Süßes Spiel der Sehnsucht
ein Stück weiter auf ihrer Strecke aufzog.
Zu Arabellas Verdruss erwiesen sich die Warnungen als berechtigt. Die Wolken nahmen beständig zu, und bald setzte ein böiger Wind ein, der die Kutsche buchstäblich durchrüttelte. Arabella nahm den Regengeruch schon wahr, bevor sie die ersten Tropfen auf das Kutschendach prasseln hörte.
Eine halbe Stunde später waren sie in einem dichten Gewitter mit strömendem Regen, der ihnen jede Sicht raubte, sowie fulminanten Blitzen und Donnerschlägen.
Noch heikler wurde es, als die Wagenräder auf dem matschigen Weg zu schlingern begannen. Arabella musste sich festhalten, um nicht durch das Kutscheninnere zu purzeln.
Ihre Anspannung wuchs umso mehr, als sie kurze Zeit später anhielten.
Der Kutscher klappte das kleine Fenster auf und musste rufen, damit sie ihn hörte, so laut war der Regen draußen. »Es hat keinen Zweck, Miss Loring! Wir müssen irgendwo einkehren, bis das Unwetter vorbei ist.«
Arabella nickte resigniert. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Suche vorerst abzubrechen und Unterschlupf zu suchen. Selbst wenn sie es schafften, nicht vom Blitz getroffen zu werden, riskierten sie immer noch einen Unfall und womöglich sogar Verletzte, sollte ihnen bei den unwegsamen Straßen ein Rad wegbrechen und die Kutsche umkippen.
»Schaffen wir es bis zum nächsten Gasthof, wo wir Über Nacht bleiben können? «, rief sie zurück.
»Ja, ein oder zwei Meilen weiter ist das Duck & Bill. Weiter als bis dahin kann ich die Pferde aber nicht treiben. Die sind schon zu unruhig.«
Wie um seine Worte zu bestätigen, zuckte in diesem Moment ein greller Blitz über den Himmel, gefolgt von einem krachenden Donnergrollen, und die Pferde stürmten wild vorwärts.
»Tun Sie, was Sie können«, drängte sie den Kutscher und hielt sich wieder fest, als der Wagen vorruckte.
Zum Glück konnte der Kutscher die Pferde zum Stehen bringen, doch nun kamen sie noch langsamer voran, weil zwei Postillions absteigen und die verängstigten Tiere von Hand durch das Gewitter führen mussten. Der viele Schlamm und der Regen machten das Gehen mühsam, und sie bewegten sich im Schneckentempo voran.
Arabella murmelte einen verärgerten Fluch vor sich hin. Die armen Diener und die Tiere taten ihr leid, weil sie schutzlos dem Unwetter ausgesetzt waren. Zweifellos lag Sybil derweil warm und trocken in einem Bett in einem Gasthof und schlief selig, während sie hier Leib und Leben riskierten, um das Mädchen einzuholen.
Es grenzte an ein Wunder, dass sie es heil bis zum Duck & Bill schafften, wo sie schließlich in den verlassenen Stallhof trotteten. Der Regen fiel nach wie vor in Strömen, und als einer der Diener die Kutschentür öffnete, wurde sie ihm von einer Windböe aus der Hand gerissen und mit solcher Wucht wieder zugeschlagen, dass Arabella erschrak.
Sie hüllte sich so gut es ging in ihren Umhang, war aber trotzdem vollständig durchnässt, bis sie im Gasthof war - bibbernd vor Kälte. Der Gastwirt und seine Frau nahmen sie freundlich auf und versprachen, sich um ihre Diener und die Pferde zu kümmern, während sie Arabella das letzte freie Schlafgemach gaben.
Eine private Stube war nicht mehr verfügbar, weil der Gasthof vollständig mit gestrandeten Reisenden gefüllt war.
Ihr fehlendes Gepäck erklärte Arabella damit, dass sie nicht vorgehabt hatte, über Nacht zu rasten, und erzählte wieder die Geschichte von ihrer schwerkranken Tante. Als sie nach ihrer »Cousine« Sybil fragte, erfuhr sie allerdings, dass ein Paar, auf das die Beschreibung von Sybil und Onslow passte, drei Stunden zuvor hier die Pferde getauscht und zu Abend gegessen hatte. Wenigstens wusste Arabella nun, dass sie auf dem richtigen Weg war.
Die Frau des Gastwirts führte sie nach oben in ein kleines, gemütliches Schlafzimmer und machte ein Feuer im Herd an. Als sie wieder hinausging, sagte sie Arabella, dass sie ihr gleich etwas zu essen und heißen Glühwein bringen würde. Bald wärmte das knisternde Feuer den Raum ebenso wie Arabella.
Sie legte ihren nassen Umhang und die schlammverkrusteten Schuhe und Strümpfe ab und breitete alles vor dem Feuer zum Trocknen aus. Zum Stillsitzen war Arabella viel zu unruhig. Rastlos lief sie vor dem Herd auf und ab und fühlte sich furchtbar ohnmächtig. Das Unwetter hatte ihre Pläne durchkreuzt, Sybil noch heute Nacht zu finden. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass die beiden auch vom Gewitter aufgehalten wurden. Und sie betete, dass sie das Paar am nächsten Tag
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