Suesses Gift Der Liebe
entlang zu seiner Bibliothek und dem Labor. Dort machte er Licht und ging durch das Labyrinth von Buchregalen zum Saferaum. Er stellte die komplizierte Kombination ein, öffnete die Tür und griff in die dunkle Öffnung, der er das Tagebuch und Notizbuch von Erasmus Jones entnahm.
Er setzte sich vor den kalten Kamin, zog die onyxgoldenen Manschettenknöpfe heraus und rollte die Hemdsärmel auf. Eine Weile saß er da und betrachtete die zwei Bände. Er hatte beide einige Male vom Anfang bis zum Ende durchgelesen. Kleine Papierstreifen markierten die Stellen, die er für wichtig hielt.
Zunächst hatte er sich der Aufgabe mit einem Gefühl erwartungsvoller Vorfreude genähert wie immer, wenn er es mit einem komplexen Problem oder einem Rätsel zu tun hatte. Es musste ein Schema geben. Immer gab es ein Schema.
Er hatte einen Monat benötigt, um den komplexen Code zu entschlüsseln, den sein Urgroßvater für das Tagebuch entworfen hatte. Fast ebenso lange hatte er gebraucht, um hinter die Verschlüsselung von Sylvesters Notizbuch zu kommen. Der Code dieses Buches unterschied sich von allen anderen,
die der alte Fuchs in seinen Tagebüchern und Aufzeichnungen verwendet hatte.
Im Gefolge dieser hoffnungsvollen Durchbrüche hatte er jedoch wenig gefunden, das ihn ermutigt hätte. Erasmus’ Tagebuch lieferte die Schilderung eines stetigen Absinkens in Exzentrizität, Besessenheit und Wahnsinn. Und was Sylvesters Notizbuch betraf, war es zunehmend unverständlich geworden. Es schien aus verworrenen Geheimnissen zu bestehen, ein endloser Irrgarten ohne Ausgang. Bis zu seinem Todestag aber hatte Erasmus an der Überzeugung festgehalten, dass es das Geheimnis der Heilung seines Wahns enthielt.
Er wählte willkürlich eine Seite des Notizbuches und übersetzte im Kopf eine kurze Passage.
… Die Transmutation der vier physikalischen Elemente wird nur erreicht, wenn die Geheimnisse des fünften, das den Alten als Äther bekannt war, gelöst werden. Nur Feuer kann die Mysterien enthüllen …
Typischer alchemistischer Humbug, dachte er. Das Notizbuch war voll davon, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm etwas entging. Was hatte Erasmus an dem verdammten Buch dermaßen fasziniert?
Die unangenehme Ruhelosigkeit wuchs rasch in ihm und ging in ein bezwingendes Gefühl der Dringlichkeit über. Unfähig, sich zu konzentrieren, klappte er das Notizbuch zu und stand auf.
Einen Moment stand er da und versuchte seinen Verstand auf die Hulsey-Ermittlung zu fokussieren. Als dies seine Gedanken nicht zu beruhigen vermochte, ging er zur Brandykaraffe, einer Ablenkung, die die letzte Rettung bedeutete. Zu ihr hatte er in letzter Zeit des Öfteren Zuflucht genommen.
Auf halbem Weg durch den Raum blieb er stehen. Vielleicht sollte er sich eines der Mittel zusammenbrauen, die Lucinda ihm gegen die Spannung in seiner Aura gegeben hatte, denn heute war er wirklich sehr angespannt. Er war nicht sicher, ob sie mit ihrer Diagnose recht hatte, doch nachdem er das Zeug getrunken hatte, fühlte er sich nach einiger Zeit tatsächlich besser.
Lucinda . Die Erinnerung an die Episode im Trockenschuppen vermochte sein Blut nicht mehr in Wallung zu bringen. Im Gegenteil, er hatte das Gefühl, in seinen Adern flösse Eis.
Lucinda .
Sie schwebte in ernster Gefahr. Diese Gewissheit überkam ihn ganz plötzlich und auf eine Weise, die seine psychische Natur nie in Frage stellte.
20. KAPITEL
Die Dämpfe, die der Kleine einatmete, wirkten sehr rasch und lösten Harrys Lungenstau in wenigen Minuten.
»Das müsste reichen.« Lucinda, die aufstand, musste mit dem unangenehmen Gewicht ihrer Röcke kämpfen. Sie lächelte Alice Ross zu. »Ich lasse Ihnen einen ausreichenden Vorrat da, damit er während der Krise versorgt ist. Ich glaube, dass er sich rasch erholen wird.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, Miss Bromley«, sagte Alice. Matte Erleichterung ließ ihre Züge weich werden.
»Sie können mir danken, indem Sie dafür sorgen, dass Harry sofort wieder zur Schule geht, wenn er wohlauf ist.«
Harry äußerte auf seinem Lager ein angewidertes Stöhnen. »Wenn ich an der Ecke Zeitungen verkaufe, kann ich mehr Geld machen.«
»Du musst die Schule als Investition sehen.« Lucinda schloss ihre Tasche. »Wenn du jetzt hingehst, wirst du später viel mehr Geld verdienen, als du es mit dem Verkauf von Zeitungen könntest.«
Gilbert Ross, ein wahrer Hüne und von Beruf Schreiner, tauchte hinter Alice auf.
»Sobald er wieder auf
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