Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
Vom Netzwerk:
aufgebrachte Sabina an der Unterredung teilhaben zu lassen. Allein mit seinem engsten Berater legte der Herzog seine Zuversicht und Gelassenheit ab.
    »Nun, mein Freund? Was habt Ihr von meinem Bruder erfahren?«
    Der schwer atmende alte Hofrat senkte den Kopf.
    »Nichts Neues, nichts Gutes, Hoheit. Herzog Wilhelm hat keine Kenntnis von Angriffsplänen gegen Braunschweig. Er kann sich nicht vorstellen, dass solche Pläne existieren, denn das würde einen allgemeinen Krieg bedeuten. Der Nürnberger Bund käme nicht umhin, einzugreifen. Da sind wir einig mit ihm. Er zeigte sich höchst verärgert über Eure Weigerung, Euch von der Herzogin zu trennen. Er hegt die schlimmsten Vermutungen. Sie würde, so meint er, Rache nehmen wollen an ihren Brüdern wegen der Rückgabe Württembergs an Ulrich. Sie hätte sich möglicherweise mit Eurem dritten Bruder, Erzbischof Ernst, verschworen, um Euch zu vergiften, damit sie beide gemeinsam nach Eurem Ableben Geldforderungen an ihn, Wilhelm, richten könnten. Mit diesem Geld wollten sie dann den Aufstand in Württemberg vorbereiten, Herzog Christoph gegen seinen Vater rüsten, und Doktor Widmannstetter sollte Hofrat in Stuttgart werden. Das sind auch Ecks Überzeugungen. Ob richtig oder falsch, Hoheit: Diese Differenzen belasten die bayerischen Regierungsgeschäfte schwer, von der Beziehung zu Eurem Bruder Wilhelm ganz zu schweigen. Bayern ist aber auf das gute Einvernehmen zwischen seinen regierenden Fürsten angewiesen. Wäre es insofern nicht weise, Euch von der Herzogin zu trennen? Sie könnte sich vorübergehend in ein Kloster zurückziehen. Es müsste ja nicht in München sein.«
    Ludwig seufzte, strich nervös über seinen langen braunen Bart, in dem sich silberne Strähnen zeigten. Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Glaubt Ihr, meine Schwester, das Ebenbild meiner Mutter, könnte meinen Tod wollen? Haltet Ihr für möglich, dass Doktor Widmannstetter mich und meine Tochter verrät?«
    Weißenfelder bekreuzigte sich.
    »Mein Verstand, Hoheit, sagt mir, es wäre denkbar. Es gäbe handfeste Gründe dafür. Die Versuchung ist vielleicht zu groß. Mein Herz ruft ein entschiedenes Nein , doch habe ich große Vorbehalte, mich in politischen Fragen von meinem Herzen leiten zu lassen.«
    »So geht es mir auch«, brummte Ludwig. »Doch ich halte mich an dies: Auf der Trausnitz geht es mir schlecht. Hier, wo meine Schwester Tag und Nacht in meiner Nähe ist, wo es ihr ein Leichtes wäre, mir zu schaden, hier geht es mir gut. Das lässt mich hoffen, dass sich die Angelegenheit zu ihren Gunsten klärt. Doch zu welchem Preis?«
    »Das bestimmt nur Gott allein. Beten wir, Hoheit. Er wird uns einen Weg zeigen.«
    In den frühen Morgenstunden des 3. Januar 1542 versorgten Anna Lucretia, Sabina und Ursula von Weichs gemeinsam Widmannstetters Wunden. Er fühlte sich schon kräftiger; die drei Frauen richteten ihn in seinem Bett auf. Die Herzogin musste lächeln.
    »Ihr seid zwar ein magerer, doch zäher Vogel, Doktor. Ihr werdet dem Gevatter Tod ein zweites Mal entkommen, dessen bin ich mir gewiss. Heute bleibt es bei Hähnchenwasser und Panade. Morgen sehen wir, ob Euch Hühnchencreme bekommt. Trinkt den Gewürzwein, er wird Euch guttun. Außerdem noch ein paar Tage Eschenrindensud und Mohnsaft, bis wir sicher sind, dass das Fieber ausbleibt. Ab sofort auch noch Eisenwasser, um Euer neues Blut zu kräftigen.«
    Als Sabina gerade zur Residenz zurückkehren wollte, hörte sie hartnäckiges Klopfen an der Haustür. Ursula eilte in ihr Schlafzimmer, wo sie auf ihre aufgeregte Magd traf.
    »Doktor von Eck ist angekommen. Er möchte Euch unbedingt sprechen. Ich habe ihm versichert, dass Ihr unpässlich seid, aber er sagt, es muss sofort sein.«
    Ursula wurde so bleich, dass man sie tatsächlich für schwer krank hätte halten können.
    »Was sollen wir tun?«
    Ihre Magd sah sie verwundert an.
    »Mit Verlaub, gnädiges Fräulein, die ganze Stadt glaubt, Ihr hütet das Bett seit der Silvesternacht. Tut es doch und empfangt den Hofrat dort, dann kann er nicht lang bleiben, oder Ihr könnt ihn jederzeit wegschicken. Macht schnell!«
    Ursula folgte diesem Rat, zog ihr Nachthemd über, sprang ins Bett und bedeckte sich bis zum Kinn mit Daunen- und Felldecken. Kaum hatte sie den Kopf auf die Kissen gelegt, betrat Eck schon den Raum, wie immer im schwarzen Gelehrtentalar. Sein einziges Zugeständnis an die Jahreszeit und die eisigen Außentemperaturen war eine Haube aus grauem Eichhörnchenfell unter

Weitere Kostenlose Bücher