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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Rudschies
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Doktor Eck über die Türkenhilfe für den Kaiser mit ihm zu besprechen. Wie soll das stattfinden?«
    Mit einem lauten Schrei erhob sich Sabina aus ihrem Scherensessel.
    »Die Türkenhilfe! Das fehlt uns noch! Was hat Eck mit König Franz zu besprechen? Ist Bayerns Haltung nicht eindeutig? Ein katholischer König, der sich mit dem verfluchten Philipp von Hessen, meinem Mörder von Ehemann und den Türken gegen unseren katholischen Kaiser verbündet! Welche Botschaft sollt Ihr mit meinem Sohn überbringen? Türkische Kochrezepte gegen französische, alles für die Hofküche in Marburg? Warum reist der Herr Hofrat Eck nicht selbst nach Paris? Die Reise ist lang, vielleicht würde dann hier etwas Ruhe einkehren.«
    »Lasst das bitte, Schwester«, seufzte Ludwig ungeduldig. »Die Frage der Türkenhilfe werden wir jetzt nicht lösen. Doktor Weißenfelder, Herzog Christoph besucht uns anscheinend in fünf Tagen. Da kann er nicht gleichzeitig unterwegs nach Frankreich sein. Ihr reitet sogleich nach München. Alles Weitere entscheiden wir nach Eurer Rückkehr.«
    Zwölf Stunden später, am Abend des Neujahrstages, versuchte die herzogliche Familie in der Stadtresidenz, zu Kräften zu kommen. Anna Lucretia gönnte sich zum ersten Mal seit Mitternacht Erholung. Widmannstetter war wieder bei Bewusstsein. Seine Verletzungen hatten sich bisher nicht entzündet; Fieber war nicht aufgetreten. Er dämmerte vor sich hin zwischen tiefem, unüberwindbaren Schlaf und einem kaum wahrnehmbaren Wachzustand.
    »Es ist der Blutverlust«, erklärte Sabina ihrer Nichte. »Die Zeit wird zeigen, ob er ihn verkraftet. Sei froh, dass er nicht fiebert, denn sonst würden wir einen Priester rufen müssen.«
    Alle drei waren in Gedanken tief versunken, als das laute Bellen von Ajax und Leda sie auf Lärm im Erdgeschoss aufmerksam machte. Anna Lucretia erhob sich und ging eilig vom herzoglichen Zimmer zur Treppe der Eingangshalle. Sie erblickte unten eine Truppe schwerbewaffneter Soldaten – da lief schon eine große, schwarzgekleidete Gestalt die Stufen hoch. Sie traute ihren Augen nicht.
    »Hofrat Eck! Was macht Ihr hier um diese Zeit? Ist Doktor Weißenfelder etwas zugestoßen?«
    Eck blieb vor ihr stehen. Verständnislosigkeit und Misstrauen flackerten in seinem Blick auf.
    »Was soll meinem Kollegen widerfahren sein? Lasst mich durch, Fräulein von Leonsperg! Ich muss dringend zu Eurem Vater.«
    Er drängte sie zur Seite, ohne sich um sie zu kümmern. Sie folgte ihm mit wild pochendem Herzen, als er selbst die Tür aufstieß. Sabina war aufgesprungen und schien sich dem Eindringling entgegenstellen zu wollen, besann sich aber eines Besseren. Ludwig versuchte nicht einmal, seine Verärgerung hinter der üblichen fürstlichen Höflichkeit zu verbergen.
    »Zum Teufel, Eck, was soll dieses unziemliche Eindringen? Um diese Zeit? An diesem Tag? Ohne Ankündigung? Ein solches Benehmen würden sich weder mein Bruder noch der Kaiser höchstselbst erlauben. Verlasst diesen Raum auf der Stelle und kommt erst dann demütig zurück, wenn ich es für richtig halte!«
    Doch Eck, die langen mageren Arme auf der Brust verschränkt, tat keinen Schritt rückwärts.
    »Ich entschuldige mich untertänigst, Hoheit, und verstehe Eure Verärgerung. Die Angelegenheit jedoch, um die es geht, duldet keinen Aufschub, so heikel sie sein mag und so unwillkommen ihr Überbringer ist. Es ist meine schmerzhafte Pflicht, ungeachtet des Neujahrsfriedens heute Abend hier zu sein.«
    »Welche Angelegenheit?«, bellte Ludwig ihn an. »Sprecht und verschwindet dann!«
    Eck holte tief Luft.
    »In der Moosburger Kastuluskirche ist ein Mönch erdolcht worden. Seine Leiche haben meine Männer mitgebracht. Sein Mörder ist Doktor Widmannstetter, der verletzt entkommen konnte und wahrscheinlich Zuflucht in Landshut gesucht hat. Er war auf der Rückreise aus Württemberg, wo er als geheimer Bote eine Nachricht der Herzogin Sabina an ihren Sohn überbrachte. Hoheit! Die Herzogin von Württemberg bereitet einen Aufstand vor gegen ihren Gatten, dessen Ziel die Wiedereinführung des katholischen Glaubens und die Vernichtung von Herzog Ulrich ist, damit ihr Sohn dort die Herrschaft übernehmen kann. Hoheit! So sehr ich die lutherischen Abtrünnigen verabscheue, so entschlossen muss ich diesem Vorhaben entgegentreten. Würde ein solcher Aufstand gelingen, so bedeutete es das Ende des so schwer errungenen Friedens. Außerdem würde es zu einer Isolierung des Herzogtums Bayern im Reich führen.

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