Süßes Spiel der Sehnsucht
einholte.
Nach einer Weile schweiften Arabellas Gedanken ab und wandten sich einem gänzlich anderen Thema zu, nämlich ihrer Wette mit Marcus.
Sie rieb sich die kalten Arme, starrte ins Feuer und fragte sich, ob er eine Verlängerung fordern würde, nachdem sie heute gar keine Zeit mit ihm verbracht hatte und bis morgen vielleicht nicht zurück war. Gleichzeitig kam die Erinnerung an ihr Stelldichein im Mondschein zurück ... wie Marcus sie im Stehen genommen hatte, glühend vor Leidenschaft.
Arabella stieß einen verärgerten Laut aus und verdrängte diese unerwünschten Gedanken. Dann wandte sie sich vom Herd ab.
Plötzlich überkam sie eine Welle schierer Erschöpfung, und da sie heute Abend ohnehin nichts mehr ausrichten konnte, beschloss sie, sich ins Bett zu legen und zu versuchen, ein wenig zu schlafen. Bei dem Gewitterlärm würde es sicher nicht einfach, denn der Regen prasselte gegen die Läden, während der Wind ums Haus herum heulte.
Arabella ignorierte den Krach, so gut sie konnte, und zog sich ihr Kleid, die Unterröcke und das Korsett aus, um in ihrem Hemd zu schlafen. Ein Nachthemd hatte sie ja nicht dabei. Als sie gerade eine Wolldecke um sich geschlungen hatte, hörte sie ein leises Klopfen an der Tür. Da sie die Wirtsfrau erwartete, die ihr ein Abendessen und Glühwein brachte, ging Arabella öffnen. Zu ihrer Verblüffung rief die Frau von draußen: »Mylady? Ihr Gatte ist eingetroffen. «
Gatte?, dachte Arabella verwundert.
Sie zog die Decke noch fester um sich und öffnete die Tür einen Spalt, um hinauszusehen.
Dann riss sie die Augen weit auf, zunächst vor Überraschung und schließlich vor Freude, denn dort auf dem Korridor stand Marcus. Das nasse schwarze Haar klebte ihm am Kopf, der Schulterkragen seines Mantels troff vor Nässe, und seine Stiefel waren voller Schlamm. Die Ledersatteltaschen, die er über einem Arm trug, waren ebenfalls durchnässt, wie auch sein hoher Kastorhut.
Als er ihr zulächelte, bekam Arabella weiche Knie vor Glück, zumal sie erst jetzt begriff, dass er ihr den ganzen Weg nachgeritten war. Ihn zu sehen machte sie nicht bloß froh, was schon seltsam genug war, sondern mit einem Mal schien auch all ihre Müdigkeit und ihre Sorge verflogen.
»Ah, da bist du ja, meine Liebe«, sagte er, stieß die Tür weiter auf und schritt an ihr vorbei ins Zimmer. »Ich bin froh, dass ich dich endlich gefunden habe.«
Fünfzehntes Kapitel
Es ist schändlich wie unfähig ich bin, ihm zu widerstehen.
Arabella an Fanny
Nachdem er seinen Hut und seine Satteltaschen auf dem Tisch abgelegt hatte, drehte Marcus sich zu Arabella um und betrachtete ihr wunderschönes Gesicht mit einer Mischung aus Wut und Erleichterung. Er war erleichtert, dass sie es sicher durch das üble Gewitter geschafft hatte und er sie einholen konnte. Und er war wütend, weil sie sich ganz allein auf diese gefährliche Reise begeben hatte, ohne einen Gedanken an ihre Sicherheit zu verschwenden.
Wenigstens leugnete sie vor den Wirtsleuten nicht, dass er ihr Ehemann war. Offensichtlich begriff Arabella, dass diese Lüge nötig war, um ihren Ruf zu schützen, denn sie lächelte. »Ich hatte nicht erwartet, dass du mir folgst, Liebster. «
»Mir war nicht recht, dass du solch eine lange Reise ohne meinen Schutz unternimmst, Liebes«, erwiderte Marcus angespannt.
»Aber ich wollte nicht, dass du dir so viele Umstände machst. «
Als er ihr in die Augen sah, entgegnete Arabella seinen Blick vollkommen ruhig.
Ein zaghaftes Räuspern erinnerte Marcus daran, dass sie nicht allein waren. Die Wirtsfrau stand immer noch vor der offenen Tür.
Die Frau nickte zu dem Tablett, das sie trug. »Ich habe hier einen Glühwein für Ihre Ladyschaft, Mylord, und etwas zu essen.«
»Stellen Sie es bitte auf den Tisch«, sagte Marcus.
»Ich kann Ihnen mehr bringen, wenn Sie wünschen.«
»Das wird nicht nötig sein. Ich bin sicher, dass meine Frau gern mit mir teilt.«
»Selbstverständlich«, stimmte Arabella freundlich zu.
Die Wirtsfrau kam herein und stellte ihr Tablett neben die Satteltaschen auf den Tisch. Als sie sich zum Gehen wandte, sagte sie: »Wenn Sie Ihre Stiefel vor die Tür stellen, Mylord, kann ich sie bis morgen reinigen und polieren lassen."
Marcus blickte irritiert hinab auf seine ruinierten Stiefel. »Ich bezweifle, dass die noch zu retten sind. Aber ich' möchte Sie bitten, bei Sonnenaufgang ein Frühstück für uns zu bereiten. Wir wollen in aller Frühe aufbrechen.«
»Sehr
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