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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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Schildkrötenfleisch ist überaus delikat. Diese Soße bringt es vorzüglich zur Geltung.«
    »Es freut mich außerordentlich, dass Ihr es zu schätzen wisst, Fräulein von Weichs.«
    Nach den Fischgängen kamen die Weinsuppe mit ihren Mörserkuchen, dann die Kompotte und die Nüsse sowie duftende Feigen-Weinbeerenküchlein. Ludwig wurde immer fröhlicher. Die Eintracht zwischen seiner Schwester und seiner Geliebten wärmte sein Herz. Auf die Obstgerichte freute er sich ganz besonders.
    »Es gibt im Magen einen Ort, der nur durch etwas Süßes gefüllt werden kann.«
    Damit wiederholte er einen Spruch, den Widmannstetter in einem arabischen Manuskript gefunden hatte. Doch kaum hatte Ludwig zwei Löffel des bernsteinfarbenen Quittenmuses gegessen, wurde er leichenblass und krümmte sich auf seinem Sessel. Gleichzeitig klagte er über elende Übelkeit. Aus der Übelkeit wurde ein unstillbarer Brechreiz. Man trug ihn eilig auf eine Liegebank, wo er sich endlos unter Schmerzensschreien übergeben musste. Es kam ihm so schnell so viel hoch, dass er kaum noch Luft bekam. Die Hunde jaulten mit den Hofzwergen um die Wette.
    Wie versteinert stand die Festgesellschaft um den Herzog herum und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Die meisten dachten, sie müssten seinem Todeskampf beiwohnen. Als er endlich nichts mehr erbrach, wollten Sabina, Ursula und Anna Lucretia sich gleichzeitig um ihn kümmern. Ludwig rang nach Luft und hielt sich leise jammernd den Bauch mit beiden Händen. Dieser fühlte sich hart wie Stein an; ein unheimliches Gurgeln war deutlich zu vernehmen. Sabina versuchte, den Puls ihres Bruders zu ertasten. Doch Ursula packte ihren Arm und zog die Herzogin mit aller Gewalt von ihrem Geliebten weg.
    »Fasst ihn nicht an, Hexe! Das ist Euer Werk, so musste es ja kommen. Lasst ihn wenigstens in Ruhe sterben!«, zischte sie weinend. Sabina erbleichte; sie blieb nur mühsam beherrscht.
    »Ihr vergesst Euch, Fräulein von Weichs. Verlasst den Hof auf der Stelle!«
    »Ich? Den Hof verlassen? Niemals!« Ursulas hellblaue Augen schienen plötzlich schwarz. »Lieber sterbe ich auch, wenn Euer Werk vollbracht ist. Niemand steht ihm hier bei, niemand.«
    Blind vor Wut warf sich Anna Lucretia an die Seite ihrer Tante.
    »Nehmt dieses Wort sofort zurück, Fräulein von Weichs! Das ist eine unerhörte Frechheit. Schämt Euch dafür und geht endlich!«
    Ursulas kleines Samtbarett fiel lautlos zu Boden. Ihr kurzgeschnittenes blondes Haar schien ihr um den Kopf zu fliegen.
    »Ich? Ich soll mich schämen? Wer seid Ihr, Fräulein Anna, um mir zu befehlen? Ich soll gehen und ihr verlogenen Hexen bringt ihn um!«
    Ein herzzerreißendes Seufzen von Ludwig unterbrach die Kämpfenden.
    »Meine Lieben, meine Liebsten, bitte hört auf! Niemand ist schuld. Ich sterbe nicht. Es wird alles gut.«
    Das war zu viel für Sabina.
    »Woher wollt Ihr das wissen, mein Bruder? Für mich riecht es hier förmlich nach Gift. Aber ich bin die Giftmischerin gewiss nicht.«
    Beim Wort Gift ging ein Raunen durch die Umstehenden. Es sah wohl danach aus. Wurden alle anderen Tischgäste auch vergiftet? War das drückende Völlegefühl in den Eingeweiden ein erstes Anzeichen dafür?
    »Ja, es riecht nach Gift hier. Wonach sonst?«, fauchte Ursula wie ein bedrohtes Raubtier. »Was soll man erwarten von arabischen Manuskripten? Von einem toten Arzt, von einem Doktor Hochstapler? Von diesem ganzen Unsinn? Das ist Gift für den Herzog. Es musste ja so kommen. Hat es unser Hofarzt nicht vorhergesehen? Ich bin doch nicht verrückt. Mord durch Leichtsinn und Übermut – genau das ist es!«
    Erst jetzt trat Ulmitzer zu Ludwig.
    »In der Tat, das ist es, was ich befürchtet habe. Aber vielleicht ist unser Herr noch zu retten. Hoheit, lasst mich Euch bitte untersuchen!«
    Ursula verbeugte sich respektvoll. Weder Sabina noch Anna Lucretia wagten es in diesem Moment, ihm den Weg zu versperren. Ulmitzer begnügte sich damit, den Puls des keuchenden Herzogs mehrere Minuten lang zu fühlen und danach das Weiße in seinem Auge kritisch zu begutachten. Endlich drehte er sich wieder um, rückte noch ein wenig seine winzige Brille zurecht und setzte dann sein wichtigstes Gesicht auf.
    »Hoheit, Ihr sterbt noch nicht. Ich konnte zwar Euren Urin noch nicht untersuchen, dennoch vermag ich Euch zu beruhigen. Dieser … wie soll ich sagen … Anfall … ist beinahe vorüber. Ich bin zuversichtlich, dass Eure Bauchschmerzen bald nachlassen, da Eure Hoheit kein Bedürfnis mehr

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