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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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dem nachtschwarzen Barett. Noch bevor er sie grüßte, wanderte sein Blick in jede Ecke des Zimmers. Die kleine Tür zur Kammer neben dem Kamin bemerkte er sofort. Ungebeten setzte er sich auf das Bettende.
    »Guten Morgen und ein gesegnetes neues Jahr, Fräulein von Weichs! Verzeiht meinen Besuch um diese Zeit, aber ich war bei der Frühmette in Sankt Martin, wo ich gehört habe, Ihr seid seit mehreren Tagen unpässlich. Da wollte ich unbedingt nach Euch sehen, bevor ich auf die Trausnitz zurückkehre. Ich war besorgt. Was fehlt Euch denn, Fräulein von Weichs? Habt Ihr Doktor Ulmitzer kommen lassen?«
    Ursula schüttelte schwach den Kopf.
    »Nein, Herr Hofrat. Es ist eine Frauenverletzung, die harmlos ist, doch mich schwächt. Es ist nicht das erste Mal. Ich weiß, was zu tun ist.«
    »Nun gut, Fräulein, Ihr kennt Euch darin bestimmt aus. Aber wenn ich schon da bin, reden wir ein wenig über unsere Geschäfte. Wie steht es um den Herzog? Ist er Eurem Bett wieder treu? Habt Ihr noch ausreichend Ambra? Ich verfüge über eine neue Dose reine, hochwertige Ambra. Noch feiner als die letzte.«
    »Das ist äußerst großzügig von Euch, Doktor Eck, aber ich habe es bisher nur einmal benutzt. Wenn Ihr erlaubt, lasse ich es Euch wissen, sollte ich mehr davon brauchen.«
    »Wie Ihr wollt, bestes Fräulein. Ihr werdet sowieso bald Eurer Sorgen enthoben sein. Herzog Wilhelm hat mir an Weihnachten seine Zustimmung zu einer morganatischen Ehe zwischen Euch und seinem Bruder gegeben.«
    Ursula verzog keine Miene.
    »Das hilft mir wenig, wenn Ludwig davon nichts weiß, Herr Hofrat. Ihr weilt schon seit zwei Tagen in Landshut, wurde mir gesagt. Wann gedenkt Ihr, es ihm mitzuteilen?«
    Eck knetete besorgt seine knorrigen Hände.
    »Bald, sehr bald, Fräulein. Sobald die traurige Angelegenheit, die mich hier beschäftigt, erledigt ist.«
    Ursula verstand diesen Wink.
    »Die Gerüchte aus Württemberg?«
    »Gewiss, gewiss, meine Gute, doch sind diese Gerüchte für mich inzwischen traurige Gewissheit und nicht dieselbe, welche die Herzogin Sabina verbreitet. Niemand hier will mir glauben. Wenn ich an Doktor Widmannstetter herankommen könnte, hätte ich endlich die nötigen Beweise, doch keiner hilft mir. In einer Stadt, in der ihn jeder bis vor Kurzem einen Hochstapler und Giftmischer nannte! Kein Mensch will etwas von ihm gehört oder gesehen haben.«
    Es fiel der Mätresse unter Ecks bohrendem Blick schwer, nicht zu erröten oder zu erzittern. Ursula war sich unsicher, ob ihre Augen nicht zu oft zu der Tür der Kammer wanderten.
    »Wer sollte ihn erblickt oder etwas von ihm gehört haben? Er ist entlassen worden und aus Landshut fortgegangen. Das Fräulein von Leonsperg grämt sich über alle Maßen. Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.«
    Eck sprang so überraschend von der Bettkante auf, dass Ursula einen kleinen Schrei nicht ganz unterdrücken konnte. Eck beugte sich zu ihr herunter; sein Gesicht war unangenehm nah an ihrem, seine Stimme gefährlich leise und drohend.
    »Nicht so mit mir, Fräulein! Ihr habt Kenntnis davon, dass Widmannstetter in Moosburg gemordet hat und auch selbst verletzt wurde. Der Herzog hat Euch das nicht verschwiegen. Es ist unmöglich, dass sich der verwundete Mörder woanders versteckt hält als hier … in Landshut. Ich helfe Euch, ich tue mein Bestes. Ihr wisst, womit und warum. Es hat alles seinen Preis. Ihr schuldet mir Eure Hilfe.«
    Ursula befürchtete einen Schwächeanfall, so schwindlig war ihr geworden, obwohl sie doch im Bett lag. Sie biss sich auf die Zunge, bis sie Blut schmeckte. Sie wusste, er würde gleich in die Kammer sehen. Es gelang ihr, den Kopf nicht wegzudrehen und seinem Blick standzuhalten. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen.
    »Gern möchte ich Euch helfen, Herr Hofrat. Ich weiß, was ich Euch verdanke. Doch bin ich ans Bett gefesselt. Das gibt mir keine Möglichkeit, mich Euch nützlich zu erweisen. Außerdem denke ich doch, dass Doktor Widmannstetter außerhalb Landshuts Zuflucht gefunden hat. Jeder hier würde ihn verraten, wie Ihr selbst meint … «
    Er war verschwunden, noch bevor sie zu Ende sprechen konnte.
    Lang, sehr lang wagten weder die zitternde Ursula in ihrem Bett noch Anna Lucretia und Sabina, die in der Kammer alles mit angehört hatten, sich zu bewegen. Schließlich kam die Magd mit der Nachricht, dass Eck das Haus verlassen und sie die Tür verriegelt hatte. Die beiden Frauen verließen ihr Versteck und sanken nach zwei Schritten auf Ursulas Bett

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