Süßes Spiel der Sehnsucht
bestand die Gefahr, dass sie verführt wurde und womöglich guter Hoffnung zurückkehrte - und ohne Ehemann. So ärgerlich das Mädchen auch sein mochte, ein solches Los hatte es nicht verdient. Sybils Zukunft stand auf dem Spiel. Sollte sie allerdings unvernünftig genug sein, sich verführen zu lassen, weil sie glaubte, sie wäre verliebt, beging sie einen riesigen Fehler. Onslow war die Sorte Mann, der es ausschließlich um das eigene Wohlergehen ging, und selbst wenn er sie heiratete, würde Sybil als seine Frau ganz sicher nicht glücklich.
Arabella hasste den Gedanken, dass ein unschuldiges Mädchen der Gnade dieses Lumpen ausgeliefert war - selbst wenn es sich um die ärgerliche Sybil handelte. Außerdem stand Sybil unter ihrem Schutz, dachte sie wütend. Sie war für die Sicherheit ihrer Schülerinnen verantwortlich, und wie es schien, hatte sie versagt.
»Wir müssen sie irgendwie aufhalten«, sagte Tess und sprach damit aus, was sie alle dachten.
»Aber wie? «, fragte Jane.
»Ich werde ihnen umgehend nachreisen«, antwortete Arabella, die eine Hand an die Stirn legte, während sie angestrengt überlegte. »Sie haben fast vier Stunden Vorsprung, aber gewiss werden sie heute Abend in einem Gasthaus absteigen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Sybil bereit ist, in einer Kutsche zu schlafen. Wenn ich die Nacht durchfahre, könnte ich sie also einholen,
»Aber du wirst Hilfe brauchen«, wandte Tess ein. »Wäre Lord Danvers bereit, dich zu begleiten?«
Arabella nickte. »Das wäre er sicherlich, nur ist er heute in London, und ich vermute, dass er seine Kutsche genommen hat, weil es morgens nach Regen aussah. Ich werde Lady Freemantle bitten, mir ihre zu leihen und ein paar kräftige Diener mitzugeben. Sie sollten imstande sein, Mr. Onslow von seinen Plänen mit Sybil abzubringen.«
»Was ist, wenn er schon ... « Jane brach mitten im Satz ab und errötete.
Arabella wusste, was sie fragen wollte, doch Tess war es, die ihre Befürchtung aussprach. »Ihr schon die Unschuld genommen hat? «, fragte sie. »Sybil wäre noch dümmer, als wir glauben, wenn sie sich vor der Heirat von ihm anfassen ließe. Nein, sie ist verschlagen genug, diesen Trumpf möglichst lange in der Hand zu halten.«
»Ich traue ihm allerdings zu, sie zu zwingen«, bemerkte Arabella.
»Vielleicht doch ich denke nicht, dass er das riskiert«, wandte Tess ein. »Sybil ist sturköpfig und könnte sich weigern, ihn zu heiraten, wenn er sie zu nötigen versucht. Für sie ist dieses Durchbrennen wahrscheinlich ein Abenteuer, und sie wird sich kaum die Folgen klargemacht haben. Gewiss denkt sie, so ihren Vater überreden zu können, Onslow als Schwiegersohn zu akzeptieren. Der mag ein Lebemann und Verschwender sein, dennoch wird er in den meisten Kreisen als Gentleman anerkannt und wäre eine gute Partie für eine Kaufmannstochter.«
Jane verzog unglücklich das Gesicht. »Aber selbst wenn Mr. Newstead sich letztlich mit der Ehe abfindet, wird sich unser Institut nicht von dem Skandal erholen,
»Ich weiß«, stimmte Arabella ihr ernst zu. Alles, was sie sich in den letzten drei Jahren erarbeitet hatten, wäre ruiniert.
Als sie nichts weiter sagte, sah Tess sie prüfend an. »Möchtest du nicht lieber warten, bis Seine Lordschaft zurück ist? «
Zweifellos würde sie es vorziehen, auf Marcus zu warten, doch dazu war keine Zeit. »Nein, ich muss sofort losfahren, Tess. Falls überhaupt die Chance besteht, diese Sache geheim zu halten, dann muss ich Sybil wieder zurückgebracht haben, bevor jemand ihr Fehlen bemerkt.«
»Vielleicht sollte ich mit dir kommen«, bot Tess an.
»Ich halte es für besser, wenn ich allein fahre«, erwiderte Arabella. »Meine Abwesenheit hier wird nicht weiter auffallen, aber wenn wir beide fort sind, merkt es gewiss jemand. Roslyn und Lily werden hier bleiben und morgen wie gewohnt zur Kirche gehen, um den Schein zu wahren.«
»Und wie erklären wir Sybils Fehlen?«, fragte Jane.
Diese Frage beantwortete Tess. »Wir können sagen, dass sie krank geworden ist und Arabella mit ihr nach London zu Lady Freemantles Arzt gefahren ist. «
»Ja, das wäre eine Lösung«, sagte Jane. Vorausgesetzt, du findest Sybil und kannst die Heirat verhindern.«
»Oh, ich werde sie finden«, versprach Arabella entschlossen. Sie hatte nicht vor, sich oder das Institut von dem unmöglichen Mädchen in Verruf bringen zu lassen. »Und ich werde die Heirat verhindern, selbst wenn ich dafür Winifreds Dienern befehlen
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