Süßes Spiel der Sehnsucht
wirklich nicht. Ich werde mich nicht in ihn verlieben. «
»Aber wehtun könnte er dir trotzdem«, gab Roslyn zu bedenken. »Überleg es dir gut, Arabella. Wenn du so weitermachst, wird dir am Ende womöglich keine andere Wahl bleiben, als Lord Danvers zu heiraten. Du kannst dir keinen Skandal leisten - es sei denn, du willst den Ruf unseres Instituts aufs Spiel setzen. Sollte deine Indiskretion bekannt werden, wäre eine Heirat dein einziger Ausweg. «
Wenngleich Arabella es ungern zugab, hatte Roslyn recht. Sie schluckte. Ja, sie hatte willentlich für den momentanen Genuss, mit Marcus zusammen zu sein, einen Skandal riskiert.
»Bitte, denk nach, Arabella«, flehte Lily. »Du willst doch nicht genötigt sein, ihn zu heiraten, um deine Reputation zu retten.«
»Schlimmer noch«, fügte Roslyn leise hinzu, »ist die Aussicht, in einer Ehe wie der von Mama und Papa zu leben. Sollte der Earl dich nicht lieben, könnte er dir das Leben ebenso zur Hölle machen, wie es unser Vater mit unserer Mutter tat.«
»Ich weiß«, murmelte Arabella. »Mein Verhalten war unverantwortlich. Aber es wird nicht wieder vorkommen.«
»Hoffentlich nicht«, sagte Lily mit echter Verzweiflung in der Stimme. »Wenn du nicht auf der Hut bist, wird er dich verführen. Und du willst doch nicht wie Mama enden, die einem Charmeur zum Opfer fiel und damit die ganze Familie ins Verderben stürzte.«
Diese Bemerkung traf Arabella wie ein Hieb. Tat die das? Sie starrte ihre jüngste Schwester hilflos an, vollkommen entsetzt von dem Gedanken, sie könnte im Begriff sein, dasselbe zu tun wie ihre Mutter.
»Ist es dazu gekommen, Arabella?«, fragte Roslyn noch leiser. »Lässt du dein Herz über deine Vernunft siegen, wie Mama es getan hat? «
Arabella schüttelte ernst den Kopf. »Nein, mein Herz hat nichts mit alldem zu tun. Ich kenne Marcus noch keine zwei Wochen, also viel zu kurz, als dass ich mich in ihn verliebt haben könnte.«
»Vielleicht kannst du gar nicht anders«, wandte Lily ein. »Zweifellos setzt er auf deine weibliche Schwäche und ist überzeugt, dich verführen zu können. Er spielt mit deinem sinnlichen Begehren - und er hat eindeutig Erfolg.«
Das konnte Arabella schlecht leugnen, hatte sie sich doch selbst bereits unzählige Male genau davor gewarnt. Sie hob eine Hand an ihre Schläfe. »Ich leugne nicht, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle, aber das ist reine Sinnlichkeit, sonst nichts. «
»Dann solltest du ihm lieber ganz fernbleiben«, riet Roslyn. »Sinnlichkeit ist kein solides Fundament für eine Ehe. Sie kann schnell vergehen, und was bleibt dann noch?« Roslyn zögerte und sah Arabella mitfühlend an. »Es wäre vielleicht anders, bestünde die Chance, dass ihr euch lieben könntet.«
Es war wenig überraschend, dass Roslyn diese Möglichkeit in Betracht zog. Grundsätzlich war sie weniger gegen die Ehe eingenommen als Lily. Sie war allerdings fest überzeugt, dass zunächst Liebe vorhanden sein musste, sollte ein Bund fürs Leben halten.
»Das bezweifle ich«, antwortete Arabella. »Er ist nicht an einer Liebesheirat interessiert, sondern will eine Vernunftehe mit einer anständigen Frau, die ihm Erben schenkt.«
»Dann musst du diese Sache umgehend beenden.«
»Ja«, pflichtete Lily ihr bei. »Du darfst nicht riskieren, dich in ihn zu verlieben, Belle. Liebe macht uns zu Narren, die blind sind für j edwede Vernunft! «
Arabella nickte zustimmend. Roslyn war die weiseste von ihnen dreien, weshalb ihre Einschätzung der Situation gewiss richtig und vernünftig war. Lily hingegen argumentierte ihren Gefühlen entsprechend. Wildfang, der sie sein mochte, war sie doch diejenige von ihnen, die unter dem Fortgang der Mutter am schlimmsten gelitten hatte.
Ausnahmsweise stimmte Arabella in diesem Moment eher Lily zu. Die Liebe konnte eine Frau verletzlich machen und anfällig für Sinnestrübungen. Arabella wusste nur zu gut, welche Schmerzen sie verursachte, aus eigener Erfahrung wie aus dem, was sie an ihrer Mutter miterlebte. Victoria Loring hatte sich verliebt und deshalb ihre Familie zerstört ...
»Ihr habt natürlich recht«, murmelte Arabella.
Offensichtlich traute Lily ihr nicht. »Wir können versuchen, dir zu helfen, ihm zu widerstehen, aber nur du kannst deine Gefühle für ihn bändigen, bevor das Ganze zu weit geht. «
»Ich weiß. « Sie konnte und sie würde nicht erlauben, dass sie sich in Marcus verliebte. Trotzig streckte sie die Schultern durch. »Mach dir keine Sorgen um mich, Lily.
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