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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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und die Türken sind weit weg. Württemberg und Braunschweig haben Vorrang.«
    »Lasst wenigstens nach dem Mörder suchen! Der Mann ist gefährlich. Er muss gefasst werden.«
    »Genug jetzt, Hofrat! Hier entscheide ich, was geschieht. Ihr seid entlassen.«
    Eck erhob sich mühsam, wie es Anna Lucretia schien, verbeugte sich wortlos vor Ludwig und verließ den Raum.
    Erst als die Huftritte der Pferde seiner Bewaffneten nicht mehr vernehmbar waren, bewegten sich Sabina und ihre Nichte. Sie schluchzten lang und unkontrollierbar. Die alte Herzogin beherrschte sich als Erste.
    »Beim Seelenheil unserer Mutter schwöre ich Euch, mein Bruder, dass ich Euch niemals schaden könnte. Ecks Verdächtigungen kann ich nicht entkräften, außer durch unser lebenslanges Vertrauen und unsere Zuneigung füreinander. Ich kann nur wiederholen: Weder ich noch mein Sohn würden uns je gegen Euch oder das Haus Wittelsbach verschwören, so groß mein Schmerz wegen Württembergs Schicksal auch sein mag. Wir sind Wittelsbacher! Glaubt Ihr mir, mein Bruder?«
    Ludwig lächelte müde und gequält.
    »Liebe Schwester, mein Herz glaubt Euch und nur Euch. Eck befindet sich nach meiner Meinung auf einem völlig irrigen Weg. Ich fürchte, unseren Bruder Wilhelm hat er dorthin mitgenommen. Allein deswegen muss ich die Angelegenheit ernst nehmen und darf nichts voreilig verwerfen. Schweigt, Sabina! Ich weiß, was Ihr denkt. Ihr meint, Eck begehe keinen Fehler, sondern Verrat. Wir haben oft genug darüber gestritten. Das ist müßig. Die Nachricht aus Württemberg erklärt alles, was uns hier beschäftigt. Davon bin ich fest überzeugt. Ich sehe in Herzog Ulrich den Aufrührer und Unruhestifter. Seine ganze Vergangenheit spricht dafür. Ihr hattet recht, als Ihr sagtet, er würde sich niemals mit seiner Wiedereinsetzung zufriedengeben. Nun warten wir auf Weißenfelder und auf Euren Sohn. Wenn einer Kenntnis hat von dem, was sich vorbereitet, dann er.«
    Sabina nickte stumm. Mehr konnte sie von ihrem Bruder nicht verlangen. Anna Lucretia stellte sich schüchtern neben ihren Vater.
    »Ihr denkt also nicht, Johann Albrecht wäre ein Mörder und ein Verräter?«
    Ludwig legte seine schwere Hand auf die Schulter seiner Tochter.
    »Meine arme Kleine, was soll ich dir sagen? Nein, ich glaube es nicht. Wirklich nicht. Aber werdet ihr noch vor den Traualtar treten können? Er ist so vielen Anschuldigungen ausgesetzt … Er müsste davon eindeutig freigesprochen werden, damit ich eurer Vermählung zustimmen darf. Bedenke doch! Eine uneheliche Tochter mit einem Hochverdächtigen … Was soll mit euch geschehen, wenn ich nicht mehr bin? Nein, weine nicht! Warte auch du, bis dein Vetter kommt! Geh jetzt schlafen. Wir sind alle erschöpft.«
    Im großen Bettkasten ihrer kleinen Schlafstube oberhalb der herzoglichen Gemächer weinte die junge Frau an der Brust der Herzogin.
    »Tante, ein so schlimmer Neujahrstag kann nur tiefes Unglück bedeuten. Mein Leben ist zu Ende, bevor es noch angefangen hat. Es hat keinen Sinn mehr. Ich möchte, dass mein Herz aufhört zu schlagen. Was soll nur aus mir werden?«
    Der Gedanke schoss Anna Lucretia durch den Kopf, Sabina von dem Kind unter ihrem Herzen zu beichten. Sie tat es nicht. Sie weinte nur weiter. Die alte Dame seufzte immer wieder und strich ihr übers zerzauste Haar.
    »Kind, der Wolf ist jetzt raus aus dem Wald. Wer ihn erlegt oder wer selbst zur Beute wird … es liegt in der Hand Gottes, dem wir vertrauen müssen. Seine Wege sind nicht unsere Wege. Auf seiner Seite erwartet uns die Ewigkeit. Bete, Kind! Bete fest und demütig!«
    Grete, ihre tote Amme, hätte ihr dasselbe gesagt. Weinend betete sie sich in einen unruhigen Schlaf.

26

    Den ganzen nächsten Tag verbrachte Anna Lucretia bei Widmannstetter. Er war immer noch leichenblass. Nach leichten Anstrengungen dämmerte er weg, hatte aber kein Fieber und klagte nicht mehr über Schmerzen. Sie verabreichte ihm abwechselnd Eschenrindensud, Mohnsaft sowie Hähnchenwasser mit Borretsch und weiteren kühlenden Gemüseblättern, wechselte mit Ursulas Hilfe den Kohlblätterverband und gab ihm löffelweise eine leichte, süße Semmelpanade, die er aber nur mit Mühe hinunterschluckte. Er lebte – das war es, was sie wissen wollte. Solang er atmete, würde sie nichts trennen. Auf diesen Gedanken konzentrierte sie sich.
    Die Rückkehr Weißenfelders aus München am späten Nachmittag entging ihrer Aufmerksamkeit. Ludwig führte ihn sofort in seine Arbeitsstube, ohne die

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