Suesses Gift Der Liebe
nicht die Sorte Kompliment ist, die eine Frau nach einer intimen Begegnung mit einem Mann zu schätzen weiß.«
»Ich gehe nicht gut mit der Situation um, oder?«
»Nein«, sagte sie gepresst. »Das tun Sie nicht.«
»Das rührt zweifellos daher, dass ich das Thema Ehe zu vermeiden suche.«
Sie erstarrte. »Sie waren es, der das Thema anschnitt, nicht ich.«
»Lucinda, Sie dürfen mit Recht einen Heiratsantrag erwarten.
Ich halte mich für einen Ehrenmann und sollte Ihnen diesen Antrag machen, doch ich bedauere sagen zu müssen, dass ich es nicht kann.« Er ließ eine Pause eintreten. »Nun ja, noch nicht jedenfalls. Vielleicht niemals.«
Schmerz vermischt mit Empörung drückte ihr das Herz so zusammen, dass sie kaum atmen konnte. Es ist ja nicht so, dass ich ihn heiraten möchte, dachte sie. Doch es wäre nett gewesen zu wissen, dass das intime Zwischenspiel ihm mehr bedeutete als ein Fleck auf seiner Ehre und ein paar störende Gedanken.
Sie nahm zu ihrem Stolz Zuflucht.
»Sehen Sie sich um, Caleb Jones.« Ihre ausholende Handbewegung umfasste das Gewächshaus und das große Wohnhaus, das sich daran anschloss. »Sieht man denn nicht, dass ich auf keinen Mann angewiesen bin? Ich habe auf mich allein gestellt einen Skandal überlebt. Ich verwalte das Erbe, das mir meine Eltern hinterließen, sehr geschickt und führe ein komfortables Leben. Ich fröne meiner Leidenschaft für Botanik, und erlebe große Befriedigung, wenn ich den Menschen in der Guppy Lane helfen kann. Das ist mehr als genug, um das Leben einer Frau randvoll zu machen. Ich versichere Ihnen, dass für eine Frau in meiner Situation eine Affäre viel günstiger ist als eine Ehe.«
»Ja, das sehe ich ein.« Seine dunklen Brauen bildeten eine markante Linie über seinen Augen. »Mir ist klar, dass ich die meisten, wenn nicht gar alle Ihre Anforderungen an einen Ehemann nicht erfüllen kann.«
»Das ist nicht der Punkt, Sir.«
»Hypothetisch gesprochen - was müsste ein Mann in meiner Lage Ihnen bieten, um Sie zu einer Ehe zu bewegen?«
Dieser kalte, intensive Blick wurde ihr immer vertrauter. Caleb hatte wieder ein Geheimnis erspürt, das es zu lösen galt.
»Er müsste mir Liebe bieten, Sir.« Sie reckte ihr Kinn. »Und ich müsste seine Gefühle erwidern.«
»Ich verstehe.« Er wandte sich ein wenig ab, als wäre bei ihm jähes Interesse für die merkwürdige Welwitschia mirabilis erwacht, die in der Nähe stand. »Ich fand immer, dass Liebe sich unmöglich auf klare und sinnvolle Weise messen oder beschreiben lassen kann.«
Typisch, diese logische, wissenschaftliche Denkweise. Entzog sich etwas einer Definition, war es einfacher, man tat so, als existiere es gar nicht. Fast tat er ihr leid.
Fast.
»Ja.« Sie lächelte kalt. »Liebe lässt sich mit Worten nicht definieren. So wie die paranormalen Farben der Blumen, die ich sehe, wenn ich meine Sinne öffne, sich nicht beschreiben lassen.«
Er sah sie über die Schulter hinweg an. »Wie kann man in diesem Fall wissen, dass man sie erlebt?«
Sie überlegte. Sie konnte ihm ihre eigenen Gefühle nicht anvertrauen. Er war im Grunde ein anständiger Mensch, dem sein Ehrgefühl jetzt zu schaffen machte. Sie wollte die Last seiner Schuld nicht noch vergrößern. Schließlich war sie für das Geschehene ebenso verantwortlich wie er. Sie bereute dieses unglaubliche Erlebnis nicht, obwohl sie nun den Preis dafür bezahlte.
Sie löste ihre Arme, griff nach der Gießkanne und begoss eifrig einen Frauenfarn. »Lady Milden sagt, es sei eine intuitive Sache. Man empfindet, dass eine psychische Verbindung besteht.« So wie ich bei dir auf dem Blütenbett .
Er kniff die Augen zusammen. »Fühlten Sie diese Verbindung mit Ihrem Verlobten?«
Völlig aus dem Konzept gebracht, stellte sie die Gießkanne ziemlich energisch ab. Sie öffnete ihre Sinne weit und bezog Trost aus der belebenden Energie des Gewächshauses.
»Nein«, sagte sie, schon gefasster. »Aber er schien für mich in jeder Hinsicht ideal zu sein. Er erfüllte alle Anforderungen auf meiner Liste. Jede einzelne. Ich war sicher, dass die Liebe zwischen uns wachsen würde. Wie auch nicht? Das wird in allen Ratgebern für Eheglück verheißen. Wähle deinen Ehemann mit Bedacht, und die Liebe wird sich einstellen.«
»Du lieber Gott. Es gibt Bücher zu diesem Thema?«
Unter anderen Umständen hätte sie sein Erstaunen amüsant gefunden.
»Hunderte«, sagte sie aufgeräumt. »Nicht zu reden von der Unmenge von Artikeln in
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