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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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oder?«
    Schon bei der Erwähnung von ›protestantischen Angriffsplänen‹ war Eck wie vom Blitz getroffen zusammengezuckt. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, dachte Sabina, er könnte die Beherrschung verlieren. Seine Beine trugen ihn nicht mehr, er sackte unerlaubt auf den nächsten Stuhl, knetete heftig seine langen, knochigen Finger, musste sich mehrmals räuspern, bevor er seine Stimme wiederfand.
    »Hoheit, das ist völlig unmöglich. Woher sollte dieser Angriff kommen? Was veranlasst Euch, so etwas zu glauben? Das kann nicht sein.«
    »Warum kann es nicht sein? Die Verwicklung meiner eigenen Schwester, die so gut wie jede Stunde meines Lebens teilt, und eines Beraters, der mir viel verdankt, in eine dunkle Verschwörung scheint Euch möglich. Die traurigen Ereignisse der letzten Wochen auf der Trausnitz sprechen meines Erachtens weit mehr für eine Intrige Ulrichs gegen unser Haus als für eine Verschwörung der Herzogin gegen Württemberg. Was die Quelle meiner Nachrichten betrifft, Hofrat … so sehr ich Euch schätze … ich bemühe mich stets um eigene. Ich dachte, das wäre Euch bekannt.«
    Ecks scharf geschnittener Kiefer zitterte merklich. Sein Blick schien zu flackern. War es Zorn, Bestürzung, Empörung? Sein Wortschwall verriet es nicht.
    »Hoheit! Mir und Eurem Bruder sind keine Pläne oder gar Rüstungen gegen Braunschweig zu Ohren gekommen. Ich kann nicht glauben, dass es welche gibt. Es wird mir oft vorgeworfen, ich unterhielte gute Beziehungen zu den Lutheranern, die Rückgabe Württembergs wäre Verrat und ich sollte keinerlei Verbindung zu Landgraf Philipp von Hessen unterhalten. Meine beiden Herzöge waren bisher zufrieden mit den Ergebnissen meiner Tätigkeit. Niemand darf an meiner katholischen Gesinnung zweifeln. Bayern ist nicht mehr von der lutherischen Verirrung befallen, lebt wohlhabend und in Frieden, ist dem Habsburger Kaiser Freund und Verbündeter, doch nicht untertan. Für diese Ziele sind mir alle Mittel recht. Es ist nicht immer einfach. Hoheit! Ich würde es wissen, wenn Hessen und Württemberg gegen Braunschweig rüsteten. Das könnt Ihr mir glauben. Ich verstehe, woher Eure Zweifel rühren. Ich kenne die Ereignisse, habe sie zum Teil miterlebt. Meines Dafürhaltens nach spricht leider weit mehr für meine Überzeugung als für etwas anderes. Eure Schwester, die Herzogin, ist – vielleicht aus grenzenloser Mutterliebe – sehr wohl in der Lage, Briefe oder Boten verschwinden zu lassen, Berater zu korrumpieren und Euer Leben aufs Spiel zu setzen. Mindestens genauso wie Euer Schwager Herzog Ulrich. Lasst Euch bitte nicht, Hoheit, und ich habe keine Furcht, das im Beisein Eurer Schwester zu sagen, von Eurem Bruder in München entzweien. Es wäre das Ende des mächtigen, des unabhängigen Herzogtums Bayern. Ich flehe Euch an: Macht Euch nicht zum Werkzeug fremder Interessen! Wir verlangen nicht die Bestrafung der Herzogin. Sie soll nur in der Ruhe eines Klosters zu sich finden und ihre Pflichten erkennen. Wir fordern lediglich die Auslieferung Johann Albrecht Widmannstetters, der als Mörder überführt ist.«
    Ecks Blick bohrte sich bei diesen letzten Worten kurz in Anna Lucretias Augen. Sie glaubte, ohnmächtig werden zu müssen. Dieser Blick war in der Lage, alles zu verstehen und aufzudecken, was man vor ihm verbergen wollte. Das durfte nicht sein! Johann Albrecht war kein Mörder und auch kein Verräter. Ulrich war der Schurke, dem es gerade gelang, Ehefrau und Schwager zu vernichten. Das musste sich doch beweisen lassen! Sie benötigte Zeit. Währenddessen sollte ihr Verlobter genesen. Der Hofrat durfte in ihren Augen nichts finden! So starrte sie ihn bewegungslos an, während sie sich an Sabina lehnte, und versuchte mit aller Kraft, nur blankes Entsetzen in ihren Blick zu legen. Gelang es ihr? Ecks Augen wanderten weiter. Ludwig wirkte sehr gelassen.
    »Hofrat Eck, ich sehe noch reichlich Klärungsbedarf in dieser Sache. Bleibt bitte mit Euren Männern auf der Trausnitz, bis wir mehr wissen. Doktor Weißenfelder kommt morgen aus München zurück. Herzog Christoph hat sich brieflich für den Dreikönigstag angekündigt. Vielleicht sollten wir eine Einladung an Ulrich schicken? Dann hätten wir alle Beteiligten hier.«
    »Weißenfelder aus München zurück? Herzog Christoph in fünf Tagen in Landshut?« Eck stammelte ein wenig. »Beide müssen doch nach Frankreich reisen mit einem wichtigen Memorandum für den französischen Hof. So war es abgesprochen.«
    »König Franz

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