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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte.
    Eine plötzliche Bewusstseinsregung riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickte hinunter in den Ballsaal und erblickte Caleb sofort. In einer dunklen Nische, halb verborgen von einem dekorativen Wandschirm, beobachtete er die Tanzpaare wie ein Löwe, der an der Wasserstelle eine Herde argloser Antilopen beäugt.
    »Da ist Mr Jones«, sagte sie.
    »Welcher?«, fragte Victoria vage. »Heute sind so viele da.«
    »Caleb.« Lucinda deutete mit dem Fächer hinunter. »Hinter den Palmen.«
    »Ja, ich sehe ihn.« Victoria beugte sich vor, um aufmerksamer durch ihr Opernglas zu spähen. »Das sieht ihm ähnlich, sich durch eine Seitentür einzuschleichen, anstatt den Haupteingang zu nehmen und die Honneurs zu machen. Ich sagte ja, der Mann verabscheut diese Art gesellschaftlicher Ereignisse. Er wird wie immer fünf Minuten bleiben und sich dann aus dem Staub machen.«
    Auch wenn er nicht lange bleiben wollte, hatte er sich doch die Zeit genommen, sich in schwarzweißer Abendaufmachung zu präsentieren, bemerkte Lucinda. Sein eleganter Anzug und das schneeweiße Leinenhemd unterstrichen glänzend die unsichtbare Aura von Macht, die immer um ihn war.

    Er trat aus der Nische und bewegte sich am Rand der Menge entlang, wobei er ein-oder zweimal im Vorübergehen grüßend den Kopf neigte, es aber vermied, sich mit jemandem in ein Gespräch einzulassen. Er ging zu Thaddeus und Leona, sprach kurz mit ihnen und blickte dann zur Empore hinauf.
    Er sah sie sofort. Sie hielten beide den Atem an. Als hätte er genau gewusst, wo er mich findet, dachte sie.
    Er sagte noch etwas zu Thaddeus, nickte Leona höflich zu, ehe er ging und in einem für das Personal bestimmten Seitengang verschwand. Lucinda lehnte sich zurück und unterdrückte energisch den scharfen Anflug von Enttäuschung. Was hatte sie denn erwartet? Dass er tatsächlich einen oder zwei Augenblicke mit ihr plaudern würde?
    Victoria schnalzte mit den Fingern. »Puff, fort ist er. Typisch. Man stelle sich vor … eine passende Partnerin für einen Mann zu finden, der es nicht einmal der Mühe wert findet, eine Dame zum Tanz zu bitten.«
    »Es wäre gewiss eine Herausforderung«, gab Lucinda zurück. Aber mir wäre lieber, er ginge, als dass ich zusehen müsste, wie er eine der Damen da unten zum Tanz führt, dachte sie. Eine beunruhigende Erkenntnis. Sie umklammerte den zusammengefalteten Fächer in ihrer Hand. Sie durfte sich nicht in Caleb Jones verlieben.
    »Ach, Mr Riverton nähert sich Patricia«, bemerkte Victoria in einem Ton, der einige Begeisterung verriet. »Ich hege große Hoffnungen für ihn. Ein sehr gelehrter Typ, der junge Riverton. Und seine Ansichten über Frauenrechte sind sehr fortschrittlich.«
    Lucinda beobachtete Riverton zwischen den Streben der Brüstung hindurch. »Sieht nett aus, der Gentleman.«

    »Ja. Er besitzt auch ein starkes Talent.« Victoria studierte das Paar. »Es sieht aus, als wäre die Energie zwischen ihnen zumindest irgendwie kompatibel.« Sie senkte das Opernglas und notierte etwas in ihrem Büchlein. »Ein zweiter Blick lohnt sich.«
    Lucinda wollte sich vorbeugen, um Riverton besser in Augenschein nehmen zu können, und verharrte, als sie wieder ein Schauer der Bewusstheit durchflutete. Sie drehte sich um und sah Caleb aus dem Schatten eines schwach erhellten Ganges hervortreten.
    »Was zum Teufel machen Sie hier oben, Miss Bromley?«, fragte er, ohne eine höfliche Begrüßung auch nur anzudeuten. »Ich dachte, Sie wären unten.«
    »Einen angenehmen guten Abend auch Ihnen, Mr Jones«, gab Victoria trocken zurück.
    »Victoria«, sagte Caleb mit einem Gesicht, als hätte er erst jetzt ihre Anwesenheit bemerkt. Erstaunt ergriff er ihre behandschuhte Rechte und beugte sich mit erstaunlicher Grazie darüber. »Entschuldigen Sie bitte. Ich habe Sie gar nicht gesehen.«
    »Doch, natürlich haben Sie mich gesehen«, erwiderte Victoria. »Es war nur so, dass Sie völlig auf Miss Bromley konzentriert waren.«
    Calebs Brauen hoben sich leicht. »Ja, ich hielt Ausschau nach ihr.«
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Lucinda.
    »Ja, eigentlich schon.«
    Er umfasste das Geländer und blickte hinunter, als faszinierten ihn plötzlich die von den Tanzpaaren auf dem Parkett des Ballsaales gewobenen Muster. Als er sich ihr wieder
zuwandte, schien die gezügelte Energie in seinen Augen ein wenig heißer zu brennen.
    »Wenn Sie mir die Ehre eines Tanzes erweisen, werde ich Ihnen berichten, was ich erfuhr«, sagte er.
    Sie konnte ihn nur wie

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