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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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begleiten?«
    Anna Lucretia hatte über die Folgen nicht nachgedacht. Sabina zuckte zusammen wie unter einem Peitschenschlag, auch Ludwig konnte seinen Ohren kaum trauen. Doch obwohl noch sehr schwach, reagierte er schneller als seine Schwester.
    »Meine Tochter hat recht, Fräulein Ursula. Bleibt noch eine Weile bei mir.«
    Ohne ein Wort folgte Ursula von Weichs der herzoglichen Familie in den Fürstenbau. Ob die neuen Tränen in ihren Augen der Dankbarkeit geschuldet waren oder der Wut, das erfuhr Anna Lucretia nicht.
    Der Herzog verbrachte eine ruhige Nacht, still bewacht von den drei Frauen. In den frühen Morgenstunden versprach Ludwig Ursula, sie bald zu besuchen. Eine Magd begleitete sie zu ihrem Haus zurück. Bald darauf entdeckte Doktor Ulmitzer nichts Verdächtiges im Morgenurin. Übelkeit wie Bauchkrämpfe waren verschwunden und blieben es auch. Nur eine leichte Schwäche bestand fort.
    »Meine liebe Schwester, es ist doch nicht erstaunlich«, so erklärte er einer misstrauischen Sabina und dem erleichterten Hofrat Weißenfelder, »ich war einfach nicht mehr daran gewöhnt, so viel zu essen. Die Diät des Doktor Paracelsus bekommt mir so gut, dass ich dachte, es könne nichts mehr geschehen. Eben das war falsch. Völlerei bleibt Völlerei. Zu viel ist zu viel, jetzt weiß ich es besser. Gift? Das ist lächerlich. Wie? Warum? Wer? Nein, meine liebe Schwester, vergesst das! Ich mache meine Diät weiter. Das ist das Beste.«
    Ulmitzer verzog das Gesicht. Aber Sabina freute sich so über dieses Vertrauen, dass sie Ursulas nächtliche Anwesenheit in den herzoglichen Gemächern nicht beklagte, als sie mit ihrer Nichte wieder allein war. Von Gift sprach sie auch nicht mehr, dafür aber umso mehr von einem Brief aus München, der am Tag danach überraschend eintraf.

13

    Das imposante Schriftstück mit grünen und violetten Seidenbändern sowie den Siegeln von Herzog Wilhelm und seinem Hofrat Leonhard von Eck sprach, von einem Eilboten überbracht, schon vor seiner Öffnung Bände. Das erkannte Johann Weißenfelder sofort, der es vor Ludwig, Sabina, Anna Lucretia und Widmannstetter, dem Hofmeister Praitenpach und dem Kanzler Rosenpusch untersuchte. Die zwei Siegel deuteten auf eine wichtige Angelegenheit der bayerischen Lande hin. Das violette Band rief zu Besonnenheit und bedachtem Handeln auf, das grüne spielte auf die Hoffnung an, erinnerte aber auch an einen möglichen teuflischen Übermut des Empfängers. Weißenfelder behielt diese Überlegungen für sich. Der Inhalt des Briefes, den er rasch las, war deutlich genug.
    »Was will unser teurer Bruder?«, fragte Ludwig, irritiert vom Zögern des Hofrates.
    Weißenfelder räusperte sich. Nur die etwas verschleierte Stimme verriet seine Anspannung.
    »Der Münchner Hof hat gestern mit größter Sorge von Eurer Unpässlichkeit erfahren, Hoheit, und zeigt sich außerordentlich beunruhigt. Euer Bruder, informiert von seinem herzoglichen Rat Eck, beschwört Euch, zu einer Ernährungsweise zurückzukehren, die Euer Leben nicht länger gefährdet und eines hochwohlgeborenen Fürsten würdig ist. Er besteht darauf, dass Ihr Euch schnellstens von Eurem Berater Doktor Johann Albrecht Widmannstetter trennt, da dieser Euch vorsätzlich ins Verderben führe, sich schändlich in Eure Familie einschleiche und Euch letztendlich durch seine Ratschläge für die Bemalung der Stadtresidenz als einen heidnischen, ketzerischen Herrscher erscheinen ließe und nicht als einen frommen, sowohl der Kirche als auch dem Glauben treu ergebenen Fürsten.«
    Anna Lucretia konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken.
    »Vater, oh Vater! Ihr wisst, dass das nicht stimmt, oder? Nichts davon ist wahr. Bei allen Heiligen, wie können sie nur so etwas annehmen? Ihr müsst mit Eurem Bruder reden, Vater. Er wird auf Euch hören, da bin ich mir sicher.«
    Ludwig ergriff zärtlich die Hand seiner erregten Tochter.
    »Beruhige dich, mein Kind. Wir sind noch nicht am Ende. Was gibt es noch, Hofrat Weißenfelder?«
    »Euer Bruder verlangt, dass die Herzogin Sabina von Württemberg den Landshuter Hof baldmöglichst verlassen und unverzüglich nach Stuttgart abreisen solle, da ihre schwesterliche Liebe, Fürsorge und Zuneigung zu Euch sie dazu verleite, allzu riskanten Ratschlägen leichtfertig zu folgen.«
    »Ich? Leichtfertig? Das ist der Gipfel!« Sabina explodierte förmlich. »Die Einzige in diesem Bayern, die hell sieht, wo alle anderen blind im Dunkeln über jeden Stein stolpern, die soll

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