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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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verspürt, sich zu entleeren.«
    Mühsam richtete Ludwig sich auf. Seine Stimme klang noch sehr schwach.
    »Mein Arzt hat recht, liebe Freunde. Das Leben kehrt in mich zurück. Setzt Euch an die Tische! Lasst unsere Feier glücklich enden!« Dann wandte er sich zu seiner Geliebten, seiner Schwester und seiner Tochter. »Bitte versöhnt euch wieder! Tut es mir zuliebe und für euer Seelenheil.«
    Ursula und Sabina standen sich weiterhin wutentbrannt gegenüber. Anna Lucretia stellte sich neben Widmannstetter; seine Nähe brauchte sie jetzt mehr als alles andere. Das gab ihr den Mut, Sabina anzusprechen.
    »Liebste Tante, verzeiht bitte Fräulein von Weichs ihren Überschwang. Wie wir alle war sie außer sich vor Sorge. Ich denke, sie bedauert ihre Worte zutiefst.«
    Sabina knirschte hörbar mit den Zähnen, sah zu ihrem Bruder und begann stockend zu reden.
    »Dann sollte das Fräulein von Weichs ihr Bedauern selbst aussprechen.«
    Ursula blickte kurz zu ihrem Geliebten. Tränen schossen ihr in die Augen, die sie durch einen Biss auf ihre Lippen verdrängte.
    »Das will ich tun, Ihro Durchlaucht. Die Sorge hat mich wohl um den Verstand gebracht.«
    Mehr schaffte sie nicht, mehr verlangte Sabina in diesem Augenblick auch nicht. Die Herzogin wandte sich ihrem Bruder zu.
    »Liebster Ludwig, niemand will zu den Tischen zurückkehren, denn keinem von uns ist mehr nach Feiern zumute. Ihr solltet Euch jetzt in Eure Gemächer begeben, um Euch mit Gottes Hilfe von diesem Anfall zu erholen. Das scheint mir das einzig Vernünftige.«
    »Das einzig Vernünftige, sehr richtig«, ließ Ulmitzer sich vernehmen. »Und Medizin müsst Ihr nehmen. Malvensamen empfehle ich gegen einen immer noch möglichen Bauchfluss. Vor allem aber rate ich zu pulverisiertem Engelwurzsamen in Engelwurzwasser. Denn die Angelika gehört, wie auch unser Fürst als Augustkind, zum Kreis der Sonne. Daher wird sie ihm ganz besonders helfen, den Überfluss an schwarzer Galle zu absorbieren und die korrumpierte Luft aus seinem Leib sicher entweichen zu lassen.«
    Sabina sah plötzlich erschöpft aus.
    »So soll es geschehen, Hofarzt. Habt vielen Dank!«
    »Ich komme morgen, um Seine Hoheit wieder zu untersuchen.«
    »Ihr seid willkommen.«
    »Ich brauche ein Ballonglas mit dem frühen Urin Seiner Hoheit.«
    »Selbstverständlich, Doktor Ulmitzer. Eine gute Nacht wünsche ich Euch.«
    Der Arzt zog sich zurück.
    »Alter Sack! Engelwurz!« Widmannstetter war empört. »Das Allheilmittel nach Doktor Paracelsus. Die wundersame Medizin, wie er schreibt, und nicht auf Lateinisch. Unverschämter Affe! Auf jeden Fall, meine Liebste, glaubt er an Gift, denn das Angelikapulver in Angelikawasser soll Pest und Gift vertreiben.«
    »Und du, was glaubst du?« Anna Lucretia zitterte am ganzen Körper.
    »Ich? Gar nichts und alles. Schau dir den an!« Er deutete unmerklich auf Niklas Überreiter. »Wenn der nicht vergiftet ist, so ist er selbst der Giftmischer.«
    Tatsächlich war der Baumeister so bleich wie vorher der Herzog, seine Augen glasig, umrandet von dunklen Schatten. Er hielt sich an einem Tisch fest, als ob seine Beine ihn nicht mehr trügen. Anna Lucretia ärgerte sich.
    »Rede doch keinen Unsinn, Johann Albrecht! Der Schreck sitzt ihm in den Knochen, das ist alles. Ein schlechter Giftmischer wäre das, der es sich so anmerken ließe. Dich hat er kaltblütig in die Löwengrube geworfen und es geleugnet. Diese Lüge konnte man ihm nicht ansehen. Warum sollte er der Vergifter sein? Das ergibt keinen Sinn.«
    Widmannstetter gab auf. Sabina rief ihre Nichte zu sich.
    »Komm, Kind, wir begleiten meinen Bruder.«
    Ursulas stumme Verzweiflung tat Anna Lucretia im Herzen weh. So aufgebracht sie gegen die hilflos wütende Mätresse auch gewesen war – sie begriff mehr denn je, wie isoliert diese sich nun fühlen musste und tatsächlich war. Verstand ihr Vater das denn gar nicht? Er liebte sie doch. Warum hätte er ihr sonst 15 Jahre lang die Treue gehalten? Ludwig lebte im Hier und Jetzt, eher beschäftigt, den Münchner Heiratsplänen für ihn auszuweichen als damit, der Frau an seiner Seite einen sicheren Platz zu geben. Fehlte ihm, dem blühenden Mann, dem Freund der Künstler, dem beliebten regierenden Fürsten die letzte Gewissheit? Mit Krankheit oder seinem Alter hatte der sonst so fromme Herzog nie ernsthaft gerechnet. Jetzt sollte im Dürnitz diese Frau zurückbleiben, die nicht wusste, wohin, der niemand beizustehen wagte?
    »Fräulein von Weichs, wollt Ihr uns

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