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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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Schließlich, Hoheit, ist es Hochverrat an Euch und Eurem Bruder, den ich hier vertrete, da Ihr beide gemeinsam den Rückgabevertrag von Württemberg verhandelt, unterschrieben und garantiert habt. Lasst Ihr solche Umtriebe zu, Hoheit, so wird man in allen deutschen Landen auch in Euch einen Verräter sehen.«
    Die Reaktion des Herzogs überraschte Eck, der das nachgiebige Temperament des Landshuter Fürsten kannte. Ludwig setzte seine aufgebrachte Schwester und die mit plötzlicher Übelkeit kämpfende Anna Lucretia auf die Bank des Kachelofens und baute sich dann breitbeinig vor Eck auf.
    »Was habe ich mit diesem Gelehrten zu tun? Ich habe ihn, wie der Münchner Hof es verlangte, schon vor Weihnachten entlassen. Wenn er irgendwo Zuflucht suchen sollte, aus welchem Grund auch immer, dann bestimmt nicht hier, wo er allerlei Feindseligkeiten ausgesetzt war und nicht mehr mit meinem Schutz rechnen kann. Oder verfügt Ihr über andere Informationen?«
    »Nein, Hoheit, natürlich nicht«, Eck war plötzlich unsicher, »aber, wie ich Euch sagte, Hoheit, ist er der Verbindungsmann zwischen Herzogin Sabina und Herzog Christoph. Das ist Grund genug, so meine ich, nichts unversucht zu lassen, um nach Landshut und in Eure unmittelbare Umgebung zu gelangen.«
    Wieder tat Ludwig etwas, was Eck nicht erwartet hatte. Er setzte sich majestätisch langsam in seinen Scherensessel und bot dem Hofrat keinen Sitzplatz an.
    »Ich möchte gern erfahren, Herr Rat: Woher wisst Ihr so viel, was ich, Euer Herr und Herzog, nicht weiß? Verschont Ihr auch meinen Bruder in München mit diesen furchtbaren Neuigkeiten? Ich bin mit Euch, unserem treuen, ergebenen Diener, ganz offen. Mich beunruhigt weit mehr, dass Ihr mir aus heiterem Himmel eine solche Mär auftischt als die Geschichte selbst.«
    Eck bekreuzigte sich, senkte den Kopf und betete leise, bevor er weiterredete.
    »Ich bin ein stets gut informierter Mann, Hoheit. Das war ich immer und tue viel, um es zu bleiben. Das bin ich meinen beiden Herren und dem Wohlergehen ihres Herzogtums schuldig. Ich habe die Entlassung von Doktor Widmannstetter betrieben, das leugne ich nicht, weil ich um Euch, mein Fürst, fürchtete. Meine Gründe habt Ihr wohl akzeptiert, sonst hättet Ihr Euch von ihm nicht getrennt. Nach seinem Weggang hielt ich es weiter für meine Pflicht, diese zwielichtige Person unter Beobachtung zu halten. Das gebe ich zu. Deswegen weiß ich, wohin er sich begeben hat, was besprochen wurde und wohin er danach wollte. Den Mönch hat er wahrscheinlich getötet, weil der ihn erkannt hatte oder weil er es befürchten musste. Seitdem ist er wie vom Erdboden verschluckt. Er treibt also weiterhin sein Unwesen. Irgendwo hier muss er sich aufhalten. Möglicherweise ist er verletzt, was bedeuten würde, dass er Hilfe braucht. Ich bitte Euch inständig, mir bei der Suche eines Verräters und Mörders beizustehen. Er muss in München abgeurteilt werden.«
    »Und was geschieht mit der anderen Verräterin, meiner Schwester?«
    »Euer Bruder bittet Euch, seine fehlgeleitete Schwester in ein Münchner Kloster zu schicken. Es steht ihr frei, wenn die Verschwörung in Württemberg vollständig aufgeklärt ist, dort ihr Leben zu beenden oder zu ihrem vor Gott angetrauten Ehemann zurückzukehren. Ein äußerst gnädiges Angebot, wie ich meine.«
    Herzog Ludwig gab keine Anzeichen von Aufbrausen oder Einlenken zu erkennen. Sabina und Anna Lucretia verhielten sich völlig still, obwohl ihnen beiden das Herz in der Brust fast zersprang. Womit hätten sie Eck widersprechen können? Er schien – aus seiner Sicht – konsequent zu handeln. Solang die vermeintlichen Handlanger Ulrichs in Landshut nicht entlarvt waren, konnte nur der Herzog selbst diesen Anschuldigungen entgegentreten. Dazu war Ludwig fest entschlossen.
    »Ihr erhebt schwere Vorwürfe gegen unsere geliebte Schwester, Hofrat. Ich will annehmen, dass Eure Besorgnis um unser Herzogtum Euch leitet. Ich stimme Euch zu, dass sich um Württemberg etwas Beunruhigendes zusammenbraut. Davon bin ich überzeugt. Nur was, Herr Hofrat? Ihr verfügt offensichtlich über Gewissheiten, doch mir stellen sich noch viele Fragen. Doktor Eck, habt Ihr von protestantischen Angriffsplänen gegen unseren Verbündeten Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel Kenntnis erlangt? Ein solcher Angriff würde den Frieden im Reich und damit die Lage unseres Herzogtums mehr stören als ein katholischer Aufstand in Württemberg. Das ist uns beiden doch klar,

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