Paar waren.«
    »Was werden Sie machen, wenn keiner der heute hier anwesenden Gentlemen der Richtige für Patricia ist?«
    »Ich habe einige Einladungen zum Tee, Vorträge, Museums-und Galeriebesuche geplant und nächste Woche noch einen Ball. Keine Angst, ich werde jemanden für sie finden.«
    »Sie haben eine sehr positive Einstellung zu Ihrer Tätigkeit.«
    »Das ist nicht schwer, wenn man eine so bezaubernde Klientin hat wie Ihre Kusine«, sagte Victoria.
    »Was passiert, wenn sie es mit einem potentiellen Klienten zu tun haben, der nicht so bezaubernd ist?«
    Victoria sah sie scharf und prüfend an. »Warum fragen Sie?«
    Lucinda errötete. »Es war nur eine hypothetische Frage.«
    Victoria griff zu ihrem Opernglas und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Tanzparkett zu. »Wenn Sie von Caleb
Jones sprechen, so ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich dieses Problem jemals ergeben wird.«
    »Warum nicht?«
    »Caleb Jones ist ein sehr komplizierter Mensch und wird es mit jedem Tag mehr.«
    »Ist das eine höfliche Formulierung, die sagen soll, dass er nie eine passende Partnerin finden wird?«
    »Ich weiß, dass Sie in letzter Zeit viel mit ihm zusammen waren. Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass er die Welt nicht auf eine Weise sieht, die viele Menschen normal

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