Süßes Spiel der Sehnsucht
muss, Onslow zu überwältigen, damit ich Sybil an den Haaren nach Hause schleifen kann.
Ohne Zeit zu verschwenden, suchte Arabella nach ihren Schwestern und weihte sie in ihren Plan ein. Zum Glück hatten sie keine Einwände, so ungern sie Arabella auch allein fahren ließen. Aber Roslyn und Lily begriffen, dass absolute Diskretion geboten war, weshalb sie sich bereit erklärten, in der Schule zu bleiben und nach außen hin ein möglichst normales Bild zu wahren.
Als Nächstes fuhr Arabella in ihrem offenen Wagen zum Freemantle-Anwesen. Sie hoffte, so schnell wie möglich aufbrechen zu können, allerdings hatte sie dabei nicht bedacht, wie ihre Freundin reagierte.
Nachdem Winifred sich angehört hatte, was Arabella erzählte und worum sie sie bat, schüttelte sie energisch den Kopf, »Das ist ein ausgesprochen närrisches Vorhaben, meine Teure. Du willst ihnen allein hinterherjagen? Nein, auf keinen Fall. Du musst Danvers die Angelegenheit regeln lassen.«
»Er ist aber nicht hier, um sie zu regeln, Winifred«, wandte Arabella ein, die von Winifreds Weigerung überrascht war. »Er ist in London. «
»Dann warte, bis er wieder zurück ist. «
Arabella versuchte, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen. »Ich kann nicht warten. Sybil steht unter meiner Obhut, Winifred. Ich bin für ihr Wohlergehen verantwortlich, und sie könnte in Gefahr sein.«
»Du bringst dich selbst in Gefahr, wenn du ihr nachhetzt. Lass dir von Danvers helfen. Er ist schließlich dein Vormund. «
»Nicht mehr lange. Nächste Woche wird er meine Schwestern und mich aus seiner Vormundschaft entlassen. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. «
Winifred betrachtete sie streng. »Du kannst nicht allein und schutzlos quer durch England reisen, Arabella.«
»Ich werde deinen Kutscher und einen Diener von dir bei mir haben, die mich beschützen.«
»Lord Danvers kann einiges mehr ausrichten als ein paar Bedienstete.«
Das könnte er ganz gewiss, stimmte Arabella ihr im Stillen zu. Sie wünschte sich ja auch, dass Marcus da wäre, um ihr zu helfen. Andererseits war sie nicht gerade versessen darauf, wer weiß wie lange mit ihm in einer geschlossenen Kutsche zusammenzusitzen. Dadurch würde ihre Willenskraft über Gebühr strapaziert.
Und ungeachtet ihrer eigenen Wünsche oder Vorbehalte, konnte sie keinen weiteren Aufschub riskieren.
»Ich habe nicht vor, hier zu stehen und mit dir zu streiten, Winifred. Wenn du mir nicht helfen willst, werde ich mir an der Poststelle eine Kutsche mieten.«
Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt, wurde jedoch von Winifred zurückgehalten. »Na schön, du kannst meine Kutsche und meine Diener haben. Solltest du allerdings in Schwierigkeiten geraten, meine Teure, dann sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
»Werde ich nicht«, versprach Arabella.
Eine Viertelstunde später sank sie in die Samtpolster, während Lady Freemantles Kutscher die Pferde antrieb. Fünf kräftige Stallburschen und Diener begleiteten sie als Postillions und Vorreiter, und Arabella atmete erleichtert auf, nun endlich dem flüchtigen Paar nachreisen zu können.
Was Sybil getan hatte, war verwerflich, dachte Arabella, aber trotz ihrer Wut und ihrer Verärgerung über die unmögliche Schülerin fühlte sie zu einem gewissen Grade mit ihr.
Immerhin hatte das Mädchen eines mit ihr gemein: auch Sybil war außerstande, einem verführerischen Verehrer zu widerstehen.
Ihre Erleichterung währte indes nur wenige Stunden. Die Kutsche kam zunächst gut voran, erreichte Hammersmith zügig, wo fünf Hauptwege zusammenliefen, und war noch vor Einbruch der Dunkelheit nördlich von London auf der Straße nach Schottland angekommen. Danach gab es mehrere Verzögerungen, weil sie an jedem Gasthaus anhielten, um sich nach Sybil und ihrem schurkischen Verehrer zu erkundigen.
Da sie sowohl den Ruf des Mädchens als auch ihren eigenen schützen wollte, erfand Arabella eine Geschichte. Sie erzählte, Sybil wäre eine Cousine und sie beide wären auf dem Weg zu Sybils schwer erkrankter Mutter. Leider erinnerte sich keiner der Stallburschen oder Wirte an eine junge Dame mit schwarzem Haar, mit oder ohne Begleitung eines Gentlemans.
Als die Nacht hereinbrach, musste der Kutscher das Tempo deutlich drosseln, da das Mondlicht immer wieder von dicken Wolken getrübt wurde, die über den Himmel jagten. Dann, als sie kurz an einer Poststelle hielten, um die Pferde zu wechseln, warnten andere Reisende sie vor einem schweren Unwetter, das
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